Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)
Die Nebenprodukte und das Abwasser von der Mühle werden gesammelt und zu Biogas verarbeitet, mit dem dann eine Dampfturbine für den Betrieb der Raffinerie geheizt wird. Wir tun, was wir können, um uns aus der Abhängigkeit vom Erdöl zu befreien.«
»Lasst uns in der Bäckerei ein paar Currypasteten holen«, schlug Martine vor, die das alles schon hundertmal gehört hatte.
Sie stiegen aus und vertraten sich die Beine. Als Shane und Peter dann die Bäckerei betraten, wurden sie von einer jungen und einer alten Verkäuferin herzlich begrüßt. Während sie auf ihre Bestellung warteten, kam der Geschäftsführer, ein Inder um die fünfzig, und zeigte seinen Chefs stolz die makellos saubere Backstube. Julie hatte den Eindruck, dass man vom Boden hätte essen können. Hier blitzte alles, die Arbeitsflächen waren steril, und die Angestellten trugen Gummihandschuhe, Haarnetze und Baumwollüberzüge über den Schuhen.
»Egal, wann man kommt, immer ist alles blitzblank«, flüsterte Martine Julie zu. »Genau wie in den Produktionsanlagen.«
Mit strahlendem Lächeln überreichte die ältere Verkäuferin Shane und Peter warme Currypasteten. Sie stellten ihr die Cousine aus Australien vor, worauf die Frau Julies Hände in die ihren nahm – ein eindeutig herzliches Willkommen.
Draußen sagte Shane: »Mrs. Seetos Familie ist schon seit den Tagen unseres Großvaters hier. Ihre Mutter hat schrecklich unter den Japanern gelitten, und wir haben uns immer um sie gekümmert. Jetzt arbeitet ihre ganze Familie hier, und sie hilft immer noch gern in der Bäckerei aus. Die jüngere Frau ist ihre Enkelin.«
Beim Stichwort Krieg erinnerte sich Julie wieder an Marjories Geschichte. »Bette hat in Penang gelebt, und jetzt wohnt Marjorie dort«, überlegte sie. »Auch wenn die eine wohl erst kam, als die andere schon fort war, ist es doch ein merkwürdiger Zufall.«
Julie blieb noch einen Tag auf der Plantage. Sie wollte für ihre Mutter, die sich an ihre Zeit als kleines Kind auf Utopia kaum noch erinnern konnte, ein paar Fotos machen. Peter fuhr sie herum und hielt schließlich an einer langen Palmenallee, wo sich trockene Wedel in ordentlichen Stapeln häuften und die Früchte kreisförmig um den Stamm der abgeernteten Palmen aufgeschichtet waren. Er schritt an ein paar Bäumen entlang und blieb dann vor einem stehen, unter dem einzelne rote Früchte und Samen am Boden lagen.
»Wenn die ersten Früchte herunterfallen, wird es Zeit, den Baum abzuernten. Jede Fläche muss täglich kontrolliert werden. Die Ölpalmen kennen keine Saison, die Früchte reifen das ganze Jahr über.«
»Mit sechstausend Leuten hier könnt ihr auch schlecht auf die Ernte warten«, meinte Julie.
»Arbeit gibt es immer. Shane und ich kommen jeden Tag raus, machen unsere Runde und reden mit den Verwaltern und ihren Helfern. So lernen wir unsere Leute kennen. Unser Vater hat immer gesagt, der beste Dünger sind die Fußabdrücke des Chefs.«
»Wie viele Palmen habt ihr auf Utopia?«
»Etwa fünf Millionen. Und jede ist in ihrem Areal numeriert. Wenn es also irgendwo ein Problem gibt oder der Forschungs- und Entwicklungsabteilung etwas auffällt, wissen wir sofort genau, um welchen Baum es geht.«
»Was ist das für eine Box?«, fragte Julie. »Sieht aus wie ein Briefkasten.«
Peter lachte. »Eine Pheromonfalle. Die größte Plage auf der Plantage ist der Nashornkäfer. Hier, schau, ein hässliches Tier.« Er hob einen Käfer vom Boden auf, der so lang wie seine Handfläche war und tückische Zangen hatte. »Die Kiste lockt mit den Duftstoffen weiblicher Käfer, so dass die Männchen reinkriechen. Wenn die Kiste voll ist, wissen wir, dass sich in dem Gebiet zu viele Käfer tummeln und wir spritzen müssen. Wenn man den Bestand nicht ständig unter Kontrolle hält, können diese Käfer ausgewachsenen Palmen in kürzester Zeit den Garaus machen.«
Auf dem Rückweg zum Auto deutete Julie auf junge Palmen, die auf einem Feld mit grüner Bodenvegetation standen. »Und das dort drüben?«
»Diese Palmen sind drei Jahre alt, aber wir lassen sie erst Früchte tragen, wenn sie größer und kräftiger sind. Mit der Ernte hat es keine Eile, denn immerhin trägt ein gesunder Baum etwa fünfzig Jahre lang. Die Bodendecker haben wir angepflanzt, damit die Feuchtigkeit nicht so rasch verdunstet und um die Erosion aufzuhalten. Außerdem sehen die Blumen dazwischen hübsch aus.«
Von der Abfüllanlage, wo das gehaltvolle rötliche Öl in makellos hygienischer
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