Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Titel: Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
Vom Netzwerk:
Wirtschaftsfaktor ist. Natürlich gibt es Probleme, weil der Dschungel gerodet wird, um all die vielen Plantagen anzulegen, aber auf Utopia versuchen wir ethische Gesichtspunkte zu berücksichtigen. Mein Vater hat die Entscheidung, auf Palmöl umzustellen, nach Großvaters Tod getroffen. Großvater Roland war ein echter Kautschukmann, und obwohl er bereits vor dem Krieg mit Palmöl experimentiert hat, hätte er es nie über sich gebracht, sich ganz auf Ölpalmen zu verlegen. Dad hingegen entschied, es sei an der Zeit für diesen Schritt, wollte die Sache aber richtig anpacken.«
    »Um eine gut geführte Plantage aufzubauen, muss man eine Menge investieren, außerdem braucht man Organisationsgeschick und Weitblick«, erklärte Peter. »Wir versuchen deutlich zu machen, dass es uns nicht nur um den Profit geht, wir wollen den Einheimischen auch zu besseren Lebensbedingungen verhelfen. Das behauptet zwar auch die Regierung, aber es ist nun mal ein komplizierter Balanceakt zwischen Wirtschaftlichkeit und Wachstum einerseits und Ökologie und Waldschutz andererseits.«
    »Das Thema hat viele Aspekte, da gibt es keine einfachen Antworten«, ergänzte Shane.
    »Und was ist von den Kampagnen zu halten, die zum Boykott von Produkten mit Palmöl aufrufen?«, fragte Julie.
    »Wir sind Mitglied einer internationalen Organisation, des Runden Tischs für den nachhaltigen Anbau von Palmöl. Ziel ist es, die umweltverträglichsten Anbaumethoden zu fördern und unsere Produkte entsprechend zu kennzeichnen, damit der Verbraucher weiß, was aus nachhaltigem Anbau stammt«, berichtete Peter.
    »Ehrlich gesagt – würden wir uns nicht auf nachhaltige Produktion festlegen, würden andere sich auch nicht mehr um Standards und Auflagen scheren. Dann würden sie den Dschungel einfach für weitere Plantagen abholzen, ohne dass die Gesellschaft etwas davon hätte oder die langfristige Rentabilität gesichert wäre«, sagte Shane.
    »In letzter Zeit wird auch eingeräumt, dass es mit den Rodungen für die Palmölproduktion nicht so weitergehen kann«, erzählte Peter. »Die Regierungen zahlen den Bauern inzwischen Entschädigungen, wenn sie das Land nicht roden, und stellen ihnen Geld für andere Projekte zur Verfügung. Und natürlich wird so auch der Handel mit Kohlendioxidzertifikaten möglich. Das ist eine gute Sache, solange nicht korrupte Politiker oder bestimmte Interessengruppen ihre Hände im Spiel haben.«
    »Ziemlich kompliziert, das alles«, meinte Julie. Sie zweifelte nicht an der Aufrichtigkeit ihrer Cousins, sah aber beide Seiten der Medaille, insbesondere nach dem, was sie bei den Iban gelernt hatte.
    »Julie, du hast die Besuchertour auf der Plantage mitgemacht, vielleicht möchtest du jetzt auch mehr über die geschäftliche Seite erfahren«, meinte Shane.
    Martine blickte auf. »Halt ihr keine Vorlesungen, Shane. Lass Julie ihre letzten Tage bei uns genießen.«
    »Nein, das interessiert mich wirklich«, widersprach Julie. »Immerhin hat unser gemeinsamer Urgroßvater die Plantage gegründet, ich möchte also schon wissen, wie sie funktioniert.«
    »Jetzt habt ihr aber genug von der Arbeit geredet«, entschied Martine und schlug ihre Zeitschrift zu. »Erzähl uns lieber, Julie, was du von Marjorie über deine Großtante erfahren hast.«
    Julie schilderte in aller Kürze, wie Bette sich aufgeopfert hatte, um Philip im Kriegsgefangenenlager durchzubringen. »Schade, dass ich nicht mehr über Bette weiß! Es lässt sich so wenig herausfinden. Meine Mutter hat zwar ein paar Kindheitserinnerungen an ihre Tante, aber dann ist Bette spurlos aus ihrem Leben verschwunden.«
    »Wie das? Nach allem, was die Frau mit dem kleinen Jungen durchgemacht hat, hätte ich gedacht, dass die beiden ihr Leben lang eng verbunden bleiben. Das klingt reichlich undankbar«, meinte Martine.
    »Laut meiner Mutter wurde Bette von der Familie geächtet, weil sie einen Chinesen geheiratet hat«, erklärte Julie.
    »Das kann ich gar nicht glauben«, rief die weltläufige Martine. »Shane, du hast mir doch erzählt, dass zum engsten Freundeskreis deines Großvaters auch viele Malaysier, Chinesen und Inder gehörten. Warum sollte seine Familie da eine solche Ehe missbilligen?«
    »Meine Großmutter hat Bettes Mann verabscheut«, fuhr Julie fort. »Angeblich ist sie nie über die Schande hinweggekommen, dass ihre Schwester ein ›Schlitzauge‹ geheiratet hat.«
    »Aber die Tsangs waren sehr einflussreiche Leute. Großvater zufolge war es eine warmherzige und

Weitere Kostenlose Bücher