Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)
wird Ihnen gefallen. Und vielleicht kommen Sie ja ein andermal wieder hierher zu uns? Selbstverständlich als unser Gast. Ich habe Ihnen auch meine Telefonnummer und E-Mail-Adresse aufgeschrieben.«
»Wie wär’s, wenn ich ein Foto von Ihnen beiden mache?«, bot Christopher an.
Julie gab ihm ihren Fotoapparat, und er fotografierte die beiden Frauen, die sich gegenseitig den Arm um die Schultern legten.
»Nun, dann möchten wir Sie nicht länger aufhalten«, sagte Christopher. »Aber es war ungeheuer interessant.«
»Die Hochzeit ist also abgesagt?«, lächelte Carla verschmitzt.
»Ich fürchte, ja. Morgen fliege ich zurück nach Australien, und Christopher bleibt hier. Er arbeitet in Butterworth«, antwortete Julie.
Carla schüttelte Christopher die Hand. »Rufen Sie mich doch mal an, damit wir zusammen Tee trinken können. Ich werde Ihnen eine exklusive Führung durchs Rose Mansion geben. Die Sammlungen scheinen Sie zu interessieren.«
»Danke. Das würde mich sehr freuen.«
»Mir würde das auch gefallen«, sagte Julie. »Dann eben beim nächsten Mal. Und ich bringe meine Mutter mit … falls es recht ist?«
»Aber bitte doch.« Carla umarmte sie kurz. »Wir bleiben in Kontakt.«
Als der Inder das Tor für sie öffnete, warf Christopher einen Blick auf seine Armbanduhr. »Wir waren nur eine Stunde drin. Mir kam es ewig vor.«
»Ja, mir auch. Und irgendwie irreal. Ich kann es gar nicht fassen, dass Bette noch lebt. Sobald ich im Hotel bin, rufe ich meine Mutter an und erzähle ihr die Neuigkeiten.«
»Ich hoffe, du hast Gelegenheit, deine Tante persönlich kennenzulernen. Und dass sie so ist, wie du es erwartest.«
»Christopher, ich bin dir so dankbar, dass du uns ins Rose Mansion eingeschleust hast. Sonst hätte ich das alles nie erfahren.«
»Dafür darfst du mich heute Abend auf einen Drink einladen.«
»Aber gern.« Julie lächelte. »Um sieben in meinem Hotel?«
Abends klopfte Christopher an ihre Zimmertür.
»Komm rein, Chris. Ich telefoniere gerade mit meiner Mutter. Auf dem Tisch stehen ein paar Knabbereien und eine Flasche Wein.«
Das Telefon fest ans Ohr gepresst, wies Julie auf den Wein in einem eisgefüllten Kühler und den kleinen Teller mit Horsd’œuvres. Christopher goss ihr ein Glas ein und reichte es ihr, dann nahm er sich eine Olive, trat ans Fenster und blickte auf die Wolkenkratzer, die sich rundum erhoben.
Julie versuchte den Redestrom am anderen Ende der Leitung zu unterbrechen. »Ja, ich weiß. Es ist unglaublich. Und ich bin ganz deiner Meinung, wir sollten ihr zuerst schreiben. Hör mal, Mum, ich muss jetzt aufhören, ein Freund ist gekommen … natürlich. Ja, ich hab Fotos vom Rose Mansion gemacht, von außen. Und von Carla auch. Gut, ich ruf dich morgen noch mal an, bevor ich losfahre. Ja … ganz außerordentlich. Danke. Dir auch alles Liebe.« Sie legte auf. »Entschuldigung, aber Mum war so aufgeregt und wollte alles ganz genau wissen. Puh, nach dem Glas Wein hab ich geradezu gelechzt. Prost.«
Sie stießen miteinander an.
»Hast du es Shane und Peter schon gesagt?«, fragte Christopher.
»Ich hab sie angerufen, aber nicht erreicht. Nur Martine, die versprochen hat, es ihnen zu erzählen.«
Er hob das Glas. »Da bist du ja ganz schön weit gekommen auf deiner Reise.« Er trank einen Schluck. »Ich hoffe, wir bleiben in Verbindung. Um nichts in der Welt möchte ich die nächste Folge der Großtante-Bette-Saga verpassen.«
»Natürlich. Ich werde dich mit E-Mails überschütten.« Plötzlich wurde Julie klar, wie nah ihre Abreise bevorstand. Und obwohl sie sich vorgenommen hatte, irgendwann nach Malaysia zurückzukehren, war sie nun doch bestürzt darüber, sich schon so bald von Christopher verabschieden zu müssen. »Ich nehme an, dass du nicht ewig in Malaysia bleibst?«
Er zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich nicht mehr lange. Als Angehöriger der Luftwaffe bestimmst du nicht selbst über dein Leben. Du darfst nur hin und wieder ein bisschen mitreden. Aber du kommst doch sicher mal wieder nach Penang, stimmt’s?«
»Ja, schon, aber wann? Ich habe einen Job, und mein Urlaub für dieses Jahr ist aufgebraucht. Allerdings war die Zeit hier in Malaysia einfach phantastisch. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich hier so viel … so viel finden würde!« Sie breitete die Arme aus. »Irgendwie überirdisch. Meine Cousins, die Plantage, Rose Mansion, Carla, und jetzt Bette – quicklebendig, wie es scheint.«
»Und mich. Oder hab ich keine Chance
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