Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)
wahrscheinlich dein Leben lang gemalt und gezeichnet?«, fragte Julie.
»Das stimmt. Und ich habe auch gern geschrieben. Es hätte mir Spaß gemacht, Kinderbücher zu illustrieren. Aber nach meiner Heirat musste ich mich mit anderen Dingen beschäftigen.«
Suzie kam mit dem Teetablett herein und stellte es auf den Tisch. Bette lächelte ihre Gäste an. »Bitte, bedient euch. Und jetzt erzählt mir von euch. Bist du verheiratet, Julie? Hast du Geschwister? Bist du eine Karrierefrau?«
»Ich habe einen interessanten Beruf als Marketing Consultant, das heißt, ich helfe Firmen, sich besser auf dem Markt zu plazieren, bin also ziemlich viel unterwegs«, sagte Julie. »Und ich bin solo. Mein Bruder Adam ist verheiratet und wohnt in den Adelaide Hills.«
»Seine Frau erwartet mein erstes Enkelkind, und ich bin ganz aufgeregt deswegen«, fügte Caroline hinzu.
»Und du, Caroline, lebst immer noch in Brisbane?«, fragte Bette.
»Ja, in unserem alten Haus. Mein Mann war beruflich einige Jahre anderswo tätig, und als wir zurückkamen, sind wir bei Mutter eingezogen. Paul war es recht, weil das Haus so schön und so groß ist. Wir haben uns dann bis zu Mutters Tod um sie gekümmert. Julie hat den Großteil ihres Lebens dort verbracht.«
»Eine schöne Tradition, wenn man die Verbindung hält zu dem Ort, wo man zur Welt gekommen und aufgewachsen ist«, stimmte Bette zu. »Ich habe wohl unbewusst meine Bindungen an dieses Haus gekappt, als ich in Malaysia geblieben bin. Aber ich habe mich oft gefragt, was aus dem alten Haus in Brisbane mit dem Blick auf die Bucht geworden ist. Alte Häuser wie Bayview werden allzu oft abgerissen. Deshalb ist es für mich wichtig zu wissen, dass das Rose Mansion noch steht und dass es so liebevoll restauriert wurde.«
»Als ich herausgefunden hatte, dass Rose Mansion das Heim deiner Familie war, musste ich an unser Haus in Brisbane denken. Sie sind beide völlig verschieden, aber für unsere Familien jeweils etwas ganz Besonderes«, sagte Julie.
»Deshalb kämpfen wir zurzeit darum zu verhindern, dass unser Haus in Brisbane wegen einer Umgehungsstraße abgerissen wird«, sagte Caroline.
»Das wäre ja schrecklich. Was für eine Tragödie, wenn das schöne alte Haus zerstört würde« rief Bette. »Gut, dass ihr etwas tut, um es zu retten. Ich hoffe, ihr habt Erfolg. Mit dem Haus sind so viele Erinnerungen verbunden. Glaubt ihr, dass ihr es schafft?«
»Mum gibt jedenfalls ihr Bestes«, sagte Julie.
»Mal sehen«, meinte Caroline. »Immerhin haben wir Neuigkeiten, die Mut machen. Offenbar gab es früher schon einmal einen ähnlichen Plan in der Gegend, der aber fallen gelassen wurde. Wenn wir die Gründe dafür herausfinden, könnten wir vielleicht erreichen, dass auch dieser Plan verworfen wird.«
»Dann hättet ihr wenigstens Gewissheit«, meinte Bette.
»Genau. Wir haben einen gescheiten jungen Mann, der uns unterstützt und gut im Recherchieren ist. Wir hoffen, dass David in alten Akten der Bezirksverwaltung fündig wird. Und durch David haben wir auch erfahren, dass du ein Buch über die Iban geschrieben hast«, sagte Caroline. »Da haben wir zum ersten Mal von deinen Abenteuern in Sarawak gehört«, fuhr sie mit einem Lächeln fort. »Wir waren schwer beeindruckt.«
»Meine Güte!«, rief Bette. »Ich hätte nicht gedacht, dass es noch ein Exemplar davon gibt. Die Zeit bei den Iban war eine großartige Erfahrung.«
»Die Widmung für Philip hat mir gefallen. Warum hast du das Buch unter dem Namen Oldham veröffentlicht und nicht Tsang?«, wollte Caroline wissen.
Bette nippte nachdenklich an ihrem Tee. »Ich wollte Philip wissen lassen, dass ich ihn nicht vergessen habe. Er war so ein lieber kleiner Junge. Und was den Namen betrifft: Die Familie meines Mannes war ziemlich konservativ. Ich wollte sie nicht in Verlegenheit bringen, deshalb habe ich unter meinem Mädchennamen über meine Abenteuer geschrieben.« Sie richtete sich auf und bat Julie, ihr nachzuschenken. Dann lehnte sie sich wieder zurück und verschränkte die Hände über der Seidenbluse, die sie zu einem farbenprächtigen Rock trug. »So, nachdem ihr mir jetzt von euch erzählt habt, dürft ihr mir Fragen stellen.«
Caroline sah ihre Tochter an. »Wo fangen wir an?«
Julie hatte sich das schon überlegt. »Tja«, sagte sie, »ich würde gern wissen, wie du und Margaret in Singapur getrennt worden seid. Auf Langkawi habe ich Marjorie Carter kennengelernt, die noch Marjorie Potts hieß, als sie mit dir im
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