Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)
Schnappschüsse dabei!«
»Super. Könntest du sie mir mailen? Mum und Dad würden sie bestimmt auch gern sehen«, erwiderte Julie.
»Und ich bin neugierig, wie Bette so ist.« David rückte näher. »Und was sie dazu sagt, dass der Lebensraum der Orang-Utans immer mehr eingeschränkt wird.«
Julie nickte und schüttelte die Erde von ihren Gartenhandschuhen. »Ich weiß nicht, ob sie bei diesen Themen noch so auf dem Laufenden ist. Immerhin ist sie fast neunzig. Aber jetzt muss ich mich frisch machen. Bis dann.« Sie hüpfte an ihm vorbei die Treppe hinauf, wich ihrer Mutter aus und verschwand im Haus.
»Warum warst du so schroff zu David?«, mahnte Caroline, als er weg war.
»Mum, er geht mir auf die Nerven. Er ist so penetrant. Merkt er nicht, dass ich nicht interessiert bin?«
»Du kannst einem Burschen nicht vorwerfen, dass er sein Glück versucht«, meinte ihr Vater.
»Außerdem verdanken wir es David, dass wir überhaupt von Bette wissen. Und er hat uns bei der Kampagne gegen die Umgehungsstraße hervorragend unterstützt«, ergänzte ihre Mutter.
»Ja, ich weiß. Betrachte ihn doch einfach als deinen Freund und nicht als meinen«, sagte Julie.
»Ich hoffe nur, dass er uns nach diesem Besuch weiterhin unterstützt«, meinte Caroline spitz.
»Ach, ich glaube, der hat ein dickes Fell.« Ihr Vater grinste Julie an.
Zwei Wochen später rief Caroline an, um zu berichten, dass Bette sich erneut gemeldet hatte.
»Sie schreibt, dass sie viel zu tun hat, weil sie noch für ihre Ausstellung malt. Kannst du dir das vorstellen? Dazu muss sie ja eine sichere Hand und sehr gute Augen haben.«
»Hoffen wir mal, das ist erblich«, meinte Julie. »Und was hält sie von einem Treffen?«
»Sie schreibt nur, dass sie sich über unseren Brief gefreut hat. Anscheinend ist ihr nicht klar, wie neugierig wir auf sie sind.«
»Und wenn wir einfach unangekündigt in Cairns auftauchen? Wann ist denn ihre Ausstellung?«
»Das erwähnt sie nicht. Hättest du denn demnächst Zeit, in den Norden zu fahren? Vielleicht hast du ja Klienten in Cairns, die du aufsuchen könntest?«, fragte Caroline.
»Eher nicht. Mein Schwerpunkt liegt mehr in Melbourne.«
»Wir könnten sie doch einfach mal anrufen«, schlug Caroline vor.
»Warum nicht? Und ihr sagen, dass wir gern zu ihrer Ausstellung kommen würden.«
»Bette war ganz reizend, als ich angerufen habe«, berichtete Caroline. »Wir haben nicht lange gesprochen, doch sie hat mir gesagt, dass sie allein lebt, aber eine Haushaltshilfe hat, die jeden Tag kommt. Die Vernissage ist in drei Wochen, an dem langen Wochenende, so dass wir nach Cairns fliegen könnten. Aber es wäre natürlich prima, wenn du dir zusätzlich noch einen Tag freinehmen könntest.«
»Ich hoffe schon. Um diese Jahreszeit ist es wunderschön da oben. Vielleicht bekommt Dad auch frei und kann mitkommen«, meinte Julie. »Donnerwetter, bin ich gespannt darauf, die alte Tante Bette zu treffen, nachdem ich gelesen habe, wie sie als abenteuerlustige junge Frau Orang-Utans beobachtet und mit den Iban im Dschungel gelebt hat!«
Julie freute sich sehr auf die Reise nach Cairns mit Caroline und Paul. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie zuletzt zu dritt weggefahren waren.
»Was sagt denn Adam zu unserem kleinen Familienausflug?«, fragte Julie, als sie neben ihren Eltern im Flugzeug saß.
»Ehrlich gesagt, ist es ihm wohl egal. Deine Fotos aus Malaysia hat er kaum eines Blickes gewürdigt. Das Baby nimmt ihn voll und ganz in Anspruch«, sagte Caroline.
Sie belegten eine Zweizimmersuite in einem kleinen, europäisch angehauchten Hotel.
»Ziemlich mediterran, stimmt’s? Ein schöner Pool, und die Suite ist riesig«, stellte Caroline fest.
»Für meinen Geschmack zu viele griechische Statuen«, bemerkte Paul. »Aber die Urnen mit den Blumen sind hübsch.«
»Und es liegt zentral«, sagte Julie. »Lasst uns einen Spaziergang machen und ein bisschen die Stadt erkunden.«
»Ohne mich. Ich werde es mir hier draußen mit einem Bier gemütlich machen.« Ihr Vater ließ sich auf einen Liegestuhl auf dem Balkon sinken. »Vielleicht gehe ich später in den Pool.«
Julie und Caroline machten einen Ladenbummel, aßen in einem Straßencafé einen Salat, schlenderten die Promenade entlang und suchten fürs Abendessen ein Bistro aus.
Als sie wieder ins Hotel kamen, zeigte ihnen Paul die kostenlose Stadtzeitung, die er in der Suite auf dem Couchtisch gefunden hatte. »Hier ist eine Ankündigung ihrer Ausstellung
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