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Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Titel: Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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herrschte Chaos. Wir fürchteten, das Schiff zu verpassen, aber Margaret wollte ihr Hab und Gut keinesfalls zurücklassen. Also packte Hamid alles in Gils winziges Auto, und Gil bestand darauf, dass Hamid Margaret fahren sollte, er würde sich um Philip und mich kümmern. Das war in Ordnung, denn Margaret hatte seit ihrem Autounfall immer noch Probleme mit ihrem Knöchel und konnte nicht weit laufen.
    Also fuhr Hamid mit Margaret und dem Gepäck los, während Gil, Philip und ich zu Fuß gehen wollten, bis wir ein Transportmittel fanden. Schließlich überredete Gil einen Rikschafahrer, uns für ein Bündel Geldscheine in seinem Gefährt mitzunehmen. Offensichtlich hatte der Fahrer Angst vor den Bomben, aber Geschäft war Geschäft. Überall rannten Leute panisch durch die Gegend, Krankenwagen und Armeelaster kamen kaum voran, weil auf den Straßen so ein Gedränge herrschte. Dichte Rauchschwaden hingen über brennenden Häusern, Sirenen schrillten, und es herrschte ein heilloses Durcheinander. Ich war ebenso verängstigt wie Philip. Inzwischen hatte Hamid schon einen großen Vorsprung. Als wir gerade einen Bombenkrater umrundeten, erfolgte ein weiterer Angriff. Unmittelbar vor uns explodierte eine Bombe, ein Gebäude stürzte ein, und die Trümmer blockierten die Fahrbahn. Mit der Rikscha konnten wir weder vor noch zurück. Also nahm Gilbert Philip auf den Arm und mich an der Hand, wir rannten los und drängten uns durch die Menge. Gil führte uns wieder die Straße hinauf und versuchte über Gässchen und Nebenstraßen zum Kai hinunterzugelangen. Aber es war kein Durchkommen. Plötzlich hielten uns britische und australische Soldaten auf und erklärten, wir sollten nach Hause gehen. Gil ließ sich nicht beirren, mit Philip auf dem Arm machte er kehrt und fand schließlich einen Weg zum Kai. Aber das Schiff, das wir nehmen wollten, war nicht mehr da.«
    »Margaret jedoch hatte es an Bord geschafft«, schloss Caroline.
    Bette rieb sich die Augen. »Ja. Die arme Margaret! Später hat sie mir erzählt, dass sich auf dem Kai schreckliche Szenen abspielten, und als der letzte Bombenangriff erfolgte, entschied der Kapitän, es sei zu gefährlich, noch länger zu warten. Der Landungssteg wurde eingezogen, und das Schiff legte ab. Margaret hatte keine Ahnung, wo wir waren und ob wir überhaupt noch lebten. Aufgrund der Umstände erfuhr ich erst Jahre später, dass ihr Schiff unversehrt nach Australien gelangt war.«
    Caroline und Julie starrten Bette wortlos an.
    »Wie hast du dich gefühlt, als dir klarwurde, dass das Schiff ohne dich und Philip losgefahren war? Was habt ihr gemacht?«, fragte Julie.
    »Gilbert hat die Sache in die Hand genommen.«
    »Offenbar wusste er sich immer zu helfen«, meinte Caroline.
    »Ja, er war sehr findig«, erwiderte Bette bewegt. »Gil hat uns gerettet. Er trieb einen malaiischen Händler auf, der mit seiner Familie auf einer Dschunke fliehen wollte. Als ihm Gil ein Bündel Scheine gab, ließ er auch uns an Bord. Wir befanden uns in einer Flottille kleiner Schiffe und fuhren nach Süden in Richtung Niederländisch-Ostindien. Keiner von uns ahnte, wie weit die Japaner vordringen würden, und Gil dachte, wir könnten auf Java ein Schiff nach Australien besteigen.
    In der ersten Nacht ankerten wir vor einer kleinen, anscheinend unbewohnten Insel. Auf Licht versuchten wir zu verzichten, nur Gilbert und der Händler wateten mit Fackeln ans Ufer und fingen einige große Krebse, die wir auf einem Petroleumkocher am Heck der Dschunke kochten. An diese köstliche Mahlzeit musste ich während der mageren Zeiten im Lager noch oft denken. Wir hatten in einer Mangrovenbucht geankert, die Moskitos setzten uns zu, und Philip und ich verkrochen uns unter einer Segeltuchplane, während Gil aufblieb und Wache hielt. Am Morgen war Philip unausgeschlafen und ziemlich weinerlich. Gil nahm ihn beiseite und erklärte ihm, er wisse, wie er sich fühlte, aber er müsse jetzt ein Mann sein und alles tun, was ich ihm sagte, bis wir nach Hause zu seinen Eltern kämen. Dieses Gespräch von Mann zu Mann wirkte Wunder, und ich war ewig dankbar, weil Philip sich danach solche Mühe gab, mir nicht zur Last zu fallen.«
    Caroline schüttelte den Kopf. »Ich frage mich, wie ich in einer so schrecklichen Lage zurechtgekommen wäre.«
    »Man weiß nicht, wie viel Kraft man hat, bis man sie braucht«, erwiderte Bette.
    »Aber ihr seid nicht nach Java gekommen?«, fragte Julie.
    »Nein. Wir haben versucht, zwischen den kleinen

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