Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)
gehen bankrott, wenn die sich durchsetzen. Damit gerät die Stabilität der Gesellschaft in Gefahr.«
»Ja, der Krieg hat so manches ins Wanken gebracht«, sagte Bette nachdenklich.
»Auch wenn ich nicht im Kampfgebiet war, in Australien war es auch nicht leicht«, gab Margaret gereizt zurück.
Da forderte Caroline wieder Aufmerksamkeit, Ho brachte Kuchen und Tee, und der Krieg wurde nicht mehr erwähnt.
Ein paar Tage später saßen Roland und einige alte Freunde mit Stengah-Gläsern auf der Veranda und redeten über die aktuelle politische Lage. Mit Entsetzen hatte Bette beobachtet, dass jeder Gast in Begleitung eines malaiischen Hilfspolizisten erschien und sein Gewehr in die Ecke stellte, ehe er Roland die Hand schüttelte. Sie saß im Schatten neben den Stufen, sah Caroline beim Spielen zu und lauschte interessiert dem Gespräch.
»Keine Ahnung, warum sie nach diesem kommunistischen Aufstand den Notstand ausgerufen haben. Für mich ist das schlicht und einfach Krieg«, brummte ein alter Freund von Eugene.
»Weil«, erklärte Roland geduldig, »unsere Verluste nicht von Lloyd’s bezahlt werden, wenn wir es Krieg nennen. Und das würde dir auch nicht passen.«
»Aufstand, Notstand, es ist trotzdem ein Krieg gegen uns Briten«, erwiderte der alte Pflanzer. »Als Chin Pengs Anhänger vor zwei Jahren die Plantagenverwalter in Perak umgebracht haben, haben wir uns keine Gedanken gemacht. War eine böse Sache. Aber jetzt gerät die Situation wirklich außer Kontrolle. Diese Terroristen drohen den Arbeitern, ihre Dörfer zu überfallen, wenn sie nicht streiken. So haben wir jetzt auch noch Scherereien mit unseren eigenen Leuten.«
»Es gibt nicht mehr so viel Arbeit wie früher, und die Nahrungsmittel sind teuer. Das macht die Lage auch nicht gerade einfacher«, meinte Roland. »Aber die Regierung bemüht sich, die malaiische Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen.«
»Die Propaganda, die die Roten verbreiten, ist ausgemachter Blödsinn. Hohe Löhne und Unabhängigkeit für alle, was für ein Unfug«, ereiferte sich der Pflanzer. »Wir sind auf unseren Anwesen mit Flutlicht, Hunden und Gewehren gerüstet, sollen sie ruhig kommen.«
»Mir wäre ein offener Kampf lieber«, warf ein jüngerer Mann ein. »Diese Terroristen verstecken sich im Dschungel und schlagen überraschend zu, sie schleichen um die Dörfer herum und erpressen von den Einheimischen Lebensmittel und Unterstützung. Man kriegt sie nicht zu fassen.«
»Die Lage ist sehr ernst, und ich für meinen Teil würde mich ohne Sicherheitsleute nicht allzu weit ins Gelände wagen«, erklärte ein anderer Nachbar und deutete auf die malaiischen Hilfspolizisten, die unterhalb der Veranda saßen. »Ich finde, Armee und Polizei machen ihre Sache gut.«
»Sie haben den Special Air Service reaktiviert, bei dem ich während des Krieges in Indien gearbeitet habe«, sagte Roland. »Spezialisiert auf Aufklärung, Aufstandsbekämpfung, Nachrichtendienst und so weiter. Jetzt soll er gegen die Kommunisten im Dschungel eingesetzt werden.«
»Willst du dich freiwillig melden, Roland?«
»Nein, ich habe genug damit zu tun, meine Familie und die Plantage zu schützen. Im Krieg hatte ich mit einigen Kommunisten zu tun, und es besteht kein Zweifel, dass sie entschlossen sind, aus Malaya ein kommunistisches Land zu machen.«
»Dann hoffen wir mal, dass sie schnellstens erledigt werden. Ich bin es leid, im Konvoi zu fahren, ständig ein Gewehr dabeizuhaben und jeden Tag, wenn ich die Plantage inspiziere, eine andere Route nehmen zu müssen. Und dann auch noch die Sperrstunde! Wenn man zwischen sieben Uhr abends und sechs Uhr morgens zu Hause sein muss, kommt man ja nirgends mehr hin. Ich kann schon froh sein, dass ich es heute Nachmittag bis zu dir geschafft habe, Roland. Und es können doch nicht mehr als acht- bis zehntausend Rote da draußen sein, die uns das Leben sauer machen«, meinte ein anderer Nachbar.
»Das stimmt. So viele sind es nicht, also sollte sich die Sache bald regeln lassen«, sagte Roland. »Schön, wer trinkt noch einen Schluck, bevor ihr losmüsst? Ho! Noch eine Runde.«
Als Bette mit Philip die Plantage erkundete, fiel ihr auf, dass sich das Verhalten und die Einstellung der Arbeiter unterschwellig verändert hatten. Carolines Amah Ah Min flüsterte ihr zu, dass die Lage außerhalb der Plantage nicht gut sei. Im Kampong, erzählte sie, werde wild darüber spekuliert, wer die Kommunisten unterstütze und wer nicht, außerdem kursierten
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