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Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Titel: Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Schutzkleidung«, riet Roland. »Hier unter diesen Bäumen gibt es ziemlich heimtückische Mücken.«
    Tatsächlich trugen die Arbeiter langärmelige Jacken und lange Hosen oder Saris mit Baumwollblusen. Bei ihrer Arbeit hatten sie außerdem Hüte auf dem Kopf und Tücher ums Gesicht geschlungen. Viele hatten sich auch Baumwollhandschuhe übergestreift, und jetzt wusste Margaret, warum.
    »Gezapft wird am frühen Morgen, wenn es kühl ist«, erklärte Roland, als sie weiterfuhren. »Die Sammler ritzen die Rinde auf einer Seite spiralförmig an und fangen die austretende Kautschukmilch in einem Behälter auf. Wenn die Sonne höher steht, gerinnt der Milchsaft, und der Fluss versiegt. Am frühen Nachmittag kann man die Behälter einsammeln, was gerade geschieht. Danach wird die gegenüberliegende Seite des Baumes angeritzt, während die andere verheilt.«
    »Und was passiert dann mit dieser Kautschukmilch?«, wollte Margaret wissen.
    »Sie wird in Formen gegossen, geräuchert und getrocknet und anschließend zu sogenannten Sheets gewalzt, die wir exportieren. Der Dampfer, der zwischen Port Swettenham und Singapur verkehrt, hatte eine Menge von unserem Kautschuk geladen«, berichtete Roland.
    Was für eine seltsame, unheimliche Welt ist das, dachte Margaret, während sie zusah, wie Roland in seine Baumwolljacke schlüpfte und den Tropenhelm aufsetzte, an dem eine Art Schleier angebracht war, den er sich zum Schutz vor den Moskitos über das Gesicht zog. Wenn die Mücken hier wirklich so eine Plage sind, so überlegte sie, beherzige ich wohl besser Eugenes Rat und nehme jeden Tag Chinin, damit ich nicht etwa Malaria bekomme. Außerdem wollte sie Roland bitten, Fliegengitter für die Schlafzimmerfenster zu besorgen, denn in der Nacht zuvor hatte sich eine Mücke ins Moskitonetz verirrt.
    Zwei oder drei Tage später fuhr sie mit Roland wieder hinaus. Sie sah, wie er eine lange Kautschukbaumreihe entlangwanderte und in den grünen Schatten verschwand. Offenbar gefiel ihm diese Gleichförmigkeit, die exakte Ausrichtung der Bäume. Margaret fragte sich, ob er als Kind mit Zinnsoldaten gespielt und sie in Reih und Glied hatte aufmarschieren lassen.
    »Entschuldige, meine Liebe, ich hoffe, du langweilst dich hier nicht. Aber wenn ich keine Kontrollen mache, werden die Arbeiter nachlässig. Sie schneiden entweder nicht tief genug, so dass keine Kautschukmilch herauskommt, oder so tief, dass der Baum abstirbt. Heute nehme ich dich mal zum Fluss mit, da wird es dir gefallen.« Roland warf seinen Hut auf den Sitz des Lastwagens.
    »Hast du dich eigentlich auch mal verirrt?«, fragte Margaret. »Hier sieht doch alles so gleich aus.«
    Verdutzt sah er sie an, dann lachte er. »Um Himmels willen, nein. Ich kenne jeden Baum. Seit ich laufen gelernt habe, treibe ich mich auf dieser Plantage herum!«
    Margaret war angenehm überrascht, als sie den Fluss erreichten. Sie fuhren an dem Räucherhaus vorbei, in dem der Milchsaft verarbeitet wurde, und hielten an einer Werkstatt und einem kleinen Lagerhaus, das im Schatten einer Mangrovenpalme stand. Im Grunde war es nur ein halboffener Schuppen, in dem man den Kautschuk aufrollte und stapelte, ehe er flussabwärts verschifft wurde. Schließlich gelangten sie zu einem soliden Anlegeplatz, den es offenbar schon seit vielen Jahren gab. Abgesehen von ein paar schattenspendenden Bäumen, hatte man das Flussufer gerodet und in der Nähe ein kleines Vorratslager errichtet.
    »Dort bewahren wir all die Waren auf, die per Schiff angeliefert werden«, sagte Roland. »Es ist immer abgeschlossen, aber Ho hat einen Schlüssel, falls wir Nachschub für den Haushalt brauchen. Eventuell können wir Ah Kit auch einen geben, dann kann er dir alles holen, was du benötigst. Einmal im Monat können sich die Arbeiter hier auch mit Reis und Zucker und anderen Dingen des täglichen Bedarfs eindecken.«
    »Der Fluss ist hübsch«, stellte Margaret fest, während sie über die weite braune Wasserfläche blickte, die auf der gegenüberliegenden Seite von dichtem Dschungel gesäumt war. »Können wir hier mal eine Bootsfahrt machen? Hast du ein Boot?«
    »Es gibt hier mehrere Langboote, kleine Praue und eine Motorbarkasse flussaufwärts in der Nähe des Dorfs. Wir veranstalten mal ein Picknick mit einer Bootsfahrt. Trommeln den Club zu einem Ausflug zusammen. Es ist gut für alle, wenn sie dich mal kennenlernen.«
    »Was ist das für ein Club?«, erkundigte sich Margaret.
    »Im Grunde sind es unsere Freunde und

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