Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)
verbergen. Die Küche im hinteren Teil war so primitiv – der Herd sah aus, als sei er aus einem Benzinkanister gebastelt worden. Sie war froh, dass sie nicht damit arbeiten musste.
»Wo sind die Toilette und das Badezimmer?«, fragte Margaret.
»Leider haben wir nur ein Plumpsklo. Aber es wird täglich geleert.« Roland öffnete eine schmale Tür, und Margaret verschlug es vor Schreck den Atem.
Das Badezimmer bestand aus einem schmucklosen würfelförmigen Holzkabäuschen, wobei zwischen den Latten auf dem Boden teilweise Lücken klafften – breit genug, dass Schlangen durchkriechen konnten, wie Margaret grimmig feststellte. Neben einer Metallwanne stand ein großer Keramikkrug, und an der Wand hing eine Schöpfkelle aus einer halben Kokosnussschale.
»Leider kein heißes Wasser«, meinte Roland unbekümmert. »Man gießt sich mit der Kelle das Wasser aus dem Krug über den Körper. Es ist immer kalt, daher recht erfrischend. Und wenn du mal ein warmes Bad willst, besorgt dir die Amah heißes Wasser.«
Der Bungalow verfügte über drei Schlafzimmer. Wie im Haupthaus gab es auch hier einen Schlafplatz im Freien mit mehreren Bambusliegen, deren Beine auf kerosingefüllten Untertassen standen.
»Das hält Ameisen und Käfer fern«, erläuterte Roland. »Manchmal machen Leute hier Zwischenstation, wenn sie im Distrikt herumreisen. Dr. Hamilton, der Bezirksverwalter und seine Frau, wenn sie dabei ist, übernachten natürlich im Herrenhaus.«
Ihr Schlafzimmer war einfach möbliert, doch immerhin hing ein großes Moskitonetz über dem robusten, mit Schnitzwerk geschmückten chinesischen Bett. Ein Standspiegel, ein Frisiertisch, darauf eine kleine Vase mit einem Strauß frischer Blumen, ein Kleiderschrank und eine reich verzierte geschnitzte Truhe am Fußende des Bettes vervollständigten die Einrichtung. Die Fenster hatten Läden, keine Vorhänge, und auf dem blanken, cremefarben gestrichenen Dielenboden lag ein hübscher indischer Bettvorleger.
Wohn- und Esszimmer gingen ineinander über, wodurch ein großer Raum mit vielen Sitzmöbeln und einem langen Tisch entstand. Er war bei weitem nicht so gemütlich, wie Margaret es gewohnt war, doch verglichen mit all dem Zierat und dem Nippes, mit dem Winifreds Haus vollgestopft war, wirkte dieser Raum großzügig und aufgeräumt.
»Schön viel Platz, und angenehm kühl«, stellte Margaret fest.
»Oh, ich bin mir sicher, du wirst dem Zimmer eine persönliche Note geben«, meinte Roland. Dann fügte er ernst hinzu: »Aber manches muss noch ein bisschen warten. Fürs Erste kommen wir doch so ganz gut zurecht, nicht wahr? Wenn du Gäste zu bewirten hast, leih dir das Nötige einfach aus dem Haupthaus aus. Aber jetzt möchte ich dir Ah Kit, unseren Hausdiener, vorstellen. Er kümmert sich um alles, aber hab ein Auge auf das übrige Personal und pass auf, dass sie uns nicht allzu sehr beklauen.« Er senkte die Stimme. »Und sei nicht zu nett zu ihnen. Höflich, aber bestimmt. Du weißt, was ich meine.«
»Ähm, ja, ich denke schon«, antwortete Margaret.
Ah Kit war Chinese und jünger als Eugenes Hausdiener, etwa in Rolands Alter. Seine dunklen Augen wirkten aufgeweckt und wissbegierig, und stets spielte ein Lächeln um seine Lippen. Anscheinend waren der weiße Kittel und die schwarze Hose, die er trug, hier eine Art Uniform. Mit einer Verbeugung sagte er: »Ich freue mich sehr, Ihnen zu dienen, Mem.«
»Danke«, erwiderte Margaret.
»Wünschen Sie Tee? Ah Kit lernt schnell, was Mem mag und nicht mag.«
»Später, Ah Kit. Ich führe die Mem noch herum«, sagte Roland. Als sie weggingen, erklärte er Margaret: »Du musst ihm Anweisungen geben, was du wie haben möchtest, er hat eine sehr rasche Auffassungsgabe.«
»Kocht er auch?«, fragte Margaret.
»Nein, dafür ist Cookie zuständig. Cookie ist Malaie und Muslim, deshalb rührt er Schweinefleisch nicht an. Manchmal streitet er mit den anderen wegen Kochutensilien, die für die Zubereitung von Schweinefleisch verwendet worden sind und so. Aber das lernst du alles noch. Komm, jetzt machen wir eine kleine Spritztour, und ich zeige dir ein paar von unseren besseren Arealen.«
Obwohl sie von Queensland her mit großen Entfernungen und ländlicher Weite vertraut war, staunte Margaret über die Größe der Plantage. Kilometerweit fuhr Roland an Kautschukalleen entlang, hielt von Zeit zu Zeit an und inspizierte die Bäume oder unterhielt sich mit den Kautschukzapfern.
»Bleib im Wagen, du trägst keine
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