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Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Titel: Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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was nachzuholen. Mach doch nach dem Frühstück einen Spaziergang durch Charlottes Garten. Sie ist sehr stolz darauf, und ich habe mich bemüht, ihn in ihrer Abwesenheit in Schuss zu halten«, meinte Eugene, während er aufstand. Sogleich trat Ho vor und rückte den Stuhl zurück, um ihn anschließend unter den Tisch zu schieben.
    »Wie geht es Mrs. Elliott und ihrer Mutter?«, fragte Margaret, unsicher, wie sie ihre Schwiegermutter, die sie noch nie gesehen hatte, ansprechen sollte.
    »Es ist natürlich nicht leicht. Aber Charlotte ist sehr tapfer«, erwiderte Eugene.
    »Probier mal das Obst aus Mutters Garten. Die Papayas sind köstlich«, sagte Roland, ehe er sich ebenfalls erhob, ihr einen flüchtigen Kuss gab und Eugene nach draußen folgte.
    Als Margaret sich umdrehte, lächelte Ho sie erwartungsvoll an. »Ja, gern, ich liebe sie. Zu Hause nennen wir sie Pawpaw. Und ich hätte gern noch Tee, bitte.«
    Nach dem Frühstück kehrte Margaret ins Gästezimmer zurück, um ihren Sonnenhut zu holen. Dort stellte sie fest, dass bereits ihr Bett gemacht, alles aufgeräumt und ihr Koffer neu gepackt worden war.
    Bevor sie in den Garten ging, wollte sie erst einmal das Haus erkunden. Es gab ein Wohnzimmer für besondere Anlässe und eine Bar, in der Fotos von Kricketmannschaften hingen. Von dort gelangte man in ein Esszimmer mit Teakholzmobiliar, der Raum daneben diente Eugene anscheinend als Büro. Die Wände waren dort mit verschiedenen präparierten Tierköpfen geschmückt, unter anderem von Ebern und Hirschen. Weiter hinten im Flur führte eine Tür zum Elternschlafzimmer samt einem kleinen Ankleideraum. Auf einer Seite der beschatteten Veranda befand sich eine Schlafgelegenheit im Freien.
    Hinter dem Esszimmer sah Margaret ein kleines freistehendes Gebäude. Beim Näherkommen stellte sie fest, dass es sich um die Küche handelte. Sie war mit einem massiven Holzherd, einem langen Holztisch und einer Spüle sowie einer großen Vorratskammer ausgestattet. Ein Chinese in Baumwollhose und einem locker geschnittenen ärmellosen Hemd hackte Gemüse auf einem schweren Holzblock. Erstaunt sah er auf, als Margaret hereinkam. Plötzlich tauchte von dort, wo Margaret die Wäscherei und die Unterkünfte der Bediensteten vermutete, Kim auf.
    »Entschuldigung, Mem, brauchen Sie etwas? Kim bringt Ihnen«, sagte Kim und führte Margaret aus dem Bereich, der offensichtlich den Dienstboten vorbehalten war, hinaus.
    »Nein, danke. Ich habe nur den Weg zum Garten gesucht.«
    »Ich zeige Ihnen, bitte folgen.« Kim wies auf die Tür, die zum hinteren Garten führte.
    »Danke.« Margaret schlenderte über das Gras zu einem umzäunten Areal mit farbenfrohen Sträuchern, zwei großen blühenden Bäumen, etlichen Papayabäumen und einem Küchengarten. Was jedoch ihre Aufmerksamkeit erregte, waren einige an einen Zaun gebundene Pfähle, die riesige Blumensäulen mit korallen- und feuerroten Miniaturorchideen trugen. Winifred wäre bestimmt begeistert gewesen, da sie selbst Orchideen in Töpfen zog und hingebungsvoll pflegte. Diese Orchideen hier schienen aber prächtig zu gedeihen, obwohl sich niemand um sie kümmerte.
    Die Küche und der Dienstbotenbereich waren durch einen Bambuszaun von Haus und Garten abgeschirmt. Durch den Zaun erspähte Margaret eine eiserne Waschwanne, mehrere Eimer, einen Tonkrug und eine einfache Feuerstelle mit einer großen flachen Pfanne, wie sie sie von den Straßenhändlern kannte. Ein paar Rattanstühle standen da, und es gab zwei winzige Zimmer, in denen wohl einige der Hausangestellten wohnten. Auf einer Leine hing Wäsche. Das, schloss Margaret, war offensichtlich kein Ort, an dem sich eine Mem aufhielt.
    Sie machte kehrt und ging ums Haus herum zur Einfahrt, wo Eugenes schwarzes Oldsmobile unter dem Säulenvorbau mit Ziegeldach und üppig blühenden Weinranken stand. Von außen wirkte das Haus mit seiner Konstruktion aus Holz und Stein ziemlich imposant.
    Neben dem Säulenvorbau sprossen üppige Pflanzen. Die Zufahrt zum Haus führte um ein kleines kreisförmiges Gartenstück, ehe sie in eine schmale unbefestigte Straße überging. Es gab keinen Zaun, kein Tor und keine Begrenzung zwischen dem Haus und der roten Lateritstraße, die beiderseits von Palmen gesäumt war. In der Ferne sah Margaret dicht bewaldete Hügel. Und als sie sich zur Straße hin wandte, erblickte sie zum ersten Mal ein Gelände mit jungen Kautschukbäumen.
    Ein Inder, der im Garten arbeitete, richtete sich auf und winkte ihr zu.

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