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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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getan?“, fragte
    Emma. Doch Isi wiederholte nur immer wieder den Namen des Medizinmanns. Als
    Emma zwischen den Hütten nach ihm suchte, konnte sie ihn nicht finden, und
    niemand wusste ... oder sagte ihr, wohin er gegangen war.
    In der folgenden Nacht
    schlief sie kaum. Jedes Mal, wenn sie im Sessel neben Pauls Bett einzunicken
    drohte, sprang sie auf und ging im Zimmer umher, um sich wach zu halten. Sie
    wischte sein Gesicht ab, rückte seine Kissen zurecht. Sein Atem hetzte, als
    fliehe er vor dem Tod. Sein Körper kämpfte erbittert gegen den Feind, der ihn
    in die Knie zwingen wollte. Doch wie lange würde Paul diesen Kampf noch
    durchstehen? Sie betete für ihn. Er durfte nicht sterben! „Herr, das darfst du
    nicht wollen!“ Sie merkte, dass ihr Ton schärfer wurde, dass sie wütend wurde.
    „Herr, das darfst du nicht wollen!“ Jeder Schlag des Uhrpendels kam ihr vor,
    als würde Gott ihr einen strafenden Schlag versetzen.
    Diesmal hatte der Morgen
    nichts Tröstliches: Als sie Pauls Gesicht in der Dämmerung ansah, erschrak sie
    über die Blässe und die tiefen schwarzen Augenringe. Über Nacht war er um Jahre
    gealtert. Sein Herz schlug noch langsamer und schwächer, und als sie ihn
    ansprach und seine Wangen tätschelte, schlug er die Augen nicht auf. Auch John
    erschrak. „Wie geht es den Leuten draußen?“, fragte Emma. „Es scheint ihnen gut
    zu gehen, ja. Womöglich waren sie nicht so stark von der Krankheit betroffen
    wie Paul ...“
    Schon in der Nacht
    hatte sie über etwas nachgedacht, das sie vor zwei Tagen noch als vollkommen
    unmöglich und lächerlich bezeichnet hätte. Aber jetzt? Paul weigerte sich zu
    trinken, als sie ihm eine Tasse mit Tee an die Lippen hielt. Wenn nicht ein
    Wunder geschah, würde Paul die nächste Nacht nicht überleben. Aber: Vielleicht
    war ja schon ein Wunder geschehen? Hatte Gott durch Wirinun ein Wunder
    vollbringen lassen? Der Gedanke ließ sie nicht mehr los. Noch vor Mittag stand
    ihre Entscheidung fest. Sie bat John, bei Paul zu bleiben, und ging
    entschlossen hinaus.
    „Wo ist Wirinun?“,
    fragte sie One Leg, der vor einer Hütte hockte und auf etwas herumkaute. One
    Leg hob den Arm und zeigte auf ein paar Hütten. Sie nickte ihm zu und ging in
    die angegebene Richtung. Als sie näher kam entdeckte sie Wirinun. Er kniete auf
    der Erde und und malte rätselhafte
    Zeichen in den Sand. Wirinun hatte sie sicher längst bemerkt, dennoch würdigte
    er sie keines Blickes, sondern vertiefte sich weiter in die Zeichen vor sich.
    Sie ahnte, dass sie seinen Unmut auf sich ziehen würde, wenn sie ihn jetzt
    störte. Ungeduldig wartete sie und blickte auf die Linien und Punkte im Sand.
    Endlich hob der
    Medizinmann den Kopf und sah sie durchdringend an. Jetzt, jetzt musste sie
    sprechen, aber ... Und wenn es nicht Gott gewesen war, der sie zur Wirinun geschickt hatte, sondern – sie schluckte
    – Satan ? Ihre Knie begannen zu
    zittern. Unsinn!, schalt sie sich. „Wirinun, der Pastor ist krank“, brachte sie
    hervor und bemühte sich, mit fester Stimme zu sprechen. Wirinun bewegte sich
    nicht. Hatte er sie überhaupt gehört? Da hob er die Hand. Emma wartete. Doch er
    ließ die Hand wieder sinken, erhob sich und schritt in majestätischer
    Langsamkeit an ihr vorbei in Richtung der Häuser. Zögernd folgte sie ihm.
    „Herr, lass mich auf der Stelle tot umfallen, wenn ich Satan Gehör geschenkt
    haben sollte“, betete sie. Mitten auf dem Platz vor der weiß gekalkten Kirche,
    im Schatten der weißstämmigen Geisterbäume, blieb sie stehen. Wirinun hatte
    inzwischen die Palmen am Haupthaus erreicht. „Jesus Christus, ich vertraue
    dir“, murmelte sie und eilte ihm nach.

    John fuhr auf, als Emma
    und Wirinun das Schlafzimmer betraten. „Was willst du?“, herrschte er den
    Medizinmann an, bevor Emma ihn bitten konnte, hinauszugehen. Aus seinem Blick
    sprachen Ungläubigkeit und Entsetzen, doch schließlich verließ er das Zimmer,
    nicht ohne Emma noch zuzuzischen: „Das dürfen Sie nicht tun!“ Aber auch Emma
    wurde gleich darauf von Wirinun hinausgeschickt. Widerspruchslos ging sie
    hinaus, und Wirinun schloss die Tür hinter ihr. John schüttelte den Kopf.
    „Emma, ich kann das nicht zulassen!“ Er stand da, als wollte er die Tür
    eintreten. Sie stellte sich vor ihn. „Sie machen einen Fehler!“, sagte er. „Sie
    wissen doch selbst, Emma, wie Wirinun in der Kirche gestanden und Paul
    beobachtet hat! Wie können Sie ihm nur vertrauen? Wissen Sie denn,

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