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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Missionsstation übernehmen.“ Ein ganz
    bestimmter Augenblick tauchte in ihrer Erinnerung wieder auf: als er im
    Krankenbett lag und ihr ernst und feierlich von der Übernahme einer
    Missionsstation berichtet und sie dann gefragt hatte, ob sie seine Frau werden
    und ihn begleiten wolle. „Hast du mich nur geheiratet, weil du ...“ Sie konnte
    nicht weitersprechen. „Aber nein,
    Emma!“ Schwerfällig richtete er sich auf. „Nein, du hast nichts damit zu tun
    ...“ Sollte sie ihm sagen, dass sie das nicht glauben konnte? Sie wollte keinen
    Streit, nicht jetzt. Also fragte sie: „Und, hast du herausgefunden, was mit ihr
    passiert ist?“ „Nein“, antwortete er niedergeschlagen. „Ich denke, sie haben
    sie getötet.“ „Die Eingeborenen?“ Er nickte. „Aber warum?“ Wieder schwieg er.
    „Warum sollten sie das getan haben, Paul?“
    Sein Blick wanderte zur
    Decke, er presste die Lippen aufeinander, bis er endlich sagte: „Sie war schon
    früher empfänglich für ... für alles Mystische. Sie war ein tief gläubiger
    Mensch, aber sie war nie nur mit dem Wort zufrieden! Sie wollte Gott spüren !“ Er schien weit in die Vergangenheit
    zurückzublicken. „Einmal, da war sie sechzehn, hat sie sich ohne Kleider, in
    den Schnee gelegt. Sie hätte Visionen gehabt, wunderschöne Visionen, sagte sie
    im Nachhinein. Aber wenn ich sie damals nicht da draußen hinter der Scheune
    gefunden hätte, wäre sie erfroren.“ Sein Blick kehrte von weit her zu ihr
    zurück. „Ich habe sie öfter gerettet. Aber diesmal bin ich zu spät gekommen
    ...“ Er verstummte.
    Emma konnte nichts
    erwidern. Sie war ihm gefolgt, weil sie mit ihm zusammen eine Aufgabe übernehmen
    wollte. Aber sie brachte es nicht fertig, ihn jetzt anzuklagen. „Paul, du
    konntest nicht dein ganzes Leben lang auf sie aufpassen“, sagte sie
    schließlich, und sie hörte selbst, wie mechanisch es klang. „Du darfst dir
    keine Vorwürfe machen, Paul.“ Sie drückte seine heiße Hand. Er war krank, und
    sie war Krankenschwester ... „Emma“, sagte er, „du musst mir versprechen, wenn
    ich ...“ „Psst.“ Sie legte einen Finger auf die Lippen. Doch er sprach weiter:
    „... wenn Gott mich zu sich holt, dass du nach Hause reist. Du darfst nicht
    allein hier bleiben.“ Er umschloss ihr Handgelenk. „Versprich mir das!“ „Aber
    ...“ Sie versuchte, zuversichtlich zu lächeln. „Du wirst wieder gesund ...“
    Sein Griff wurde noch fester. „Emma, versprich es mir!“ War es Angst, die aus seinem
    Blick sprach? „Versprich es!“ Sie
    nickte. „Ja, ich verspreche es.“
    Er sank auf das Kissen
    zurück, und seine Züge entspannten sich. „Aber“, sagte sie, „du wirst wieder
    gesund, und dann ...“ Sie suchte nach den richtigen Worten, „... und dann
    fangen wir noch einmal von vorn an.“ Sie wusste nicht, ob sie wirklich daran
    glaubte, aber in diesem Augenblick wünschte sie es sich. Ein wehmütiges Lächeln
    legte sich über sein Gesicht. Hatte er eben „ja“ gemurmelt? Sein Blick ging in
    die Ferne, galt nicht mehr ihr, dann schloss er erschöpft die Augen. Sie
    unterdrückte die aufsteigenden Tränen. Tränen der Wut, der Trauer, der
    Enttäuschung ... Ach, Paul, dachte sie, warum hast du mir nicht gleich dein
    Geheimnis anvertraut? Du hättest uns damit so viele schwere Zeiten erspart! Du
    hättest mich niemals fragen sollen, ob ich dich heiraten will! Seltsam, obwohl
    sie begriffen hatte, dass er nicht sie, sondern seine Schwester liebte, rührte er sie. Vielleicht, weil sie nun wusste,
    dass er doch lieben konnte.
    In dieser Nacht wich sie
    nicht von seiner Seite. Sie erneuerte die Umschläge, flößte ihm Wasser ein und
    betete. Die Kerosinlampe erlosch, sie schob sich einen Stuhl an sein Bett,
    nickte ein, fuhr wieder hoch, befeuchtete seine Stirn, betete, schlief für
    Minuten wieder ein. Sie wachte wieder auf und erinnerte sich an die Nächte an
    Deck der Britannia , wie sie den Sternenhimmel betrachteten und die
    salzige Luft einatmeten, wie sie das Meer im Mondschein schimmern sahen
    ...
    Irgendwann in der Nacht
    war sie plötzlich überzeugt, an Pauls Krankheit schuld zu sein. Gott strafte
    sie für ihre Untreue! Robert Gordon hatte sie in Versuchung geführt! Immer
    tiefer wurde sie in den Strudel dieser Gewissheit gerissen. Sie trug die Schuld an dem Unheil, das
    über Neumünster hereingebrochen war! Ihr war, als greife eine kalte eiserne
    Hand nach ihrem Herzen, presste es zusammen, packte sie am Hals und

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