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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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einen Gottesdienst halten
    sollen“, meinte er. „Den kannst du doch morgen halten. Ich bin sicher, sie
    werden alle kommen.“ „Aber diesmal haben sie ihr Fleisch vorher gegessen.“
    Seine Mundwinkel zuckten. „Du darfst nicht so schlecht von ihnen denken.“ Sie
    nahm seine Hand und lächelte ihn an. Er wusste ja nicht, dass er ohne Wirinun
    vielleicht nicht mehr am Leben wäre. Doch sie hütete sich, ihm das zu sagen.
    Den nächsten Morgen
    empfand sie als den schönsten, den sie je erlebt hatte. Der Himmel war von
    tiefstem Blau, und die Berge leuchteten in vollkommenem Purpur. Sanft wärmte
    die Sonne die Luft, ein leichter Windhauch ließ die Palmen und die Blätter der
    Eukalyptusbäume rauschen, und in der Mitte des Platzes erstrahlte die Kirche in
    hellstem Weiß. Auch Paul war von diesem Anblick ergriffen, bemerkte Emma, als
    er neben ihr auf der Türschwelle stand und ins Licht blinzelte. Vielleicht
    liegt doch ein neuer Anfang vor uns, dachte sie, vielleicht heilt die Zeit die
    Wunden ...
    „Gehen wir zu ihnen“, sagte Paul und sah zu den Hütten. „Damit
    sie Gottes Wunder sehen.“ Die beiden weißen Hunde bellten. Rauch stieg von
    einem verloschenen Feuer auf. Die Menschen vor den Hütten schauten auf. Doch
    irgendetwas beunruhigte Emma. Die Menschen kamen nicht auf sie zu oder winkten
    oder ließen durch irgendeine Geste erkennen, dass sie sich über den Besuch
    freuten, so wie sie es sonst jeden Morgen taten.
    Vor der ersten Hütte blieb
    Paul stehen. Emma empfand die Stille als unheilvoll. Was war nur geschehen?,
    dachte sie, Was hat die Menschen so verändert? Alle schienen darauf zu warten,
    dass etwas geschah. Sogar die Hunde bellten nicht mehr. „Gott hat uns
    geheilt!“, brach Paul das Schweigen. „Wir wollen ihm danken. Kommt in sein Haus!“
    Niemand regte sich. Emma musterte die verschlossenen Gesichter. John war
    inzwischen gekommen und blieb hinter ihr stehen. Als sie sich zu ihm umdrehte,
    sah er sie nicht an, und sie wandte sich wieder Paul zu. Sein Gesicht war immer
    noch von der gerade überstandenen Krankheit gezeichnet. Er sah hager und
    erschöpft aus. Sie wollte seine Hand ergreifen, doch sie spürte, dass dies
    nicht der richtige Moment war. Etwas würde geschehen ...
    Die Menschen bildeten in
    feierlichem Schweigen eine Gasse, durch die in würdevoller Langsamkeit der
    Älteste schritt. Er trug eine lange, an den Knien zerrissene Hose, doch sie
    wirkte keineswegs schäbig an ihm. Sein Stirnband betonte die gewölbte,
    zerfurchte Stirn, und der dichte weiße Bart ließ sein Gesicht noch dunkler erscheinen.
    Die Haut seines Oberkörpers war mit Asche bestäubt und verlieh ihr einen
    fremdartigen Schimmer. Vor Paul blieb er stehen und stieß seinen Speer mit dem
    stumpfen Ende auf den Boden. Emma ahnte, dass der Älteste ihnen nichts Gutes
    verkünden würde ...
    „Wir waren besungen“, sagte der Älteste, „aber Wirinun hat den
    bösen Zauber bekämpft.“ Wirinun tauchte hinter ihm auf. In seinem Stirnband
    trug er die bunten Federn, doch diesmal überzogen weiße und rote Linien seinen
    nackten Körper. Sein Gesicht war bemalt und unbeweglich wie eine Maske. Paul
    räusperte sich und sagte: „Gott im Himmel hat uns gesund gemacht. Wir wollen zu
    ihm beten!“ Er faltete die Hände. Niemand regte sich. Emma wurde unruhig. John
    drängte sich neben sie, und als sie zu ihm blickte, bemerkte sie die Anspannung
    in seinen Zügen.
    „ Vater unser, der du bist im Himmel “, fing Paul an, als ließe er
    sich nicht beirren, „ geheiligt werde dein
    Name, dein Reich komme ... “ Da hob der Älteste den Speer und zog zwischen
    sich und Paul eine Linie. Dann rammte er den Speer in den Boden. Paul
    verstummte. Auf der roten Erde verlief nun eine Grenze. Paul hatte das Gebet beendet und
    räusperte sich. „Wir wollen im Gottes Haus beten, um ihm zu danken.“ Ohne auf
    eine Antwort zu warten, machte er auf dem Absatz kehrt und marschierte über den
    Platz zurück. Emma hastete hinter ihm her.
    Kaum war die Haustür
    hinter ihr zugefallen, fuhr Paul herum und schrie: „Was hast du ihnen gesagt,
    als du ihnen das Schaf gegeben hast?“ „Paul, bitte“, flehte sie, „beruhige
    dich. Du bist doch noch gar nicht richtig gesund ...“ „Ich will wissen, was du
    ihnen gesagt hast? Hast du ihnen gesagt, Gott hat mich geheilt?“ Aus seinen Augen sprühte der Zorn. So etwas Ähnliches hatte
    sie gesagt. „Aber warum wollen sie sich dann nicht bei ihm bedanken?“, fragte
    er

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