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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Jahren nicht vergessen. Er hörte die
    Stimme ganz deutlich, und er spürte wieder die Kraft und die Zuversicht, den
    Trost und die Hoffnung, die ihm diese Sätze gegeben hatten. Sie hatten ihn
    wieder leben lassen.
    „Sie wollen es wirklich
    wissen?“, fragte er. Sie nickte. Auch dies würde er ihr anvertrauen. „Er sagte
    ... Die Fähigkeit zur Liebe ist das
    Großartigste, was Gott uns mitgegeben hat. Liebe kann heilen, und Liebe kann
    verzeihen. Liebe lässt uns über uns selbst hinauswachsen.“
    „Und“, fragte sie, „hat
    er Recht gehabt, der Pfarrer?“ Ihre Worte bohrten sich in sein Fleisch und in
    seine Seele, und ihr eindringlicher Blick nahm ihm den Rest seines Muts. Er
    wandte sich ab. Die Frage hallte in seinen Ohren. Würde sie noch ein Geständnis ertragen? Es gab
    kein Zurück mehr. „ Sie, Emma, sind
    meine Liebe, die Liebe, die einen alles überwinden lässt ...“
    Ihre Lippen zitterten,
    und ihre Augen waren plötzlich ganz dunkel geworden. Er sollte jetzt einfach zu
    ihr gehen, sie in die Arme schließen, sie festhalten ... doch er konnte sich
    nicht rühren. Er stand am Geländer, zwei Schritte von ihr entfernt, und senkte
    beschämt den Blick. Er hatte alles falsch gemacht. „Vielleicht“, hörte er sie
    schließlich sagen, „hat Gott Ihnen gerade etwas mitgeteilt.“ Er verstand nicht.
    „Was meinen Sie?“ Sie zögerte. „Vielleicht hat er diese Anstrengung ja gar
    nicht von Ihnen verlangt, John?“
    Nein, aus ihrem Blick
    sprach kein Mitleid, der zornige Ausdruck war verschwunden, vielmehr sah eine Frau ihn an, die ihn verstand
    und die nichts von ihm verlangte. Keine Entschuldigung, keine Beteuerung.
    „Vielleicht hätte es Gott genügt, wenn Sie Ihren eigenen Frieden gefunden
    hätten?“ Diese Möglichkeit hatte er nie gelten lassen. Er hatte sich zwanzig
    Jahre lang etwas vorgemacht, war dem Ideal seines Ichs nachgehetzt, um am Ende
    einsehen zu müssen, dass er es niemals erreichen würde. Und jetzt? Was sollte
    er mit seinem Leben anfangen?
    Sein Mund war trocken.
    „Ich kann hier nicht mehr bleiben.“ Er konnte kaum sprechen, ihr nicht in die
    Augen sehen. Aber er wusste, jetzt war der entscheidende Moment, der alles
    verändern könnte ... wenn er denn noch Hoffnung für sein Leben hätte. „Emma
    ...“ Ihre Augen waren gerötet. Er machte einen Schritt auf sie zu, blieb dann
    aber stehen. Zweifel stiegen wieder in ihm auf. „Emma ... wollen Sie ... mit
    mir zusammen weggehen?“
    Ihr Blick verschleierte sich. Ein Hund
    bellte, irgendwo von den Hütten drangen dumpfe Steinschläge herüber, ein Kind
    schrie ... „Ich kann nicht, John“, sagte sie auf einmal in nüchternem Ton,
    stand auf, schenkte ihm noch einen Blick, einen letzten, so kam es ihm vor, und
    schob sich an ihm vorbei. Er sah ihr nach, wie sie im Haus verschwand. Heute
    hatte er zum zweiten Mal in seinem Leben alles verloren, was ihm etwas bedeutet
    hatte. Er ging ins Haus, um zu packen. Noch heute würde er nach Stuart
    aufbrechen.

4
    Sie schlug die Tür
    hinter sich zu und weinte. Erinnerungen an die lange Wanderung durch die Wüste
    tauchten auf, wie John ihr beigestanden hatte, wie er mit ihr sprach,
    zurückhaltend, verständnisvoll, wie er sie vor Paul in Schutz nahm. Sie hatte
    es vergessen müssen, begriff sie jetzt, weil sie beide verheiratet waren. Er
    mit Isabel und sie mit Paul. Es durfte nichts zwischen ihnen geben, kein
    zärtliches Gefühl, kein tiefes Verständnis ... Sie schluckte den Kloß in ihrem
    Hals hinunter. Es ist richtig gewesen, sagte sie sich und wusste, dass sie es
    sich einredete. Und jetzt? Sie konnte nicht einfach weggehen. Die Menschen
    brauchten sie. Oder nicht? Durfte sie denn ihren Gefühlen nachgeben? Durfte sie
    ihr eigenes kleines Glück über das größere der anderen Menschen stellen? Was verlangte
    Gott von ihr? War sie an einer Wegkreuzung angekommen, an der Gott sie eine
    andere Richtung einschlagen ließ? Die Gedanken quälten sie. Sie lauschte auf
    eine Stimme, die ihr sagte, was sie tun sollte. Rastlos lief sie im Haus umher
    bis sie erschöpft auf einen Stuhl sank.
    Irgendwann klopfte es an
    der Tür. Sie dachte, es sei John, doch Amboora trat ein und hinter ihr Mamuru,
    die Frau, die am Ende ihrer Kräfte aus der Wüste gekommen war. Emma sah
    erstaunt auf. Mamuru, die schmächtiger war als Amboora, trug einen langen Rock
    und hielt etwas in den Händen, doch in der durch den Türspalt dringenden
    Helligkeit konnte Emma nicht erkennen, was es

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