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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Dad!“, sagt der Junge, gerade mal acht Jahre
    alt. „Braver Junge. Ich bin hinter dem Haus, muss den Brunnen reparieren. Ich
    schick’ dir nachher deinen Bruder oder deine Schwester zur Ablösung!“ Der Junge
    nickt. „Okay, Dad.“
    Der Vater schlägt ihm
    auf die Schulter, als wäre er nicht sein jüngster Sohn, sondern ein Kumpel. Der
    Junge ist stolz und glücklich. Er klettert auf einen Balken des Zauns und sieht
    dem Vater nach, wie er o-beinig in seinen löchrigen Hosen, die von Hosenträgern
    viel zu hoch gezogen werden, zu seinem Pferd geht, sich hinaufschwingt, ihm noch
    ein Kopfnicken schenkt und dann im Galopp davonreitet.
    Wieder hörte er das sich
    entfernende Hufgetrappel, sah die Staubwolke des Pferdes ... All die Jahre
    hatte er versucht, dies zu vergessen, hatte den Worten des alten Pfarrers in
    Adelaide gelauscht, hatte sich davon trösten, sich einreden lassen, dass er
    Hass und Rachsucht überwinden könne, ja, er hatte es schließlich sogar selbst
    geglaubt.
    „Was ist mit dem Jungen
    am Rindergehege geschehen?“, hörte er Emma fragen. Sie hatte die Hände im Schoß
    gefaltet und sah ihn an. Nie, egal was passieren würde, würde er ihre Augen
    vergessen.
    Der Junge sitzt auf
    diesem Balken, betrachtet die Rinder und pfeift. Die Sonne brennt heiß, aber er
    ist daran gewöhnt, und außerdem trägt er einen Hut. Er denkt sich Geschichten
    aus, Abenteuer, die er mit seinem Pferd erleben wird, wenn er ein bisschen
    größer ist. Er will Viehtreiber werden, Rinderherden tausende von Meilen durch
    das Land führen, irgendwann eine große Farm besitzen, größer als die, die sein
    Vater hat und die sein Bruder Ed übernehmen wird. Er sieht hinauf in den blauen
    Himmel, sieht die Wolken ziehen, er sieht einen Raubvogel kreisen, er nimmt
    einen Schluck aus der Feldflasche und pfeift. Die Viehtreiber kommen auch nach
    Stunden nicht, auch Ed oder Mary kommen nicht, um ihn abzulösen. Er hat Hunger.
    Dass es so lange dauern würde, hatte sein Dad nicht gesagt. Irgendetwas muss
    dazwischengekommen sein. Also macht sich der Junge auf den Rückweg. Das
    Farmhaus ist nur eine Viertelstunde Fußweg entfernt. Als er ankommt, stutzt er,
    weil es so ungewöhnlich ruhig ist. Sein Vater wollte doch den Brunnen
    reparieren, und seine Mutter hat doch immer in der Küche oder im Hühnerstall zu
    tun! Die dünne Holztür des einfachen Hauses, eher eine größere Hütte ist, mit
    seinem Dach aus Zweigen und Laub schlägt auf und zu. Langsam, mit dem seltsamen
    Gefühl, dass etwas anders ist, geht er hinein.
    Auf der gestampften
    Erde sein Vater, seine Geschwister Mary und Ed. Der Boden ist dunkel von ihrem
    Blut. Ihre Augen sind aufgerissen und ihre Kleider blutdurchtränkt. Er rennt in
    die Küche. Er hat schon keine
    Hoffnung mehr. Da liegt seine Mutter, ihre weiße Bluse ist dunkelrot.
    Der Junge hebt seine Mutter hoch und schleppt sie neben seinen Vater. Da liegen
    sie alle, alle außer ihm. Der Junge wedelt mit einem Stück Stoff über ihre Körper, um die Fliegen zu
    verscheuchen. Ab und zu sackt er vor Müdigkeit zusammen, aber schnell schreckt
    er wieder auf und wedelt weiter. Als die Viehtreiber endlich kommen, sagen sie
    ihm, dass sie drei Tage Verspätung haben. Drei Tage hat er bei ihren Leichen
    verbracht, ohne zu essen und ohne zu trinken. Ein Wunder, dass du noch lebst,
    Junge, sagen sie und halten sich dabei die Nase zu. Sie nehmen ihn mit, bringen
    ihn in ein Waisenhaus in Adelaide, und als der Pfarrer dort seine Geschichte
    hört, nimmt der sich seiner besonders an.

    Sein Hals war
    zugeschnürt. Emma saß unbeweglich da. Er hatte ihr zu viel zugemutet.
    „Es tut mir Leid“,
    murmelte er beschämt, „ich hätte Sie nicht damit belasten sollen.“ „Der Junge
    ... das sind Sie, John, nicht wahr?“, sagte sie leise. Er merkte, wie seine
    Hände das Geländer umklammerten. „Und Neumünster war Ihre Prüfung. Sie wollten
    sich selbst beweisen, dass Sie ...“ „Ja“, unterbrach er sie erleichtert und
    zugleich beschämt über ihr Verstehen, „ich wollte nicht nur mir, auch Gott und
    meinem Ziehvater, dem Pfarrer, zeigen, dass ich stark bin, stark und edel, dass
    ich Hass und Rachsucht überwinde ...“ Er schüttelte den Kopf. Wie sehr hatte er
    sich überschätzt! Maßlos überschätzt! Jetzt wusste sie alles über ihn. Er
    starrte in den Sand.
    „Was hat der Pfarrer
    damals zu dem Jungen gesagt?“, fragte sie. Er musste nicht nachdenken. Die
    Worte des Pfarrers hatte er in all den

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