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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Die
    Berge waren bedrohlich nah gerückt, ihr Rot hatte sich in ein dunkles Grau
    verwandelt. Eine beunruhigende Spannung lag in der Luft, es war drückend heiß,
    kein Windhauch regte sich, und die Vögel flogen ungewöhnlich tief. Bei den
    Hütten hatten die Hunde aufgehört zu bellen.
    Emma stand zwischen den
    Dattelpalmen vor der Veranda und ließ ihren Blick über das Land schweifen.
    Schließlich ging sie ins Haus zurück. Drinnen, umgeben von dicken Mauern und schweren
    Möbeln, fühlte sie sich plötzlich sicherer. Doch schon bald bedrückte sie die
    Stille im Haus. Seit Pauls Tod hatte sie das Uhrpendel nicht wieder in Bewegung
    gesetzt. Sie las die Uhrzeit inzwischen am Stand der Sonne ab, und wenn sie in
    der Nacht aufwachte, genügte es ihr zu wissen, dass es irgendwann wieder hell
    würde. Sie setzte sich im Schlafzimmer an den Waschtisch und sah in den blinden
    Spiegel, in dem ihr ihr eigenes Gesicht als eine verzerrte gelblich graue Maske
    entgegen starrte.
    Gott will nicht, dass wir hier sind , hatte Paul geschrieben. Sie zog
    eine der Schubladen auf, um die Lippensalbe herauszunehmen, die sie in Stuart
    gekauft hatte, als ihre Hand hinter der Salbendose etwas berührte, das ihr
    zuvor noch nicht aufgefallen war. Vorsichtig nahm sie es heraus. Ein Kästchen
    aus dünnem Holz, vielleicht eine Zigarrenschachtel, kam zum Vorschein.
    Behutsam, als könne es gleich zu Staub zerfallen, stellte sie es vor sich auf
    die dunkle Holzplatte des Waschtischs. Sie hob die metallene Lasche an und dann
    den Deckel. Was für eine Überraschung! Das außen so schmucklose Kästchen war
    innen liebevoll mit rotem Stoff ausgeschlagen. Ein Schatzkästchen ... Über den
    Inhalt staunte sie noch mehr: Da lag eine zarte dunkelbraune Haarlocke.
    Vorsichtig berührte sie sie. Sie fühlte sich an wie die, die ihre Mutter
    aufbewahrte, die ersten Locken ihrer Kinder ...
    Auf einmal fühlte sie
    sich schwindlig. Der Kreislauf, sagte sie sich, es ist nur der Kreislauf! Sie
    hatte schließlich kaum etwas gegessen und getrunken, fiel ihr jetzt ein. Sie
    stand langsam auf, ging ins Schlafzimmer und ließ sich auf das Bett sinken. Ihr
    Herz hämmerte, und ihre Kleider waren schweißnass.
    „Amboora!“, rief sie,
    doch niemand antwortete. Vielleicht war sie draußen bei den Hütten. „Amboora!“
    Nur keine Angst, machte sie sich Mut, ganz ruhig bleiben. Ich muss nur einfach
    gleichmäßig weiteratmen. Sogleich zwang sie sich, tief Luft zu holen und
    langsam auszuatmen. Es passiert mir nichts, murmelte sie immer wieder, es ist
    nur der Kreislauf. Gleich, gleich ist es vorüber. Doch ihre Gedanken ließen sie
    nicht zur Ruhe kommen. War das da in dem Kästchen die Locke des Kindes, das
    Margarete geboren hatte? Was war mit ihm geschehen? Was mit Margarete? Und
    sollte wirklich Robert der Vater sein? Irgendwann schlief sie vor Erschöpfung
    ein.

5
    „Was ist?“, fragte
    Robert, doch Moses schüttelte nur müde den Kopf. Er fühlte sich seit Tagen
    nicht gut. „Hast du etwas Falsches gegessen?“ Moses antwortete nicht, drehte
    den Kopf weg und sah in den Himmel. Robert stemmte die Hände in die Hüften und
    seufzte. „Mann, wenn du mir nicht sagst, was los ist, kann ich dir auch nicht
    helfen.“
    Doch Moses hörte ihn
    nicht, er lag einfach nur unter seiner Decke neben dem Lagerfeuer, über dem
    Robert an einem Spieß ein Kanninchen briet. Normalerweise war Moses so
    ungeduldig, dass er nicht einmal abwartete, bis der Braten fertig war, und ihn
    noch blutig aß, doch heute zeigte er keinerlei Interesse. Den ganzen Tag schon
    hatte er nichts außer ein paar Mund voll Wasser zu sich genommen. Robert wandte
    seinen Blick von den Flammen hinauf zu den Sternen. Als er eine Sternschnuppe
    entdeckte, verdrängte er rasch die aufkommende Erinnerung. Warum quälte er
    sich? Emma war unerreichbar. Er würde einfach weiter durchs Land ziehen und
    Fotos machen, bis er irgendwann sterben würde. Vielleicht hätte er Gelegenheit,
    sie sich vorher noch einmal alle anzusehen, und dann würde ihm auffallen, dass
    er eines nicht gemacht hatte: das von Emma ...
    Moses stöhnte auf und
    drehte sich zur Seite. Aus heiterem Himmel war Moses krank geworden. In den
    anderthalb Jahren, seit Robert mit ihm unterwegs war, war er noch nie krank
    gewesen. Robert sah wieder in den Himmel. Die Sternschnuppe war schon längst
    verglüht. Was sie wohl machte ... Emma? Er wollte den Gedanken sofort
    verdrängen, aber es gelang ihm nicht. Er fühlte sie, wie sie

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