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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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ach, es
    tut mir so Leid! Ich wusste doch nicht...“ Sie brach ab, unendlich erleichtert
    über seine Stimme, sie schaffte es, auf die Beine zu kommen, stolperte weiter,
    stürzte über einen Stein, stand wieder auf, kletterte weiter. Was tat er nur da
    oben auf dem Berg, ihr Vater? „Papa! Geh nicht wieder weg! Bleib doch stehen!“,
    schrie sie in die Finsternis, doch er ... er antwortete nicht mehr. Weiter,
    weiter, ich muss bald da sein ... „Papa! Hör doch! Ich wollte doch, dass du
    stolz auf mich bist! Mein Leben sollte etwas wert sein!“, schrie sie
    verzweifelt. Sie stolperte weiter, immer höher die Felsen hinauf. Weiter,
    weiter, trieb die innere Stimme sie an. Sie nahm all ihre Kräfte zusammen und
    stand auf. Sie glaubte, auf einem Pfad zu sein, der sich zwischen Felsbrocken
    hindurchschlängelte. Er wurde von tiefen Gesteinsspalten durchschnitten und
    wand sich serpentinenartig weiter hinauf.
    Nur mühsam kam sie
    vorwärts, Meter um Meter schleppte sie sich weiter. Es war finster, über den
    Mond zogen schwarze Wolkenfetzen. Irgendwann schaffte sie es nicht mehr, sich
    aufzurappeln. Da wurde ihr klar, dass sie allein war, dass ihre Kräfte nicht
    ausreichten, um zurückzufinden, dass sie dabei war zu verdursten ... und dass
    sie sich das Licht und die Stimme ihres Vaters nur eingebildet hatte, doch dann
    hob sie den Kopf, sah wieder das Leuchten und wusste, dass ihr Vater da oben
    auf sie warten würde. Mit einem glücklichen Lächeln sackte sie zusammen. „Papa,
    gleich bin ich bei dir ...“

7
    Dem Kadaitcha-Mann
    brechen sie die kleinen Zehen. Sie hängen dann schlaff herunter und ertasten
    die verräterischen Steine und Wurzeln, wenn der Kadaitcha-Mann der Spur seines
    Opfers folgt. Der Kadaitcha-Mann darf zu niemandem sprechen. Jalyuri hatten sie
    die Zehen gebrochen. Geschwollen hingen sie an seinen Füßen. Er war jetzt der Kadaitcha-Mann. Du
    sollst nicht töten, hämmerte es immer und immer wieder in seinem Kopf, während
    er mit schmerzenden Füßen über das Land wanderte. Er musste ein Leben gegen ein
    anderes Leben tauschen. Es würde schnell gehen. Er hatte ein Messer mit einer
    scharfen Klinge. Aber dann? Könnte er zu dem Gott in der weißen Kirche gehen
    und ihm erklären, dass er es tun musste ?
    Er hatte schon einmal um Vergebung gebetet, nachdem er den Goldgräber getötet
    hatte. Aber diesmal war es anders, oder nicht? Musste er es diesmal nicht auch
    tun, um ein Leben zu retten? Die Gedanken quälten ihn, und er steckte sich
    Pituri in den Mund, damit sie endlich aufhörten. Der Himmel vor ihm war schwer
    und dunkel. War das ein Zeichen? Ein gutes? Ein schlechtes? Und von welchem
    Gott? Er musste sich für die Nacht eine geschützte Stelle suchen.

8
    Wasser im Mund ... So
    wachte sie auf. Wo war sie? Wie still es war. War sie tot? Über ihr spannte
    sich kein tiefblauer Himmel, und es schien keine erbarmungslose Sonne. Über ihr
    war ein Gesicht. Sie kannte es.
    „Amboora!“ Das Mädchen
    befeuchtete Emmas Stirn mit Wasser. Wie gut sich ihre kühle Hand anfühlte. „Wo
    bin ich?“ Emma versuchte sich aufzurichten, doch sie war zu schwach. Sie lag
    auf einer Decke im Sand, über ihr wölbte sich ein Felsen. Sie war in einer
    kleinen Höhle, in deren Eingang sich das überwältigende Blau des Himmels
    drängte. „Trink!“ Amboora reichte ihr eine Schale mit Wasser. Wie durstig sie
    war! Dankbar nahm Emma die Schale und trank. Noch nie hatte Wasser so wunderbar
    geschmeckt. „Amboora, wo bin ich?“, fragte sie noch einmal.
    „Bei uns“, sagte eine andere Stimme. Und hinter Amboora
    erkannte Emma Mani. War das alles wirklich, oder war sie das Opfer ihrer
    Phantasien? Amboora machte Mani Platz, und Emma sah, dass Mani ihr Kind an die
    Brust hielt und lächelte. Auf einmal kam ihr alles, was geschehen war, wie ein
    böser Traum vor. Hatte es den Sandsturm überhaupt gegeben?
    „Aber ... wo bin ich hier?“, fragte sie wieder. Diesmal gelang
    es ihr, sich aufzusetzen. Ihre Hände griffen in den weichen, kühlen Sand der
    schattigen Höhle. Nun erst bemerkte sie die anderen Frauen, die im Hintergrund
    auf Steinen und auf der Erde saßen und sie beobachteten. Fragend sah sie erst
    Mani, dann Amboora an. Dann entdeckte sie Isi. „Platz der Frauen“, erklärte
    diese. „Verboten für Männer“, sagte Amboora, und die Frauen nickten und
    murmelten miteinander.
    Als Emma zum
    Höhlenausgang hinausblickte, erkannte sie weit, weit entfernt den Gebirgszug
    der MacDonnell

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