Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
Vom Netzwerk:
hier
    irgendwo sein“, rief Hugh, und es klang wie das Bellen eines Hundes. „H-he, wir
    sch-sch-schneiden d-dem schwarzen B-b-bastard die K-k-kehle durch oder sonst
    was a-a-ab! Hast d-du ihm d-d-das nicht g-g-gesagt?“ Die drei Weißen besaßen
    Gewehre. Doch Jalyuri hatte keine Angst. „Woher weißt du, dass es ausgetrocknet
    ist?“, wollte Hugh wissen. Herausfordernd sah er Jalyuri an, die Augen so
    schmal wie Schlitze. Wie sollte er ihnen erklären, dass er viel, viel besser
    sah und hörte und Gerüche wahrnahm als sie? Wie sollte er ihnen erklären, dass
    die winzigen Spuren von Lizards und Mäusen vor ihnen im Sand, die sie selbst
    dann nicht erkennen würden, wenn er sie direkt darauf hinwies, am Wasserloch
    vorbeiführten? „Tiere laufen zu anderem Wasserloch“, sagte er schließlich doch.
    Jetzt lachte Hugh noch lauter, sein Mund war ein großes, dunkles Loch. „Ha,
    ha, ha! Tiere, hört
    euch das an! Welche Tiere, um Himmels willen? Oder habt ihr etwa Tiere hier
    gesehen?“ Der Glatzköpfige und Jim fielen in sein Lachen ein. „Aber k-k-klar,
    Hugh, `ne g-ganze Herde E-e-elefanten ist gerade v-v-vorbeigetrampelt!“, grölte
    der Glatzköpfige und seine beiden Kameraden lachten dröhnend. „Nigger!“, rief
    Hugh, als er sich beruhigt hatte. „Wir drehen um. Ich will’s mit meinen eigenen
    Augen sehen.“ „MMoment, Hugh!“ Paddy kratzte sich am blanken Schädel unter dem
    Schlapphut. „Was?“, gab Hugh unwirsch zurück. „W-w-warum glauben w-wir ihm
    nicht?“ „He, hast du nicht eben das mit der Herde gesagt?“ Hugh wischte sich
    mit seinem bemalten Unterarm über die Stirn. „Ja, sch-schon. A-aber ich
    d-denke, w-w-wir sollten ihm g-g-glauben ...“ „Überlass mir das Denken,
    Paddy!“, unterbrach ihn Hugh mit seiner lauten Stimme. „Damit bist du doch bis
    jetzt ganz gut gefahren, was?“
    Paddy schwieg, nahm
    einen Schluck aus der Feldflasche und drehte sie dann um, ohne dass noch ein
    Tropfen herauskam. Auch Jim erwiderte nichts, schob seinen Hut nach hinten,
    kratzte sich an der Stirn und ließ seinen Blick über das Land schweifen, auf
    der Suche nach einem Zeichen für ein Wasserloch. Aber Jalyuri wusste, von hier
    aus sah man es nicht. Es war noch Stunden entfernt. Ein langer Marsch über das
    Gibberland, die eisenhaltigen rotbraunen Steine, die die Erde pflasterten und
    kaum eine Pflanze leben ließen. Für kurze Zeit war es ganz still. Die Sonne brannte
    unbeirrt von einem strahlend blauen Himmel, und kein Luftzug regte sich. „Also“,
    sagte Hugh schließlich, „ich trage hier die Verantwortung. Und ich will,
    verdammt noch mal, lebendig mit unserem Gol-“, er brach rasch ab, doch Jalyuri
    wusste trotzdem, dass er hatte „Gold“ sagen wollen. „Ich meine“, sprach Hugh
    weiter, „mit unserem Zeug in diesem verfluchten Oodnadatta ankommen! Und
    deshalb drehen wir um. Ich trau dir nicht!“ Er wartete wohl auf eine Reaktion
    Jalyuris, denn er starrte ihn an, doch Jalyuri wendete widerspruchslos das
    Kamel und zog in stoischer Ruhe an Hugh und seinen Leuten vorbei. Die wendeten
    auch, und die Karawane folgte eine Stunde lang ihren alten Spuren, bog dann
    nach links ab, auf einen Hügel zu, hinter dem sich das ausgetrocknete
    Wasserloch befinden musste. Wenn sie zurückwollten, dann würden sie eben zurückgehen.
    Jalyuri wusste, er konnte Durst besser ertragen als sie. Viel, viel länger.
    Langsam trotteten die
    Kamele wieder zurück durch die steinige rotbraune Ebene. Die Kamele, dachte
    Jalyuri, sind wie ich und mein Volk. Weder die Steine noch die stachligen Büsche machen ihnen viel aus, sie können lange
    auf Essen und Trinken verzichten, man kann sie schlagen und mit Ketten quer
    durch ihr eigenes Land ziehen, sie leben trotzdem. Erst als es dämmerte und die
    orangefarbenen Strahlen der Sonne flach über das weite Land strichen,
    erreichten sie ihr Ziel. Am Fuße des Hügels wuchsen dürre Sträucher, hinter
    denen sich der rissige Boden des ausgetrockneten Wasserlochs ausdehnte. Jalyuri
    rutschte von den Lasten hinunter. „W-wurde v-v-verdammt Zeit!“, brummte Paddy
    missmutig.
    Jalyuri blieb bei den
    Kamelen, während die drei Männer zum Wasserloch gingen, breitbeinig vom langen
    Reiten. Jalyuri beobachtete sie, wie sie am Rand des rissigen Bodens stehen
    blieben, wie Hugh sich bückte und die Erde berührte, wie er den trockenen Sand
    durch seine Finger rieseln ließ, wie er die gebleichten Gerippe verendeter
    Vögel entdeckte. Schweigsam kamen die

Weitere Kostenlose Bücher