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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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legte sich hin und zog die Decke über den Kopf. Vor
    ihr erschien das Foto von Pastor Weiß und seiner Frau, die so nah nebeneinander
    standen oder saßen, sich aber doch so fern waren. Der direkte Blick des
    Pastors, der sagte: Hier bin ich, und das ist meine Aufgabe. Und ihr
    unbestimmter Blick, der irgendetwas in der Ferne oder in der Zukunft oder
    vielleicht ja auch in der Vergangenheit betrachtete, der Blick, der sagte, dass
    sie sich nach irgendetwas sehnte ...
    „Ich
    habe ein Foto von ihnen gesehen“, hörte sie sich auf einmal sagen. Warum?
    Spürte sie instinktiv, dass sie ihm damit weh tun oder in Verlegenheit bringen
    konnte? „Von wem?“, fragte er überrascht. Sie schlug die Decke zurück, trotz
    der Kälte, sie wollte die Reaktion in seinem Gesicht beobachten. „Hermann und
    Margarete Weiß, ihr Foto hängt unten im Flur.“ Aus seinem irritierten Blick
    wurde ein gezwungenes Lächeln. „Margarete soll verrückt geworden sein“, sagte
    sie fast beiläufig. Er drehte sich um, das Hemd halb aufgeknöpft. „Wer
    behauptet so etwas?“ „Der Wirt.“ Sein Mund zuckte. Doch dann sagte er in
    ruhigerem Ton: „Gerede! Die Leute reden viel.“ „Vielleicht stimmt es ja“,
    wandte sie vorsichtig ein. „Verrückt ... Was heißt das schon?“, sagte er
    barsch. Er wusch sich Hände und Gesicht, löschte das Licht, zog sich im Dunkeln
    aus, sodass Emma nur ganz undeutlich seine Silhouette im schwachen Licht, das
    durch den fadenscheinigen Vorhang fiel, erkennen konnte. Als er zu ihr ins Bett
    kam, spürte sie einen Widerstand in ihrem Körper. Sie wollte weiter von Paul
    abrücken, doch seine Hand griff grob nach ihrer Brust, knetete sie hart,
    während sein Atem heftiger wurde. Steif und kalt lag Emma da, als er sich auf
    sie legte, sie mit kurzer Heftigkeit nahm und sich dann wortlos wegrollte. Sie
    war noch wach, als er schon neben ihr schnarchte. Durch den Vorhang fiel
    gedämpft das weiße Licht des Mondes, und sie dachte an den Winter zu Hause.
    Wenn es geschneit hatte, wurde es in der Nacht auch nie richtig dunkel. Mit den
    Gedanken an zu Hause schlief sie irgendwann ein.
    Am Morgen wachte sie
    verwirrt auf. Sie war nicht zu Hause und auch nicht bei ihren Großeltern. Erst
    als sie Pauls roten Haarschopf neben sich auf dem Kissen erkannte und den
    offenen Koffer auf dem Schemel neben dem Waschtisch, fiel es ihr ein. Sie war
    in Marree – wo Afghanen lebten und Eingeborene, wo es keine weißen Frauen
    gab, sondern Eingeborene mit Ketten an den Füßen ... und wo der Mann, den sie
    geheiratet hatte, ihr immer fremder wurde.
    Die ganze Nacht über
    wälzte sich John in seinem schmalen Bett hin und her. Er warf sich auf den
    Bauch, stülpte sich das Kissen über den Kopf, doch es half nicht, die quälenden
    Gedanken und Gefühle zu ersticken. Wie nur sollte er die Zeit überstehen? Jeden
    Tag wurde es schlimmer. Warum hatte Isabel ihn allein gelassen? Warum musste
    sie krank werden? Sie hatte tatsächlich ein Telegramm geschickt. Es lag auf dem
    Nachttisch. Er hatte es nur einmal gelesen, obwohl er sonst ihre Nachrichten
    mehrmals las, weil er es genoss, sie vor sich zu sehen, wie sie den Text diktierte, wie sie aussah, was
    sie trug ... aber jetzt?
    Gib mir noch einen Monat Zeit, Gruß
    – Deine Isabel
    In einem Monat wären sie
    auf der Missionsstation, hätten sich schon ein paar Tage eingewöhnt, sofern
    alles ohne große Schwierigkeiten verlaufen würde, aber ... ihr Bild verblasste,
    Tag für Tag mehr. Und er konnte nichts dagegen tun. Anstelle des Gesichts von
    Isabel sah er jetzt immer häufer das von Emma. „Herr, ich bin schwach! Hilf
    mir, nimm diese Gedanken von mir!“, betete er und versuchte Schlaf zu finden.
    In dieser Nacht quälte ihn wieder sein alter Alptraum. Ein kleiner Junge war in
    ein düsteres Zimmer eingesperrt und versuchte verzweifelt, die Ratten zu töten,
    die sich unter der Türschwelle hindurch hereindrückten. Die Ratten wollten
    seine Eltern und seine Geschwister fressen. Mit rasendem Herzen und klebrigem
    Schweiß auf der Haut fuhr er aus dem Albtraum auf. Er war nicht neu, er hatte
    ihn schon oft geträumt. Schließlich stand er auf und sah zum offenen Fenster
    hinaus. Der Anblick der schlafenden Kamele und das kühle Licht des Mondes
    beruhigten seine Nerven. Die letzten Stunden bis zum Morgengrauen setzte er
    sich auf einen Stuhl und beobachtete, wie sich das Grau der Nacht ganz langsam
    violett färbte, bis der Horizont zu brennen begann. Als sich die

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