Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
Vom Netzwerk:
oder
    irgendjemand anders könnte doch die Nacht über bei ihm bleiben, warum musste es
    Paul sein! Doch sofort schämte sie sich und schalt sich für ihre Selbstsucht.
    Verzweifelt und mit den Tränen kämpfend, zog sie die Beine bis an den Körper,
    wurde so winzig wie ein Kind und zog die Decke über den Kopf, sodass nur noch
    eine kleine Öffnung zum Atmen blieb.
    So harrte sie aus in
    ihrer Höhle, in die jedoch die Bilder der letzten Stunden, Tage, Wochen und
    Monate mühelos eindrangen: das Känguru in Quorn mit den großen ängstlichen
    Augen; das leere, lachende Gesicht von Alma in ihrer blütenweißen Kleidung; das
    erschlagene Pferd; ihre Mutter, ihre traurigen Augen am Hafen in Hamburg; Vera
    mit ihren übermütigen Sprüngen; ihr Vater, der irgendwo in Russland gestorben
    war; ihre toten Brüder, ihr anderer Bruder, mit blutig geschlagenem Kopf;
    Ottmar Friedrich und wie sie mit ihm tanzte, und Hilde, wie sie mit ihren
    Händen unablässig über die Tischdecke fuhr; die Matrosen, die die beiden Särge
    an Land trugen; Paul, wie er sie anlächelte ... und dann wieder anschrie ...
    und John ... Sie schrak auf. Die Tür knarrte. Es wurde hell. Sie sah vorsichtig
    aus ihrer Höhle hervor und blinzelte in das schummrige Licht. Paul hatte die
    Lampe angezündet. „Was ist mit ihm?“ „Es scheint ihm auf einmal besser zu
    gehen.“ Er zog seine Weste aus. Emma setzte sich im Bett auf. „Hat Dr. Brown
    das“, sie zögerte, suchte die richtigen Worte, „das mit dem ... Fluch ... ernst
    gemeint?“ Paul setzte sich auf die Bettkante, sah sie mit seinen blauen und
    jetzt sehr müden und dunkel geränderten Augen an und nahm ihre beiden Hände in seine. „Emma“,
    sagte er mit einem Ton aus Wärme und Strenge, „wir glauben an den einzigen, den
    wahren Gott. Und in den Zehn Geboten heißt es: Du sollst keine anderen Götter
    neben mir haben. Und nur weil wir etwas nicht verstehen oder weil unser Wissen
    dafür zu gering ist, sollten wir uns keine anderen Götter oder Geister
    schaffen, um etwas zu erklären.“ Sie wusste, worauf er hinauswollte. „Also,
    dann glaubst du nicht, dass sie mit einem Knochen auf einen zeigen und ...
    verfluchen können?“ „Aber Emma!“ Er schüttelte den Kopf. „Wie kannst du
    überhaupt so etwas fragen? Du glaubst doch an Gott Vater und Jesus Christus,
    Seinen Sohn, und den Heiligen Geist? An den dreifaltigen, den einzigen und
    allmächtigen und wahren Gott, oder habe ich mich da geirrt?“ „Nein, nein“,
    beeilte sie sich zu versichern, schon spürte sie einen heraufziehenden Sturm.
    „Nein, du hast dich nicht geirrt. Ich wollte nur wissen ...“ „Du sollst glauben “, fiel er ihr ins Wort, „dann weißt du auch.“ Eindringlich sah er sie
    an. Sein Händedruck war jetzt so fest, dass er ihr wehtat, doch als sie
    versuchte, ihre Hände zu befreien, wurde sein Griff stärker. „Glaubst du?“
    „Paul, hör doch auf, du weißt doch ...“, sträubte sie sich. „Sag, dass du an
    den einzigen, den wahren Gott glaubst!“ „Aber, das weißt du doch ...“ Panik
    stieg in ihr auf. Angst, ausgeliefert zu sein ... Sie schluckte, brachte kein
    Wort hervor, nur ihre Augen flehten, dass er es endlich gut sein ließ ... Sein
    Blick war zwingend und unnachgiebig geworden. „Ich will aber, dass du es sagst.
    Sag es!“ Seine Augen blitzten auf. „Paul!“ Merkte er denn nicht, wie
    verzweifelt sie war? Warum tat er ihr das an? Was war mit ihm los? „Sag es,
    Emma, ich bitte dich!“ Seine aufeinander gepressten Lippen zitterten. Er bat
    sie? Verwirrt suchte sie in seinen Augen nach einer Erklärung für sein
    Verhalten. Doch da war nur ein Flackern, das sie nicht deuten konnte. „Du tust
    mir weh!“ Er hörte sie nicht. „Sag es, Emma!“, flüsterte er fast flehend. „Ich
    glaube es!“ Doch er war noch immer nicht zufrieden. „Sag: Ich glaube an den
    einzigen, den wahren Gott!“ Sein Händedruck schmerzte. „Ich glaube ... Paul,
    was ist nur los?“ „Sag es!“ Sie begriff nicht, was in ihn gefahren war. Er war
    ihr so fremd geworden. So hob sie den Kopf, sah ihm direkt in die Augen und
    sagte klar und leidenschaftslos: „Ich glaube an den einzigen, den wahren Gott.“

    In seinem Blick war
    plötzlich Bestürzung, Verwirrung, Unsicherheit. Schnell senkte er seine Augen
    und ließ ihre Hände los. Sie streckte die Finger, ballte sie zu Fäusten. Er
    musste es bemerkt haben, denn sein Blick ruhte auf ihren Händen. „Ich bin
    müde“, sagte sie einfach,

Weitere Kostenlose Bücher