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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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der weißen Männer, die an ihrem eigenen Feuer unter ihren Decken
    lagen. Jalyuri sah hinauf in den schwarzen Himmel, an dem die Sterne
    leuchteten. Vielleicht hatte heute einer der Männer ein Känguru erlegt, und
    alle hatten genug zu essen gehabt. Vielleicht hatten die Frauen und Kinder ein
    paar Lizards gefangen. Vielleicht aber waren sie auch alle mit leeren Händen
    ins Lager zurückgekehrt und hatten sich hungrig schlafen legen müssen. Wie ging
    es seinem Sohn? Und seinen Frauen? Über diesen Gedanken schlief er ein.
    Mitten in der Nacht
    weckte ihn ein Geräusch. Das Feuer war erloschen, nur die Glut glomm noch rot und
    warm. Er drehte sich um. Im Gegenlicht des schwachen Feuerscheins sah er, wie
    sich im Lager der Weißen eine Gestalt aufrichtete. Es war Hugh. Jalyuri wollte
    sich schon wieder umdrehen und weiterschlafen, als er das Gewehr in Hughs Hand
    entdeckte. Geräuschlos drehte er sich auf den Bauch, spannte Arme und Beine an.
    Er lag da wie ein Tier, geduckt und voller Kraft bereit zum Sprung. Er wusste
    nicht, was Hugh vorhatte, aber er sah sich vor. Da er keine Waffe hatte, blieb
    ihm nur die Überraschung, die ihm helfen würde zu entkommen – oder den
    Gegner anzugreifen. Er ließ Hugh nicht aus den Augen, beobachtete, wie dieser,
    den Gewehrlauf auf den Boden gerichtet, einen Schritt auf einen seiner
    schlafenden Kameraden zu machte. Ein Knall – ein Blitz! Und schon machte
    Hugh einen weiteren Schritt nach vorn und wieder: ein Knall – ein Blitz!
    Dann drehte er sich in Jalyuris Richtung.
    „He, Nigger! Spiel mir
    doch nichts vor! Du kannst doch unmöglich bei dem Krach noch schlafen!“ Hugh
    lachte laut und dröhnend und kam dabei mit lässigem Schritt näher, den
    Gewehrlauf auf den Boden gerichtet. Jalyuri blieb unbeweglich liegen. Jede
    Muskelfaser war gespannt. Er musste ihn nahe genug herankommen lassen. Jalyuri
    war ein guter Jäger. Er konnte warten. „Brauchst keine Angst zu haben! Dir
    passiert nichts! Du bist ja nur ein verdammter Nigger!“ Wieder lachte Hugh.
    „Die beiden Kerle hatten mich betrogen. Dachten, Wunder wie clever sie sind!
    Ha!“ Ein Schritt, noch ein Schritt, das schwarze Metall des Gewehrlaufs glänzte
    im Feuerschein – gleich ... Jalyuri beobachtete seinen Gegner mit
    zusammengekniffenen Augen; sobald sich der Gewehrlauf heben würde, nur ein
    wenig heben würde ... Er war zwar sicher, dass Hugh ihn jetzt nicht töten
    würde, sondern erst am letzten Tag der Reise, aber man wusste ja nie ...
    Jalyuris Hände waren geschickt und geübt im Töten. Er hatte gelernt, eine Beute
    nicht entkommen zu lassen. Er hatte gelernt, dass er nur eine Chance hatte. „Wieso erklär’ ich dir das alles?“ Hugh blieb
    stehen. Der Lauf - jetzt - Wie eine wilde Katze sprang Jalyuri vom Boden auf,
    stürzte mit seinem ganzen Gewicht und seiner Energie auf Hugh, seine Hände
    drückten Hughs Hals zu. Hugh fiel zu Boden, Jalyuri hockte auf ihm, würgte ihn
    mit einer Hand und riss ihm mit der anderen den Kopf zur Seite. Hughs Augen
    quollen hervor, glotzen ungläubig, sein Mund wollte schreien, doch es kam kein
    Laut, seine Arme und Beine strampelten, zitterten und erschlafften schließlich.
    Der schwache Schein der erlöschenden Glut tanzte auf dem Gesicht des Toten,
    dessen Augen ins dunkle Nichts starrten.
    Jalyuri stand langsam
    auf und sah hinauf in den glitzernden Sternenhimmel. Die Dingo-Männer waren den
    Emu-Frauen dicht auf den Fersen ... Die Kette des Unheils riss nicht ab.
    Jalyuri wusste, warum: Die Ordnung war schon lange gestört worden. Er musste
    nach Oodnadatta, seinen Bruder finden.

13
    „Guten Morgen! Ich soll
    Ihnen von Dr. Brown ausrichten, dass es dem Patienten sehr gut geht!“, sagte
    Mrs. Warton fröhlich, als sie mit ihrem Gepäck die Treppen des Great Northern Hotels
    hinunter stiegen. Paul lächelte und sah Emma mit einem Blick an, der sagte: Siehst
    du! Wie konntest du nur je an Gottes Macht zweifeln? Mit keinem Wort hatte
    er die vergangene Nacht erwähnt, und Emma fragte sich, ob er sich nicht für die
    Art und Weise schämte, wie er von ihr Besitz ergriffen hatte. „Wir haben ja
    auch für ihn gebetet“, sagte Paul mit Nachdruck, während er Geldnoten aus
    seiner Brieftasche zog und auf den Tresen legte. „Tja“, meinte Mrs. Warton,
    “wenn das ein echter Pastor tut, dann hilft’s wohl!” Sie lächelte Emma an, die
    schweigend hinter Paul stehen geblieben war. „Ach, Mrs. Warton“, sagte Paul in
    nachsichtigem Ton, „Gott hört

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