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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Männer zurück. „Mach Feuer“, befahl Hugh
    herrisch und schnallte seine Decke vom Sattel. „Verfluchtes Land!“, murrte er.
    Jalyuri machte Feuer. Er
    setzte sich ein wenig abseits und trank seinen Tee und aß ein wenig trockenes
    Brot. Er betrachtete den Himmel. Jetzt war er hellrosa wie eine Blüte, und nur
    noch weit hinten, dort, wo das Land aufhörte, glomm ein gelbes Licht. Dieses
    Land hier war fremd. Es gehörte anderen Stämmen. Er hätte um Erlaubnis fragen
    müssen, wenn er allein hier eingedrungen wäre. Doch mit den Weißen war alles
    anders. Die fragten nicht. Wo waren ihre Ahnen? Weit, weit weg, über dem Meer,
    hatte der alte Missionar geantwortet, als er ihn fragte. Doch das hatte Jalyuri
    nicht verstanden. Was ist Meer? Und warum geht ihr von euren Ahnen weg? Wer
    kümmert sich um euer Land, wenn ihr so weit weg seid? Der Missionar hatte nur
    eine Antwort gegeben: Gott ist mit uns, egal, wo wir sind. Aber Jalyuri hörte
    von anderen Weißen, dass es gar keinen Jesus Christus gäbe. Diese Weißen hatten
    keine Ahnen und keinen Jesus Christus und kein Land. Sie zäunten Land ein, aber
    das war nicht das Land, das er meinte. Im Land sind die Yowies, die Seelen der
    Ahnen, und warten darauf, in die Körper der Frauen einzutauchen, die über
    dieses Land gehen. Dann werden sie wieder geboren. Er kam zu dem Schluss, dass
    die Weißen so etwas wie verstoßene Yowies sein mussten. Nur: Sie wussten nichts
    davon.
    Sie brachen am Morgen
    wieder auf, nachdem sie von dem restlichen Wasser, das sie noch hatten, Tee
    gekocht und Damper zubereitet und gegessen hatten. Die Kamele waren in der
    Nacht wegen ihrer zusammengebundenen Vorderbeine nicht weit gekommen, und es
    hatte nur eine halbe Stunde gedauert, sie wieder einzufangen, und eine weitere
    halbe Stunde, sie zu beladen. Jalyuri hatte eine Decke über die Kisten gelegt,
    auf denen er sitzen musste, doch es half nicht allzu viel. Nur ein richtiger
    Sattel, wie die Männer sie benutzten, wäre hilfreich gewesen. Aber für ihn
    hatten sie keinen übrig. „He, Nigger“, hatte Hugh beim Aufsteigen gesagt,
    „heute führst du uns gefälligst zu einer Wasserstelle, sonst warst du als
    Führer nämlich nichts wert, kapiert?“ Jalyuri drehte sich, ohne mit der Wimper
    zu zucken, wieder nach vorn. Und Hugh sprach nicht mehr mit ihm.
    Langsam zog die Karawane
    über das Land der rotschwarzen Steine. Eine endlose Ebene dehnte sich vor ihnen
    aus, und in der Ferne glänzte dunkel eine Bergkette. Die Männer stritten öfter.
    Jalyuri hörte nicht zu, doch jetzt sprachen sie so laut, dass er ungewollt
    Satzfetzen aufschnappte. „Ich hab’ euch nicht gezwungen!“ Das war Hughs laute
    Stimme. „N-n-nein, nur u-u-unser G-geld genommen. Ohne das hättest du gar nicht
    anfangen können!“, entgegnete Paddy. „Da hat Paddy Recht!“, stimmte Jim zu.
    „Und, was wollt ihr damit sagen?“ Hugh war ungehalten. „Oh, d-das weißt du
    d-d-doch: D-Du kriegst ein V-v-viertel, und J-j-jim und ich teilen uns d-den
    Rest!“ Hugh lachte auf. „Das meint ihr doch nicht im Ernst!“ „D-d-doch, Hugh.
    B-b-bitterernst.“ Wieder lachte Hugh. „Wisst ihr eigentlich nicht, dass ihr
    ohne mich Nichtsnutze seid? Schaut euch doch mal an!“ „Hugh, d-d-du bist ein
    elender H-hund. D-das war d-d-das letzte M-mal, dass wir m-m-miteinander G-g-geschäfte
    gemacht haben!“ „Jetzt seid doch nicht so empfindlich!“ Hughs Ton war noch
    höhnischer geworden. „Unter Freunden wird man ja noch verhandeln können, oder?“
    „G-genau, d-d-eshalb ein V-v-viertel zu drei V-v-viertel. D-d-du musst nur
    unser Angebot a-a-annehmen, dann ist alles g-g-g-geritzt!“ Eine kurze Pause
    folgte. „Okay“, lenkte Hugh unerwartet schnell ein, „die Sache ist erledigt.
    Beim nächsten Mal machen wir was anderes aus.“ „Siehst d-d-du, Hugh, d-d-das
    ist es, w-w-was ich an d-dir so schätze. B-b-beim nächsten M-m-al handeln wir
    andere A-a-anteile aus.“ Hugh begann zu pfeifen.

    Kurz vor der Dämmerung
    erreichten sie endlich die Wasserstelle. Diese führte genug Wasser für sie und
    die Kamele. Nach dem Essen, bestehend aus Brot und einer Dose Fleisch, das sie
    mit Tee hinunterspülten, legten sie sich schlafen. Jalyuri rollte sich ganz nah
    an seinem eigenen Feuer auf dem Boden zusammen. Er sah in die tanzenden
    Flammen, die rötlich glimmenden Äste, die sich unter der Hitze krümmten und
    zerfielen. Er hörte das Knistern und Knacken und ein paar Schritte hinter ihm
    das Schnarchen

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