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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Kidman, einen inzwischen steinreichen Viehhändler und
    Rinderzüchter, verkauft worden waren, würde es nur Gedränge geben, meinte er. Zudem wurden
    für die Benutzung Gebühren verlangt. Pro Kamel waren zwei Pence fällig, ein
    Rind kostete die Hälfte. Bis endlich ihre kleine Gruppe an die Reihe käme,
    würden sie viel Zeit verlieren. Schneller wären sie auf einem abgelegeneren
    Weg. Paul hatte sofort zugestimmt. Wenn er könnte, so hatte John den Eindruck,
    würde er sogar noch in der Nacht weitermarschieren, um endlich in Neumünster
    anzukommen. Sicher wollten sie alle die Reise so bald wie möglich hinter sich
    haben, um sich ihrer eigentlichen Aufgabe widmen zu können, doch Paul schien es
    ganz besonders eilig zu haben.
    Inzwischen stand die
    Sonne hoch und brannte von einem blauen Himmel, über den feine Wolkenschleier
    zogen. Ein leiser Wind ging. John konnte die Richtung, aus der er kam, nicht
    bestimmen, was ihn verwirrte. Er kam von überall, und John wurde wieder einmal
    klar, wie schnell man sich hier verirren konnte. Als es um die Bewerbung für
    den Posten ging, hatte er gewusst, dass die Anstrengungen groß sein würden.
    Jetzt musste er sich eingestehen, dass er schon die Unannehmlichkeiten der
    Reise, die doch erst begonnen hatte, unterschätzt hatte. Immerhin verfügten sie
    über genügend Wasservorräte und hatten bisher am Abend auch immer an einer
    Wasserstelle gelagert, sodass er sich und seine Kleidung waschen konnte, doch
    er ahnte, dass der schwierigere Teil der Reise noch vor ihnen lag.
    „He, he!“, feuerte er
    die zwanzig vorgespannten Rinder an, und schwang die lange Peitsche. Etwa drei
    Wagenlängen voraus lenkte Paul den von sechs Kamelen gezogenen schwereren
    Wagen. An der Spitze des Zuges ging
    Hassan mit drei Lastkamelen. Der Wind blähte seinen Kaftan, und John wunderte
    sich, dass ihm der Turban niemals davonflog. Er warf einen Blick über die Schulter
    zu den Pferden, die hinten an den Wagen gebunden waren. Sie trugen nur ein paar
    leichtere Säcke mit Proviant. Als Lasttiere waren sie in dem unwegsamen Gelände
    wenig geeignet. Auch die Rinder waren es nicht, doch wer sonst sollte den Wagen
    ziehen? Kamele waren teuer. Außerdem stellten die Rinder den Grundstock für
    eine Herde dar, denn schließlich mussten sie sich in Neumünster selbst
    versorgen, und nicht nur sich, sondern auch – und vor allem – die
    Eingeborenen. Wenn John die Augen zusammenkniff, konnte er mit Mühe, weit
    hinter ihrem Treck, ein Meer weißer Tupfen auf der rotschwarzen Ebene erkennen.
    Das musste Ian mit den Schafen sein. Da es wenig Nahrung für sie gab, durfte
    Ian sie nicht zu schnell vorantreiben, musste ihnen Zeit lassen, das spärlich
    wachsende Futter zu finden. Allerdings drängten ihn die Vorschriften, sich
    nicht zu lange an einem Ort aufzuhalten.
    Alles in allem, dachte
    John und knallte mit den Zügeln, konnte er mit seinen Vorbereitungen zufrieden
    sein. Dennoch: Pauls Wortkargheit und sein schroffes Verhalten gegenüber Emma
    beunruhigten ihn. Pauls Stimmung wirkte sich auch auf Emma aus. Sie war
    bedrückt und sprach nur noch das Nötigste. Nur Hassan ließ sich von Paul nicht
    beeindrucken. Er kümmerte sich um seine Kamele, kommandierte sie mit
    schnarrender Stimme, suchte die Stellen für ihre Nachtlager aus. Auch wenn er
    Hassan nicht sonderlich Vertrauen erweckend und sympathisch fand, so musste er
    doch einsehen, dass der Kameltreiber einen unüberbietbaren Trumpf besaß: Er
    kannte als Einziger die Gegend. Und ihm gehörten die Kamele. Ohne ihn wären sie
    in der Wüste verloren.
    Der Wagen krachte in
    eine tiefe Rinne, die irgendwann einmal ein sintflutartiger Regen gegraben
    hatte. Es musste schon lange zurückliegen, denn der Boden war ausgetrocknet und
    kahl. Selbst die anspruchslosen Salzgrasbüsche wuchsen nur spärlich. Seit
    Stunden durchquerten sie eine endlose Ebene. Nirgendwo konnte er einen Punkt
    ausmachen, an dem das Auge Halt fand. Der Himmel war von einem unbestimmten
    Blau, über das sich weiße Schlieren zogen. Die Sonne brannte, und das monotone
    Klacken der Hufe auf den Steinen, das Knarzen und Quietschen der Holzwagen
    waren die einzigen Geräusche in der Totenstille der Wüste.
    Plötzlich hob Paul die
    Hand. „Hoh!“ John zog an den Zügeln, stemmte sich mit seinem ganzen
    Körpergewicht gegen die rohe Kraft der zwanzig Rinder. „Hoh!“ Pauls
    kamelgezogener Wagen hatte schon angehalten. John zog weiter. „Hoh!“ Ganz
    allmählich ließ

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