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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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nur deine Zweifel. Zweifel an dem Weg, auf dem dich Gott führt.“ Er
    drehte sich um und schüttelte langsam den Kopf. Als er sich ihr wieder
    zuwandte, wirkte er sehr blass. Er sank auf eine der Kisten. Sie erschrak über
    sich selbst, dass sie in diesem Augenblick so wenig Mitgefühl empfand. „Was ist
    los?“, fragte John, der gerade eine Schnalle festzurrte. Paul antwortete nicht,
    sondern ließ das Telegramm auf den Boden fallen. Emma hob es auf.
    Sam Ellington heute morgen
    plötzlich und unerwartet gestorben – Dr.Brown

    Sie sah Sam noch vor
    sich, wie er am Morgen so guter Dinge war und mit dem Zug sofort nach Hause
    fahren wollte. „Das ist ein Zeichen von Gott“, murmelte Paul, „ein Zeichen ...“
    Er vergrub das Gesicht in den Händen. „Herr“, hörte sie ihn flüstern „Warum?
    Was willst du mir damit sagen?“ Jetzt tat er ihr Leid. „Paul ...“ Sie streichelte
    seinen gekrümmten Rücken. „... du bist doch nicht schuld an seinem Tod. Du hast
    die ganze Nacht bei ihm gewacht, hast für ihn gebetet ...“ „Hör auf, Emma!“
    Barsch schnitt er ihr das Wort ab. Enttäuscht und gekränkt zog sie ihre Hand
    zurück. „Gott hat meine Gebete nicht erhört.“ Er stand auf, und ohne ihr noch
    einen Blick zu schenken, marschierte er in Richtung Schuppen davon. Sie wollte
    ihm zurufen: Du hast doch selbst gesagt, Gott hat Sam das Fieber geschickt, um
    ihn zu prüfen und ihn wieder auf den rechten Weg zu führen. Vielleicht war Sam
    nicht auf den rechten Weg zurückgekehrt? Doch sie rief nicht. Sie wollte sich
    eine weitere Verletzung ersparen. Vielleicht war es ja doch ein unbekanntes
    Fieber, dachte sie. Eines, das schon überwunden scheint, den Organismus
    täuscht, ihn entspannen lässt, um dann todbringend zuzuschlagen. Und wenn Dr.
    Brown doch Recht hatte, wenn es schwarze Magie gewesen war ...
    Sie sah hinauf in den
    blauen Himmel und dachte an Sams Frau, die nun allein mit der Farm und den
    Kindern war. Als sie ihren Blick wieder senkte, bemerkte sie, dass Hassan sie
    über den Rücken eines der knienden Kamele mit glühenden Augen anstarrte. Der
    Gedanke an die Zeit, die vor ihr lag, jagte ihr einen Schauer über den Rücken.
    Ihr war, als lege sich ein immer dunklerer Schatten auf ihr Leben ... Doch es
    war längst zu spät, um umzukehren.

III

Die Wüste
1
    Vor Milliarden von
    Jahren hatte sich das Land aus dem Meer emporgehoben. Brodelnd und zischend war es im Nebel ferner Urzeit aufgetaucht.
    Von seinen Ufern ergossen sich gewaltige Wassermassen, flossen zurück in den
    Ozean, solange, bis sie von den am Rande des Landes aufgetürmten Gebirgen
    aufgehalten wurden. Mitten in diesem neuen Kontinent war nur ein gewaltiges
    Binnenmeer, das über Jahrmillionen in der Tiefe versickerte, bis an der
    Oberfläche nur ein zerklüfteter Meeresboden zurückblieb, trocken, steinig,
    salzig – und lebensfeindlich. Nur die genügsamsten Lebewesen konnten dort
    überdauern - und die effektivsten Jäger.
    Das ging John durch den
    Kopf, während er mit schmerzenden Gliedern auf dem Kutschbock saß und die
    Rinder antrieb. Vier Tage waren vergangen, seit sie Oodnadatta verlassen
    hatten. Gestern hatten sie bei Bloods Creek mit ein paar Viehtreibern gezeltet,
    die eine Herde von fünftausend Rindern von Katherine hinunter nach Oodnadatta
    trieben. Die Männer hatten berichtet, dass die Dürre viele Wasserlöcher
    ausgetrocknet hatte. Fast hundert Rinder waren ihnen bisher auf der Reise
    verendet. In Adelaide bekam man nach Abzug von Agentenkosten und Fracht nur
    noch ein Pfund pro Rind. Der ganze Aufwand lohnte sich nur mit einer wirklich
    großen Herde. Es war ein imposanter Anblick gewesen, erinnerte sich John, als
    die Männer am frühen Morgen in einer Woge stampfender Rinderkörper im Staub
    verschwunden waren. Für einen Augenblick hatte er sich gewünscht, einer der
    Viehtreiber zu sein. Wie einfach könnte das Leben sein. Doch schnell verdrängte
    er den Gedanken – und schämte sich sogar dafür. Schließlich war er doch
    zur größten Prüfung seines Lebens aufgebrochen.
    Hassan hatte
    vorgeschlagen, nicht die Route entlang der Hauptwasserlöcher zu nehmen, da noch
    einige große Herden von achttausend und mehr Rindern von Darwin hinunter nach
    Oodnadatta unterwegs waren. An den Wasserstellen, die einst von Ryan’s Camel
    Party entlang der Hauptroute von Norden nach Süden durch den Kontinent
    eingerichtet und dann an verschiedene Besitzer, unter anderem an die Regierung
    und an Sydney

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