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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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aufsteigen. Paul hätte allen Grund, sich um Emma Sorgen zu machen! „Warum?“, fragte
    er, seine Gefühle unterdrückend. „Er, er ist so ... so weit weg.“ Ihr trauriger
    Blick tat ihm weh. Sie liebte Paul und litt. Sein Zorn auf Paul wuchs. Zugleich sagte
    er sich, dass er sich nicht einmischen durfte und seine Gefühle nicht richtig
    waren. Er holte tief Luft und sagte: „Der unerwartete Tod von Sam Ellington in
    Marree hat ihn wohl sehr erschüttert.“ Sie senkte den Blick ins Feuer. Hatte
    seine Antwort sie enttäuscht? Nun, umso besser, dachte er, dann würde sie
    aufhören, sein Verständnis einzufordern. Er konnte kein Verständnis für das
    Verhalten ihres Mannes aufbringen. „Paul verteidigt seinen Glauben ...“, sagte
    er, und er war stolz, wie er sich damit selbst bestrafte, „... und unseren
    Gott. Er ist ein leidenschaftlicher Diener Gottes.“
    Er ist loyal, dachte
    Emma. Er hätte Paul ja auch schlecht machen können. Wie hatte sie ihm nur am
    Anfang Neid unterstellen können? John hatte Recht. War es denn nicht gerade
    Pauls kämpferische Energie gewesen, sein glühender Glaube, der sie so in den
    Bann gezogen hatte? Er war ein Mann, der sich nicht mit faulen Kompromissen
    zufrieden gab, sondern für Wahrheit und Klarheit kämpfte ... Wie gern hätte sie
    sich von ihren eigenen Argumenten überzeugen lassen. Als sie wieder aufsah,
    bemerkte sie, dass John sie beobachtet hatte. Rasch blickte er weg. „Ich bin
    schrecklich müde“, sagte sie schnell und stand auf. „Sind Sie sicher, dass Sie
    nicht krank sind?“ „Ganz sicher“, log sie. Die Erschöpfung war zurückgekehrt
    und lastete nun so schwer auf ihr, dass sie sich für heute geschlagen geben
    musste. Sie hätte John gern die Hand gegeben, ihm zugelächelt, doch sie
    fürchtete, ihn dabei in Verlegenheit zu bringen, und so sagte sie nur: „Gute
    Nacht ... und ... und danke für die Unterhaltung.“ Dann bückte sie sich rasch,
    nahm die beiden Decken, auf denen sie gesessen hatte, und legte sich auf die
    andere Seite des Feuers. Als Kopfkissen diente das Handtuch, mit dem sie ihr
    Haar getrocknet hatte. Von den letzten Nächten auf der steinigen Erde taten ihr
    noch alle Glieder weh. Aber bisher hatte sie kein Wort darüber verloren, und
    sie beabsichtigte auch nicht, es zu tun. Sie drehte sich mit dem Rücken zum
    Feuer und zog die Wolldecke hinauf bis zum Kinn. Hinter ihr knisterte das
    Feuer. Sie wusste John dort, das beruhigte sie. Vor ihr gähnte die Weite der
    Wüste. Komm!, schien diese unheimliche Grenzenlosigkeit lockend zu flüstern,
    Komm, und du wirst Dinge erleben und erkennen, von denen du nicht wusstest,
    dass es sie gibt! Komm! Sie erschauerte, zog die Decke höher und schloss die
    Augen.
    John lag in dieser Nacht
    lange wach. Es ist nur die Einsamkeit der Wüste, die mich für diese Frau so
    empfinden lässt, redete er sich ein. Er starrte in den klaren, funkelnden
    Himmel über sich und versuchte, die Sterne zu zählen.

3
    Vor langer Zeit, als viele
    Tiere noch Menschengestalt hatten, lebte eine alte Frau, sie hieß Yirbaik-baik.
    Sie hatte ein ganzes Rudel Dingos, die nur ihr aufs Wort gehorchten.
    Yirbaik-baik und ihre Dingos ernährten sich vom Fleisch anderer Menschen.
    Yirbaik-baik war hinterhältig, und um ihren unnatürlichen Hunger zu stillen,
    erfand sie immer neue Fallen für ihre Opfer. Einmal traf sie auf eine Gruppe
    von Aborigines und behauptete, Wallabies gesehen zu haben, und bot ihnen an,
    sie auf sie zu zu treiben. Die Aborigines standen da mit ihren Speeren, bereit,
    die Wallabies zu töten. Doch es kamen keine Wallabies, sondern die
    abgerichteten Dingos von Yirbaik-baik. Sie stürzten sich auf die Menschen,
    töteten sie und schleppten sie ins Lager von Yirbaik-baik. Irgendwann bemerkten
    andere Aborigines, dass so viele von ihnen fehlten, und machten sich auf die
    Suche. Da stießen sie auf das Lager von Yirbaik-baik. Als sie herausgefunden
    hatten, was geschehen war, töteten sie Yirbaik-baik und alle Dingos. Die
    sterbenden Dingos verwandelten sich in Tigerschlangen und krochen in den Busch.
    Die Schädel der getöteten Aborigines aber verwandelten sich in weiße Felsen,
    und Yirbaik-baik selbst wurde zu einem unscheinbaren braunen Vogel, flüchtete
    in den Busch und verschwand. Wenn dieser kleine Vogel nach einer langen
    Trockenzeit bei Tag seinen Ruf ausstieß, dann kam ein Gewitter und brachte
    viel, viel Regen. Yirbaik-baik hatte sich in etwas Gutes verwandelt.
    Jalyuri erzählte

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