Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Leuchten der schottischen Wälder

Das Leuchten der schottischen Wälder

Titel: Das Leuchten der schottischen Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
Vom Netzwerk:
Kilo runder geworden war. Aber jetzt wollte sie ihm das Essen nicht verderben und schwieg. Bevor er wieder nach Glasgow fährt, werde ich mit ihm reden, nahm sie sich vor.
    Nach einer Weile lehnte sich Daniel zufrieden zurück. Das Essen war beendet, der Kaffee getrunken, die restlichen Lebensmittel im Kühlschrank, und er hatte zwei Liegestühle aufgeklappt. Die Sonne warf ihre Strahlen durch das Laub der alten Apfelbäume, und eine leichte Brise strich vom Berg herunter. Sandy hatte es sich auf Lenas Schoß gemütlich gemacht, und Daniel kraulte den kleinen Hund, wobei er ganz aus Versehen auch mal über Lenas Arm strich. „Und nun erzähl. Wie ist es dir ergangen?“
    Lena seufzte. „Nicht so gut, wie ich erwartet habe.“
    Daniel war überrascht. „Was ist los?“ So kannte er Lena gar nicht.
    „Zu mir kommen die falschen Patienten, und ich habe Ärger mit dem Gemeinderat.“ Und dann erzählte sie, wie die letzten Wochen verlaufen waren. „Und ich weiß nicht, wie ich das alles ändern soll.“ Verzagt starrte sie in den wolkenlosen Himmel, ohne ihn zu sehen.
    „Lena, falsche Patienten gibt es nicht. Selbst die, die ‚nur’ mit seelischen Problemen dein Wartezimmer bevölkern, sind Patienten. Du musst einfach mehr Geduld haben, dann renkt sich das alles ein.“
    „Das weiß ich, und ich mache sogar Fortschritte bei der Behandlung, obwohl ich weder ein Neurologe noch ein Psychoanalytiker bin. Ich gebrauche nur meinen normalen Menschenverstand und kann ihnen damit helfen. Aber nun, mittendrin, soll ich damit aufhören.“
    „Keiner kann dich dazu zwingen. Sprich doch mal mit der Sanatoriumsleitung. Erklär ihnen, wie es zu dem Dilemma kam.“
    Bestürzt sah sie den Freund an. „Du meinst, ich soll mich da entschuldigen?“
    „Aber nein. Auf keinen Fall. Du musst deinen Standpunkt klipp und klar vertreten. Und du musst erkennen lassen, dass du auf dem richtigen Weg bist. Du kannst sogar anbieten, denen da in ihrem angesehenen und berühmten Sanatorium zu helfen, wenn sie es wünschen. Dass du im Recht bist mit deinen Methoden, sehen diese Ärzte genau so wie du, wenn ihre Patienten plötzlich Wanderlieder singend durch die Hügel marschieren.“ Daniel nickte ihr zu. „Du hast das ganz großartig gemacht.“
    Lena sah ihn prüfend an. „Du meinst das wirklich ernst?“
    „Natürlich.“
    Sie seufzte befreit und lächelte mit geschlossenen Augen. „Ich glaube, jetzt hast du mir sehr geholfen.“
    „Dazu bin ich da.“
    „Ach Daniel, du bist wirklich ein Freund. Du hast mir wieder Mut gemacht. Ich wusste nicht mehr ein noch aus, und nun ist alles ganz klar. Montag fahre ich ins Sanatorium nach Broklenbeg – ohne Schuldgefühle und ohne Angst, hier versagt zu haben.“
    „Wie kommst du denn auf die Idee, versagt zu haben?“
    „Du hättest den Bürgermeister hören müssen.“
    „Ein eitler Besserwisser mit Angst um seine Würde, wie kannst du so einen Mann ernst nehmen?“
    „Weißt du, manchmal fehlt mir der starke Rückhalt, den ich im Krankenhaus hatte. Ich bin hier doch sehr allein, da ist man für alles selbst verantwortlich, und das ist nicht immer leicht.“
    „Ich weiß, und ich habe das sogar befürchtet. Ich weiß aber auch, dass du stark genug bist, solche Situationen durchzustehen, sonst hätte ich dich nicht gehen lassen. Schließlich fühle ich mich nach wie vor ein bisschen verantwortlich für dich.“
    „Danke, Daniel.“
    Der Hund rekelte sich und sprang von Lenas Schoß. Sie richtete sich auf. „Wollen wir ein Stückchen laufen? Einmal auf den Little Mountain und zurück? Das ist der Hügel da drüben, man hat einen schönen Blick auf das Dorf und die Umgebung.“
    „Ja, nach diesem Essen tut das gut.“ Daniel holte das Halsband und die Leine für Sandy. „Wir leinen sie besser an, es ist alles noch zu fremd für sie. Gibt es eigentlich Probleme mit dieser Aschewolke und deinen Alpakas?“
    „Zuerst hatten wir alle große Angst und holten unsere Tiere in ihre Ställe zurück. Aber allmählich sind die Schäfer wieder weit draußen, und ich lasse die Herde auch auf die etwas entfernteren Weiden gehen. Nachts holen wir sie aber immer noch zurück in den Stall. Was sagen denn die Nachrichten?“
    „Der Flugverkehr hat sich wieder normalisiert, und die Wolke treibt weiter östlich an uns vorbei. Aber der Vulkan spuckt nach wie vor seine Aschewolken aus, und sobald sich der Wind dreht, haben wir hier wieder Probleme. Wirst du dann benachrichtigt?“
    „Ja, der Wildhüter

Weitere Kostenlose Bücher