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Das Leuchten der schottischen Wälder

Das Leuchten der schottischen Wälder

Titel: Das Leuchten der schottischen Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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„Natürlich, Schäfer. Das weißt du doch genau. Ohne so ein Stück Papier gäbe es dich nicht, mich nicht, euch nicht. Habt ihr euch schon einen Namen überlegt?“
    „Nein. Aber ich glaube, Colleen wollte einen Namen ihrer Großeltern nehmen, je nachdem, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird. Claire hieß die Großmutter und Jonas der Großvater.“
    „Na, ja, das kann sie mir ja nachher sagen. Aber sie darf wissen, dass wir miteinander geredet haben?“
    „Ja, natürlich. Mit dem Geheimnis ist es jetzt vorbei, der Ranger weiß ja auch Bescheid. Aber dass ich der Vater bin, das wird er nicht wissen.“
    „Ich kann schweigen, wenn ihr das wollt.“
    „Ich will, was Colleen will. Aber auf dem Amt wird es wohl bekannt.“
    „Nicht, wenn ihr den Vater nicht angeben wollt.“
    „Colleen soll das entscheiden.“
    Am nächsten Morgen um zehn Uhr meldete Dr. Lena Mackingtosh zum großen Erstaunen des Standesbeamten von Broadfield Claire als neue Bürgerin der Gemeinde im Geburtsregister an. Auf der Urkunde standen Zeit und Ort und der Name der Mutter sowie „Vater unbekannt“. „Aber sie muss doch wissen, wer … mit wem sie … und überhaupt, so viele Männer gibt es hier ja nun auch nicht“, stotterte der Beamte.
    „Es ist ihr Wunsch, und den müssen wir respektieren“, konterte die Ärztin und sah dem verlegenen Mann mitten ins Gesicht. „Männer im zeugungsfähigen Alter gibt es genug. Aber vielleicht stehen nicht alle zu ihren geheimen Unternehmungen. Soll ja vorkommen, nicht wahr?“
    „Aber“, stotterte er verwirrt, „es geht doch auch um die Verantwortung. Ein Vater muss doch zur Verantwortung gezogen werden, wenn es mal Schwierigkeiten gibt.“
    „Ich meine, das sollten wir den Eltern überlassen, nicht wahr?“
    „Ja, schon, aber wenn kein Vater da ist, kann man nicht von Eltern sprechen. Die Mutter, wenn sie allein erzieht, wird kommen und von der Gemeinde Hilfe erwarten – es wäre ja nicht das erste Mal.“
    „Die Mutter wird keine Ansprüche stellen.“
    „Ja, ja, heute vielleicht noch nicht, aber eines Tages … Kinder kosten sehr viel Geld.“
    „Das weiß ich. Und wenn die Mutter eines Tages vielleicht in Not gerät, dann wird ihr die Gemeinde helfen müssen. So bestimmt es das Gesetz.“
    „Wir müssen mit der Frau selbst sprechen.“
    „Natürlich, aber vorläufig nicht. Sie wird sich melden, wenn sie gesundheitlich dazu in der Lage ist.“ Lena nickte ihm zu. „Das wäre dann alles für heute. Guten Tag.“
    Verärgert verließ Lena das Rathaus. Diese Bürokraten mit ihrem Papierkram, dachte sie und nickte Ellen zu, die die Tische vor dem Pub polierte. „Lena, komm rüber, ich habe gerade die Kaffeemaschine angestellt“, rief die Wirtin ihr zu.
    Ja, warum eigentlich nicht. Einen Kaffee könnte ich gebrauchen. „Ich komme gern.“ Lena lief über den Platz und beobachtete Ellen, die sich in ihrer Arbeit nicht unterbrechen ließ. Sie ist eine energische Frau geworden, dachte Lena, mit einer großen Nase und schmalen Lippen, mit dünner werdendem Haar und stählernen blauen Augen; die braucht man wohl, wenn man sich als Pub-Betreiberin hier durchsetzen will, sinnierte sie und reichte der Freundin die Hand. „Danke für die Einladung.“
    „So früh schon im Rathaus?“, fragte Ellen vorsichtig. Sie wollte nicht als neugierig angesehen werden, beobachtete aber alles, was rund um das Rathaus passierte, sehr genau.
    „Ja, ja, Papierkram gibt es immer.“
    „Was Besonderes?“
    „Schulkram, Impfungen und solche Sachen. Da muss man durch“, versuchte die Ärztin die Neugier abzuwiegeln. Ellen nickte. „Wem sagst du das? Ich habe auch dauernd mit Papierkram da drüben zu tun. Genehmigungen, Änderungen von Genehmigungen, jetzt haben sie mir vorgeschrieben, wie weit ich meine Tische vor dem Haus aufstellen darf. Und mit Sonnenschirmen darf ich keine Reklame machen. Bisher hat mir die Zigarettenfirma jedes Jahr neue hingestellt. Und nun heißt es ‚Rauchen bedeutet den Tod’, und ich darf die Schirme nicht mehr benutzen.“
    „Aber da ist etwas Wahres dran, Ellen.“
    „Papperlapapp, kein Mensch hat sich um die Reklame gekümmert, alle haben den Schatten genossen, und nun muss ich neue Schirme kaufen. Was das wieder kostet.“ Verärgert ging sie in die Küche und holte den frischen Kaffee. „Hier, bitte sehr, spülen wir unseren Ärger gemeinsam runter. Übrigens, ich habe gehört, der Ranger hat bei Colleen Ziegen gemolken.“
    „So? Wer hat denn das

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