Das Leuchten des Himmels
die kümmern wir uns. Ich bringe Sie alle nach Hause, wenn wir hier fertig sind. Sie gingen in die Stadt.«
»Ich beschloss, ihm zu verzeihen. Man kann Max nicht lange böse sein. Und ich wollte einen Termin für eine ärztliche Untersuchung für ihn vereinbaren. Er hatte seit ein paar Tagen keinen Appetit mehr. Ich hielt an, um uns was fürs Frühstück zu holen, dann fuhr ich zur Zeitung. Ich traf Jim und John, dann ging ich hinein und fand ihn. Ich fand ihn. Wer hat Max das angetan, wer konnte so etwas tun?«
»Carrie, war die Hintertür der Redaktion jemals unverschlossen?«
»Ständig. Er dachte nie daran abzusperren. Warum auch, pflegte er zu sagen. Wenn jemand wirklich einbrechen wollte, dann brauchte er ohnehin nur die Tür einzutreten.«
»Besaß er eine Handfeuerwaffe?«
»Gewiss. Ein paar sogar. Die hat jeder.«
»Eine.22er. Eine.22er Browning Pistole?«
»Ja. Ja. Ich muss meine Kinder abholen.«
»Sofort. Wo hat er diese Waffe aufbewahrt?«
»Diese? Im Handschuhfach seines Lieferwagens. Er hat sie hauptsächlich zum Zielschießen benutzt. Manchmal hat er auf dem Heimweg von der Arbeit irgendwo angehalten und ein paar Dosen abgeschossen. Dabei würden ihm die besten Geschichten einfallen, meinte er immer.«
»Hat er jemals was über Patrick Galloway gesagt?«
»Natürlich. Hier spricht doch jeder über Patrick Galloway.«
»Ich meine, ganz speziell. Über sich und Galloway.«
»Warum sollte er? Sie kannten einander nicht lange, ehe Pat wegging.«
Nate überlegte, wie er vorgehen sollte. Sie war seine nächste Bezugsperson, und er musste es ihr sagen. Das konnte genauso gut jetzt geschehen. »Es stand eine Nachricht auf seinem Computer.«
Sie kämpfte mit den Tränen. »Was für eine Nachricht?«
Nate erhob sich und öffnete die Akte, die er auf seinen Schreibtisch gelegt hatte. »Ich gebe Ihnen eine Kopie davon zu lesen. Es wird nicht leicht für Sie, Carrie.«
»Ich möchte sie jetzt sehen.«
Nate reichte sie ihr und wartete. Er sah das bisschen Farbe, das sie bekommen hatte, wieder aus ihrem Gesicht schwinden. Aber ihre Augen, anstatt vor Entsetzen stumpf zu werden, blitzten wütend auf.
»Das stimmt nicht. Das ist verrückt. Das ist eine Lüge!« Wie um es zu beweisen, sprang sie auf und riss den Ausdruck in Fetzen. »Das ist eine ganz fürchterliche Lüge, und Sie sollten sich schämen. Mein Max hat nie im Leben jemandem was zuleide getan. Wie können Sie es wagen? Wie können Sie es wagen, zu behaupten,
er habe jemanden umgebracht und dann sich selbst getötet.«
»Ich zeige Ihnen nur, was ich auf seinem Computer gefunden habe.«
»Und ich sage Ihnen, es ist eine Lüge. Jemand hat meinen Mann umgebracht, und Sie sollten lieber Ihren Job machen und herausfinden, wer das war. Wer immer Max das angetan hat, hat auch diese Lüge hier platziert, und wenn Sie die auch nur eine Sekunde lang glauben, dann zum Teufel mit Ihnen.«
Sie rannte aus dem Zimmer, und Sekunden später hörte er ihr abgehacktes Schluchzen.
Er ging leise hinaus und sah, dass Peach sie im Arm hielt. »Sorgen Sie dafür, dass sie und ihre Kinder nach Hause kommen«, sagte er leise und verschwand dann in seinem Büro.
Einen Moment lang blieb er einfach stehen und starrte auf die über den Boden verstreuten Papierfetzen.
14
Hopp hatte im Rathaus ihr Büro. Es war nicht viel größer als eine Besenkammer und auch ähnlich planlos eingerichtet, aber da es Nate wichtig war, den formellen Rahmen zu wahren, vereinbarte er, sich dort mit ihr zu treffen.
Da sie voll geschminkt war und ein dunkles Kostüm trug, ging er davon aus, dass sie sich auf gleicher Ebene trafen.
»Chief Burke.« Die Worte kamen wie Bisse, die Bewegung ihrer Hand, mit der sie auf einen Stuhl zeigte, sah aus, als wollte sie zustechen.
Er roch den Kaffee im Becher auf ihrem Schreibtisch und der fast vollen Kanne, die hinter ihr auf der kleinen Ablage stand. Er wurde nicht gefragt, ob er sich bedienen wollte.
»Ich werde mich dafür entschuldigen, dass ich heute Morgen so schroff zu Ihnen war«, fing er an, »aber Sie sind mir zur falschen Zeit über den Weg gelaufen.«
»Ich möchte Sie daran erinnern, dass Sie für mich arbeiten.«
»Ich arbeite für die Menschen in dieser Stadt. Und einer von ihnen liegt flach auf dem Tisch unseres Teilzeit-Leichenhauses. Und deshalb steht er für mich an vorderster Stelle, Mayor. Und nicht Sie.«
Ihr purpurrot angemalter Mund wurde hart. Er hörte sie lang und zischend ein- und dann leise ausatmen. »Dem
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