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Das Leuchten des Himmels

Das Leuchten des Himmels

Titel: Das Leuchten des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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hat sie mitgerissen. Wir fanden zwei davon. Die Leichen. Sie haben bestimmt noch nie einen Menschen gesehen, der von einer Lawine mitgerissen worden ist.«
    »Nein, habe ich nicht.«
    »Dann seien Sie Gott dankbar dafür. Im nächsten Monat ist das neun Jahre her. Ich bin nie wieder hochgegangen. Und werde auch nie mehr hochgehen.«
    »Sind Sie auch mal mit Galloway gegangen?«
    »Ein paar Mal. Er war ein guter Bergsteiger. Verdammt gut für ein Arschloch.«
    »Sie mochten ihn nicht?«
    Otto begann, nach dem Zweifinger-Suchsystem die Tastatur zu bearbeiten. »Wenn ich die Arschlöcher, denen ich begegnet bin, alle nicht gemocht hätte, dann wären nicht viele übrig geblieben. Der Typ ist in den Sechzigern hängen geblieben. Love and Peace und Drogen. Hat sich’s leicht gemacht, wenn Sie mich fragen.«
    In den Sechzigern, überlegte Nate, hatte Otto im Dschungel Vietnams geschwitzt. Diese Art von Spannung – Soldat und Hippie – konnte schon bei geringerem Stress als einer Winterbesteigung explodieren.
    »Man jammert, dass man gern ein natürliches Leben führen möchte, und rettet die beschissenen Wale«, fuhr Otto fort, als er auf die Tasten einhackte, »dabei sitzt man aber auf seinem Arsch und lebt auf Kosten der Regierung, gegen die man ständig stänkert. So etwas kann ich nicht respektieren.«
    »Sie werden wohl keine großen Gemeinsamkeiten gehabt haben, zumal Sie ja vom Militär kommen.«
    »Bruderschaft haben wir nicht getrunken.« Er hörte zu tippen auf und sah Nate an. »Und was soll das alles?«
    »Ich versuche nur, mir ein vollständiges Bild von diesem Mann zu machen.« Als er sich erhob, fragte er beiläufig: »Als Sie noch auf die Berge stiegen, mit welchem Piloten sind Sie da geflogen?«
    »Meistens mit Jacob. Er war gleich hier.«

    »Ich glaube, Jacob ist ebenfalls in die Berge gegangen. Waren Sie auch mal mit ihm oben?«
    »Gewiss. Dann haben wir vielleicht Hank Fielding aus Talkeetna kommen lassen, damit er uns fliegt, oder Two-Toes aus Anchorage oder Stokey Loukes, wenn er nüchtern war.« Er zuckte mit den Schultern. »Es gibt genügend Piloten, die eine Gruppe hinaufbringen, wenn sie genügend Geld beisammen hat. Sollten Sie wirklich vorhaben, da rumzutoben, dann lassen Sie sich von Meg mitnehmen und besorgen sich einen professionellen Führer, nicht irgend so einen Blödmann.«
    »Das würde ich auch tun, aber ich denke, ich begnüge mich mit dem Blick aus meinem Fenster.«
    »Ist auch klüger.«
    Es bereitete ihm keinerlei Freude, seinen eigenen Deputy zu befragen, aber er wollte das Gespräch in seinen Unterlagen festhalten. Er konnte sich zwar nicht vorstellen, dass Otto unter Speed durchknallte und einen Mann mit einem Eispickel angriff. Aber mit einer Frau im engen Kleid beim Tangotanzen konnte er ihn sich genauso wenig vorstellen.
    In fünfzehn Jahren veränderten Menschen sich.
     
    Er ging ins Lodge und traf dort auf Charlene und Cissy, welche die frühen Abendgäste bedienten. Skinny Jim arbeitete an der Bar. Der Professor saß auf seinem angestammten Stuhl, trank einen Whiskey und las Trollope.
    »Ich nehme Wetten für das Iditerod-Rennen entgegen«, ließ Jim ihn wissen. »Wollen Sie einsteigen?«
    Nate setzte sich an die Bar. »Wer gefällt Ihnen denn?«
    »Ich setze auf diesen jungen Typen, Triplehorn. Er ist ein Aluet.«
    »Er ist umwerfend«, bemerkte Cissy, als sie gerade mit dem leeren Tablett vorbeimarschierte.
    »Auf sein Aussehen kommt es aber gar nicht an, Cissy.«
    »Für mich schon. Ich brauche einen Moosehead und einen doppelten Wodka auf Eis.«
    »Aus sentimentalen Gründen setzt man auf diesen Kanadier, Tony Keeton.«

    »Rufen Kanadier sentimentale Gefühle wach?«, wunderte Nate sich, als Jim den Wodka einschenkte.
    »Ne. Wegen der Hunde. Walt Notti hat die Hunde gezüchtet.«
    »Dann zwanzig auf den Kanadier.«
    »Bier?«
    »Nein, Kaffee bitte, Jim.« Während Jim und Cissy mit den Getränken beschäftigt waren und sich über ihre Lieblingsmusher stritten, wandte Nate sich an den Mann neben ihm. »Wie geht’s, John?«
    »Ich schlafe nicht gut.« Er merkte sich die Seite ein und legte das Buch ab. »Ich bring dieses Bild nicht aus meinem Kopf.«
    »So was ist zäh. Sie kannten Max ziemlich gut. Schrieben ein paar Artikel für seine Zeitung.«
    »Monatliche Buchbesprechungen, gelegentlich auch eine Farbreportage. Er hat nicht viel gezahlt, aber es hat mir Spaß gemacht. Ich weiß nicht, ob Carrie die Zeitung weiterführen will. Ich hoffe es.«
    »Jemand hat

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