Das Leuchten des Himmels
das, obwohl der erst fünf oder sechs Jahre, nachdem Pat schon nicht mehr da war, hierher kam. Aber inzwischen habe ich mich ein wenig beruhigt.«
»Das ist gut«, sagte Nate und aß weiter.
»Vielleicht hat es mir geholfen zu wissen, ich kann ihn hierher bringen und begraben, sobald der Boden es zulässt. Ich mag Sie, Burke, obwohl Sie mich links liegen lassen. Und weil ich Sie mag, sage ich Ihnen, dass Sie mit alledem keinem einen Gefallen tun.«
Nate schmierte sich Butter auf sein Brötchen. »Und was fällt unter dieses alledem, Charlene?«
»Sie wissen genau, was ich meine; dieses Gerede, dass ein Mörder unter uns herumläuft. Wenn über so etwas nur oft genug geflüstert wird, werden die Leute es auch nach und nach glauben. Das ist schlecht fürs Geschäft. Die Touristen werden wegbleiben, wenn sie glauben, dass sie hier in ihren Betten umgebracht werden.«
»Cissy?«, rief er, die Augen noch immer auf Charlene gerichtet. »Kann ich bitte noch einen Becher Kaffee bekommen? Läuft es darauf hinaus, Charlene? Geht es nur ums Geld? Um Ihren Profit?«
»Wir müssen hier unseren Lebensunterhalt verdienen. Wir müssen …«
Sie unterbrach sich, als Cissy einen Becher auf den Tisch stellte und mit Kaffee füllte. »Brauchen Sie sonst noch etwas, Nate?«
»Nein, danke.«
»Wir machen während der Sommermonate hier ein gutes Geschäft. Und das müssen wir auch, sofern wir im Winter nicht von der Sozialhilfe leben wollen, und der Winter ist lang. Ich muss das praktisch sehen, Nate. Pat ist tot. Max hat ihn umgebracht. Und ich erlaube mir nicht, Carrie deswegen Vorhaltungen zu machen – ich wollte es, aber ich lasse es nicht zu. Auch sie hat ihren Mann verloren. Aber Max hat Pat umgebracht. Gott weiß warum, aber er hat es getan.«
Sie nahm wieder ihren Kaffeebecher und trank daraus, dabei
starrte sie aus dem dunklen Fenster. »Pat hat ihn mit da hochgeschleppt. Bestimmt steckte irgendeine Verrücktheit dahinter. Max, der eine Geschichte oder einen Artikel oder so suchte, und Pat, der auf ein Abenteuer aus war oder dachte, ein paar Dollar verdienen zu können. Der Berg kann einen verrückt machen. Und genau das ist passiert.«
Als er stumm blieb, berührte sie seine Hand. »Ich habe darüber nachgedacht, weil Sie mich darum gebeten hatten. Und mir ist eingefallen, dass Max in jenem Winter fast einen ganzen Monat lang nicht in der Stadt war. Vielleicht auch länger. Damals war das hier kilometerweit der einzige Ort, an dem man was Warmes zu essen bekam, und er war Stammgast. Fast jeden Abend habe ich ihn bedient. Aber er kam nicht.«
Abwesend griff sie über den Tisch und brach sich ein Stück Brötchen ab. »Ein paar Mal rief er an, um sich was bringen zu lassen«, sagte sie und knabberte an ihrem Brot. »Wir liefern nicht außer Haus, noch immer nicht, aber Karl hatte ein weiches Herz. Er brachte das Essen selbst rüber in die Redaktion. Er erzählte mir, Max sehe krank aus und sei nicht ganz richtig im Kopf. Ich achtete nicht darauf. Ich brütete wegen Pat und musste zusehen, wie ich zurechtkam. Aber Sie haben mich gebeten, mich zurückzuerinnern, und dabei ist mir das wieder eingefallen.«
»In Ordnung.«
»Sie schenken mir überhaupt keine Beachtung.«
»Ich habe alles verstanden, was Sie gesagt haben.« Ihre Augen trafen sich. »Wen haben Sie außerdem in jenem Februar hier vermisst?«
Sie stieß ungeduldig die Luft aus. »Ich weiß es nicht, Nate. Ich habe nur an Max gedacht, weil er tot ist. Und weil mir ganz plötzlich wieder eingefallen ist, dass Carrie und ich beide in diesem Sommer geheiratet haben. Im Sommer nach Pats Verschwinden. Deshalb ist es mir wieder eingefallen.«
»Okay. Jetzt denken Sie mal an die Leute, die noch am Leben sind.«
»Ich denke an Sie.« Sie lachte und winkte ab. »Ach, sehen Sie doch nicht immer alles so eng. Eine Frau hat das Recht, an einen gut aussehenden Mann zu denken.«
»Aber nicht, wenn er in ihre Tochter verliebt ist.«
»Liebe?« Sie fing an, mit den Fingern auf den Tisch zu trommeln. »Also Ihnen können die Schwierigkeiten offenbar gar nicht dick genug kommen, oder? Legt sich mit der Ratsversammlung an, dass ihm jeder Seitenblicke zuwirft, stößt Ed und Hopp vor den Kopf und spricht jetzt davon, Meg zu lieben. Sie hat einen Mann nie länger als einen Monat behalten, seit sie weiß, was man mit ihnen anstellen kann.«
»Das bedeutet offenbar, dass ich im Moment Rekordhalter bin?«
»Sie wird Ihnen ein Stück aus Ihrem Herzen reißen und es Ihnen
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