Das Leuchten des Himmels
rennt weg, sobald er uns sieht.«
Hinter dem Haus sah Nate, dass die Manns ein Stück Grund als Garten mit einem Seil abgegrenzt hatten. Offenbar war der Bär durchgetrampelt und hatte sich dann einige Zeit damit beschäftigt, eine Plastiktonne voller Zeitungen und Kataloge auseinander zu nehmen.
Nate ließ seinen Blick schweifen und deutete dann auf den braunen Rumpf, den er durch die Bäume erspäht hatte.
»Da geht er.«
»Wir jagen ihm lieber noch ein wenig Angst ein und machen ihm Beine. Somit entmutigen wir ihn, wieder zurückzukommen.« Otto zielte mit seinem Gewehr in die Luft und feuerte zwei Mal. Und Nate konnte belustigt zusehen, wie der Bär sich ins Zeug legte und mit seinem dicken Leib schaukelnd losrannte.
Und er verfolgte dies neben einem Mann, der auf seiner Liste der Verdächtigen stand.
»Das war doch unproblematisch.«
»Es ist viel öfter unproblematisch, als man denkt.«
»Aber manchmal auch nicht. Meg und ich mussten vor ein paar Abenden einen vor ihrem Haus abschießen.«
»Hat ihr Hund da was abbekommen? Ich habe schon gehört, dass er eine Verletzung hat.«
»Ja. Und er hätte sich auch an uns rangemacht, wenn wir ihn nicht erschossen hätten. Jemand hatte Köder ans Haus gelegt.«
Ottos Augen wurden schmal. »Wovon zum Teufel sprechen Sie?«
»Ich spreche von jemandem, der frisches, blutiges Fleisch in dünnen Plastiktüten an Megs Haus aufhängt.«
Otto presste die Lippen aufeinander und wandte sich dann abrupt ab, um ein paar Schritte zu gehen. Nate legte die Hand auf den Schaft seiner Waffe. »Fragen Sie mich etwa, ob ich das war?« Otto kam zurück und baute sich vor Nate auf. »Wollen Sie wissen, ob ich zu etwas derart Feigem, derart Gemeinem imstande wäre? Ob ich etwas tun würde, wobei möglicherweise zwei Menschen in Stücke gerissen würden? Einer davon eine Frau?«
Er stach mit dem Finger in Nates Brust. Zweimal. »Ich nehme es hin, dass Sie meinen Namen in den Hut werfen, wenn es um Galloway geht, sogar wenn es um Max geht. Es ärgert mich maßlos, dass Sie mich auch wegen Yukon ins Visier genommen haben, aber auch das habe ich geschluckt. Doch verdammt will ich sein, wenn ich mir das jetzt auch noch gefallen lasse. Ich war ein Marine. Ich wüsste einen Menschen umzubringen, wenn es sein muss. Ich weiß, wie man das schnell erledigt, und kenne genug Plätze, wo ich mich einer Leiche entledigen könnte, ohne dass eine Menschenseele sie jemals fände.«
»Genau das habe ich mir gedacht. Also frage ich Sie, weil Sie die Leute hier kennen, wer würde sich zu so etwas herablassen?«
Er bebte. Die Wut tobte noch in ihm, das sah Nate. Er hatte das Gewehr in der Hand, aber selbst in seinem Zorn zeigte der Lauf zu Boden. »Ich weiß es nicht. Aber er verdient es nicht zu leben.«
»Der Ohrring, den ich Ihnen gezeigt habe, gehört ihm.«
Das Interesse gewann die Oberhand über die Wut in seinen Augen. »Sie haben ihn draußen bei Meg gefunden?«
»Nein. In Galloways Höhle. Und deshalb müssen wir uns über ein paar Dinge Gedanken machen. Wen mochte Galloway, und wem vertraute er, und wer kam für eine Winterbesteigung in Frage? Wer hatte einen Gewinn von seinem Tod? Wer trug diesen Ohrring?«, fügte er hinzu und klopfte auf seine Tasche. »Wer hielt sich damals für einen ganz harten Typen und konnte die Stadt ein paar Wochen lang verlassen, ohne dass jemand ein Wort darüber verlor?«
»Dann beziehen Sie mich wieder mit ein?«
»Ja. Kommen Sie, wir sagen Ginny Bescheid, dass die Luft rein ist.«
Fast hätte man auslosen müssen, wer überraschter war, als Meg vorbeikam, um ihre Hunde abzuholen. Sie selbst oder Charlene, die dabei erwischt wurde, wie sie mit roten Händen Essensreste an die Hunde verfütterte.
»Ich wollte es nicht verkommen lassen. Die Hunde hassen es, eingesperrt zu sein.«
»Das ist doch nur, bis Bull wieder ganz geheilt ist.«
Sie standen linkisch dabei, während die Hunde fraßen.
»Weißt du denn, was ihn erwischt hat?«, fragte Charlene nach einer Weile.
»Ein Bär.«
»Mein Gott. Dann hat er aber Glück gehabt, dass es nur Kratzer sind.« Charlene ging in die Hocke und gab Kussgeräusche von sich. »Armes Baby.«
»Ich vergesse regelmäßig, dass du Hunde magst. Aber du hältst dir nie einen.«
»Ich habe auch so genug um die Ohren.« Sie richtete ihren Blick auf Meg, deren Ring gerade einen Sonnenstrahl auffing und reflektierte. »Auch davon habe ich gehört.«
Sie packte Megs Hand und zog diese unter ihre Nase, während sie
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