Das Leuchten des Himmels
gekommen bist und mit mir geredet hast. Etwas Wahrhaftiges zu mir gesagt hast. Das ist eine lange Wartezeit.«
»Zu lang? Sag nicht, dass es zu lang war.«
Er ging zu ihr, legte seine Arme um sie und seine Wange auf ihren Kopf. »Ich weiß es nicht. Ich glaube, das weiß keiner von uns. Also werden wir wohl am besten abwarten, dann werden wir schon sehen.«
Nate heftete seine Dienstmarke an ein Khakihemd, dessen Ärmel das Symbol der Polizei von Lunacy trug. Die ehrwürdige Bürgermeisterin hatte ihn davon unterrichtet, dass der erste Mai ein offizielleres Auftreten erforderte.
Als er seine Waffe umschnallte, brachte ihm das ein langes Mmmm von Meg ein. »Polizisten sind so sexy. Warum kommst du nicht noch mal ins Bett?«
»Ich muss heute rechtzeitig erscheinen. Eigentlich sollte ich schon da sein. Mit den Teilnehmern erwarten wir heute fast zweitausend Leute in der Stadt. Hopp und Charlene haben kräftig die Werbetrommel gerührt.«
»Wer sieht nicht gern eine Parade? Also gut, da es so ein offizieller Anlass ist, gib mir zehn Minuten, und ich fliege dich ein.«
»Du brauchst viel länger, bis du alles überprüft hast und losfliegen kannst, als ich mit dem Wagen. Außerdem bist du niemals in zehn Minuten fertig.«
»Das schaffe ich, vor allem wenn jemand nach unten geht und Kaffee kocht.«
Als er auf seine Uhr sah und seufzte, raste sie schon ins Bad.
Als er mit zwei Bechern zurückkam, zog sie bereits ihre rote Bluse über ein weißes, im Nacken gebundenes Top. »Ich bin erstaunt.«
»Ich weiß, wie man sich die Zeit einteilt, Süßer. Auf diese Weise
können wir auf dem Hinweg nämlich noch ein wenig über unsere Hochzeit reden. Es ist mir gelungen, bei Charlene die Notbremse zu ziehen, als sie davon anfing, eine Pergola mieten und mit rosa Rosen überziehen zu wollen.«
»Was ist eine Pergola?«
»Das hat sich ohnehin erledigt. Aber sie ist ziemlich eingeschnappt, da sie der Auffassung ist, so etwas sei nicht nur romantisch, sondern für die Hochzeitsfotos geradezu unabdingbar.«
»Schön, dass ihr beiden so gut miteinander klarkommt.«
»Das wird nicht anhalten, aber im Moment macht es das Leben etwas einfacher.« Sie schüttete den Kaffee hinunter. »Noch zwei Minuten fürs Gesicht«, verkündete sie und verschwand wieder im Badezimmer.
»Sie und Big Mike stecken ständig die Köpfe zusammen wegen dieses riesigen Hochzeitskuchens. In diesem Punkt lasse ich ihr freie Hand. Ich liebe Kuchen. Aber wir liegen uns wegen der Blumen in den Haaren – ich will nicht in rosa Rosen versinken -, aber in anderen Dingen sind wir uns einig geworden. Wir werden einen Profi-Fotografen nehmen. Schnappschüsse sind zwar was Tolles, aber das ist ein einmaliger Anlass, deshalb muss ein Profi ran. Oh, und sie meint, du bräuchtest einen neuen Anzug.«
»Ich habe bereits einen Anzug.«
»Sie sagte, du müsstest einen neuen haben – und der müsse grau sein. Stahlgrau, nicht taubengrau. Vielleicht war es aber auch taubengrau und nicht stahlgrau. Ich weiß es nicht, was das betrifft, liefere ich dich den Wölfen aus. Das kannst du mit ihr ausfechten.«
»Ich kann mir einen Anzug kaufen«, brummte er. »Ich kann mir einen grauen Anzug kaufen. Muss ich auch meine Unterwäsche ausmustern?«
»Frag Charlene. Da, fertig. Wir können los, was ist, bist du noch nicht fertig? Du hältst die Parade auf.«
Sie lachte, als er nach ihr grapschte, und ließ sich von ihm die Treppe hinunterjagen.
Sie waren schon an der Tür, als er innehielt, weil bei ihm was Klick machte, auf einmal aus einer dunkeln Vermutung Gewissheit wurde. »Schnappschuss. Ver dammt .«
»Was?« Meg zupfte ihr Haar zurecht, als er wieder nach oben
stürmte. »Möchtest du eine Kamera? Mann! Und dauernd wird über die Frauen lamentiert, die nicht rechtzeitig fertig sind.«
Sie ging langsam nach oben und sah erstaunt zu, wie er ihre Fotoalben und Schachteln aus dem Schrank zerrte und aufs Bett fallen ließ.
»Was machst du da?«
»Er ist hier drin. Ich erinnere mich. Ich bin mir ganz sicher.«
»Was ist da drin? Was machst du mit meinen Fotos?«
»Er ist da drin. Ein Sommerpicknick? Nein, nein... Schnappschuss am Lagerfeuer. Oder... verdammt.«
»Einen Moment mal. Woher weißt du, dass da drinnen ein Foto von einem Lagerfeuer oder von einem Sommerpicknick oder von sonst was ist?«
»Ich habe geschnüffelt. Schimpf mich später.«
»Darauf kannst du wetten.«
»Der Ohrring, Meg. Ich habe ihn gesehen, als ich mir die Bilder ansah. Ich weiß,
Weitere Kostenlose Bücher