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Das Leuchten

Das Leuchten

Titel: Das Leuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Falls
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Stattdessen konzentrierte ich mich ganz darauf, meinen Helm aufzusetzen. Ich habe eine Dunkle Gabe. Hatte ich das eben wirklich laut gesagt?
    »Du hast doch behauptet, so etwas gäbe es nicht!«
    »Ich habe gelogen. Ich bin nicht immer so ein guter Mensch, wie du denkst. Und jetzt setz deinen Helm auf.«

18

    Gemma erstarrte, ob vor Überraschung oder vor Fassungslosigkeit wusste ich nicht. Ich nahm ihr den Helm aus der Hand und stülpte ihn über den Kopf. »Ich kann Geräusche sehen«, erklärte ich, während ich den Helm verschloss. »Man nennt das Biosonar.«
    »Du bist Akai!«
    »Ja«, gab ich zu. »So nennen mich die Ärzte in ihren Akten. Der Name bedeutet: Der im Meer Geborene. Können wir jetzt gehen?« Ich betätigte einen Hebel an der Seite meines Sitzes, sodass die Rückenlehne nach hinten schwang.
    »Auf welche Entfernung?«
    Ich drückte den Hebel an ihrem Sitz und sie kippte um, als er sich waagerecht legte. »Mindestens eine Meile.« Ich kroch zur Ausstiegsluke und streckte die Beine durch den Ring. Zum Glück war nicht die ganze Unterseite mit dem Netz bedeckt. »Ich werde mich an die Kante der Luke hängen. Atme so viel Liquigen ein wie möglich, dann folge mir, so schnell du kannst.«
    »Warte!«
    Ich wusste nicht, ob sie mich mit weiteren Fragen löchern wollte oder ob sie immer noch Angst hatte zu springen, aber ich wartete auch nicht, um es herauszufinden. Ich füllte meine Lunge mit Liquigen, schob mich durch den Ring aus Gummi und hielt mich an der Bodenkante der Ausstiegsluke fest, während ich mich hinausfallen ließ. Ich schwang nach oben und knallte gegen die Unterseite des Boots, mitgerissen von der Geschwindigkeit der Specter . Glücklicherweise tauchten Gemmas Füße am Lukenrand auf. Als sie ausstieg, legte ich einen Arm um ihre Taille, dann ließ ich die Luke los. Zusammen fielen wir durch das mitternachtsblaue Wasser.
    Gemma drehte sich in meinem Arm, um mich anzusehen, und umfasste mich so fest, dass unsere Helme zusammenstießen. Hinter der Acrylglasscheibe hatte sie die Augen fest geschlossen.
    Hoch über uns zischte die Specter vorbei und zog das Nanoboot hinter sich her. Puh, die Outlaws hatten also nicht bemerkt, dass wir ausgestiegen waren. Uns ging es so weit gut und um das Boot würde ich mich später kümmern. Wahrscheinlich würden sie es losbinden, sobald sie bemerkten, dass das Cockpit leer war.
    Gemma schlug die Augen wieder auf, als das Meer um uns herum immer dunkler wurde. Wir ließen uns nach unten treiben durch eine Wolke aus Makrelen, die in dem schwachen Sonnenlicht silbrig schimmerten. Ein Fächerfisch schwamm dicht an uns vorbei, aus seinen Seiten schossen blaue Blitze, mit denen er die Makrelen irritierte. Ich spürte, wie Gemma den Arm noch fester um mich legte. Ich hatte erwartet, in ihren Augen Angst zu sehen, aber zu meiner Überraschung lachte sie, als sie die Schönheit der Natur um uns herum betrachtete.
    Sie schaltete ihre Stirnlampe an. Ich folgte ihrem Beispiel, doch jedes Licht reichte nicht weiter als sechs Meter. Ich sandte ein Netz aus Schallwellen aus, um zu sehen, was sich unter uns befand. Das Klicken, das ich in meiner Kehle auslöste, war zu hoch für Gemmas Ohren. Ich hatte es im Lauf der Jahre perfektioniert und die Tonhöhe gefunden, deren Wellen am schnellsten zurückkamen und die ich am besten umsetzen konnte. Dann schuf sich mein Gehirn aus dem Echo ein Bil d – genau so wie das Echolot in einem U-Boot. Mit all den Spitzen und Tälern zeigte es mir den Meeresgrund, wie er unter uns lag.
    In Zeichensprache gab ich Gemma zu verstehen, dass sie den Knopf für die Flossen an ihren Stiefeln drücken sollte. Aber sie begriff nicht, was ich von ihr wollte, was vermutlich daran lag, dass ich im Meer, sie aber oben aufgewachsen war. Hier unten lernten wir die Zeichensprache, noch bevor wir reden konnten. Denn wir mussten uns ja auch dann verständigen können, wenn unsere Lungen voll mit Liquigen waren.
    Ich drückte an ihrer Stelle den Knopf am Tauchcomputer, den sie am Handgelenk trug. Es stellte sich allerdings rasch heraus, dass sie auch nicht wusste, wie man sich mit Flossen bewegen musste, um geradeaus zu schwimmen.
    Die Computer in unseren Tauchanzügen stellten das Visier automatisch auf ultraviolette Sicht ein und die Landschaft unter uns war mit einem Mal ein zackiges Relief. Wir landeten in einer riesigen Wolke aus gelben Quallen. Es waren tausend, wenn nicht mehr. Keine war größer als meine Faust, und ich schob sie mit der Hand

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