Das Leuchten
meine Stiefel und meinen Helm.
»Ty«, flüsterte Gemma, »die kleinen Kinder da starren uns an.«
»Sie starren dich an.« Ich platzierte ihren Tauchhelm neben meinem.
»Weshalb?«
»Jibby hat es dir gestern gesagt, aber du hast ihm ja nicht geglaubt.«
Dad stieg mit einer Schar wütender Siedler die Treppe hinauf, die übrigen säuberten die Ausrüstungsbucht.
»Hey, Pete!«, rief ich einem unserer Nachbarn zu. »Ist der Doc hier?«
»Ja, oben.« Und mit einem Lächeln fügte er hinzu: »Wie geht’s, Gemma?«
Sie blickte ihn mit offenem Mund an, aber im Nu hatte sie sich wieder gefangen und lächelte zurück. »Okay, hab schon verstanden. Hier unten bin ich etwas Außergewöhnliches.«
»Man könnte auch sagen, eine Kuriosität.«
Ihre Augen strahlten vor Vergnügen, als hätte ich ihr gerade ein Kompliment gemacht.
»Schau mal hinter dich«, sagte ich, als es im Moonpool zu brodeln begann. Gemma drehte sich um und sah, dass ein schwarzer Schatten aus dem Wasser wuchs. Sie sprang auf die Füße. »Das ist nur ein Boot«, versicherte ich ihr, »und nicht wieder ein singender, Furcht einflößender Wal.«
Sie gab mir einen Schubs.
Die Bootsluke ging auf und Mum rief heraus: »Wer hilft mir, die ganzen Lebensmittel auszuladen?« Sofort bildete sich eine Kette und die Platten und Schüsseln wurden von einem zum Nächsten weitergereicht, durch die Luke, die Treppe hinauf.
»Hat sie das alles selbst gemacht?«, fragte Gemma, als sie mir eine Seescheidenpastete reichte.
»Nein, alle Familien haben etwas beigesteuert. Mum hat die Sachen eingesammelt und mitgebracht. Es ist einfacher, wenn man nur ein Boot entladen muss«, erklärte ich.
»Gemma!« Jibby drängelte sich zu uns durch. »Wie gefällt es dir in den Unterseeischen Gebieten?« Er drückte mir eine Platte mit Krabbenkuchen in die Hand, ohne die Augen von Gemma zu lassen.
»Es ist wunderbar hier!«
»Was gefällt dir am besten?«
Ihre Antwort verblüffte mich. Innerhalb eines Tages hatte sie eine Messerstecherei mit angesehen, war nur um Haaresbreite der Gefangennahme durch Verbrecher entgangen und hatte herausgefunden, dass man ihren Bruder in ein Erziehungsheim auf dem Meeresboden gesteckt hatte. Unser Territorium hatte sich ihr nicht gerade von der besten Seite gezeigt.
»Das hier.« Mit einer ausschweifenden Handbewegung zeigte Gemma auf die Leute, die alle in einer Reihe nebeneinanderstanden und sich unterhielten.
»Willst du für immer hier unter dem Meer wohnen?«, fragte Jibby. »Ich habe achtzig Hektar Grund.«
Als Gemma verwirrt die Stirn runzelte, übersetzte ich für sie: »Er fragt, ob du ihn heiraten willst.«
Ein Lachen entstieg ihrer Kehle und ging in ein Husten über. »Dafür bin ich zu jung.«
»Oh, wenn das so is t …« Jibby machte ein langes Gesicht. »Es ist nur so schrecklich still, wenn niemand um einen herum ist.«
»Bei uns zu Hause bist du jederzeit willkommen«, sagte ich. »Das weißt du doch.«
Er beachtete mich gar nicht. »Hey, jetzt hab ich’s. Wie wär’s, wenn du eine Zeit lang zu Besuch kommst? So lange, wie es dir gefällt?«, fragte er Gemma. »Ich habe drei leer stehende Schlafzimmer. Du kannst dir eins aussuchen. Ach, zum Teufel, du kannst das ganze Haus haben. Ich ziehe in ein Nebengebäude.«
Als sie ihm nicht sofort antwortete, stellte ich mich vor sie und sah sie an. »Du denkst doch nicht im Ernst darüber nach?«
»Ein ganzes Haus?«, fragte sie begeistert. »Ich hatte bisher nicht mal ein eigenes Zimmer.«
Wollte sie mich nur aufziehen? Ich wandte mich von ihr ab und ging zur Treppe. »Während du deinen Besuch planst«, sagte ich über die Schulter hinweg, »erkundige ich mich beim Doc über einen ganz bestimmten Ort.«
»Nicht ohne mich!« Sie drückte Jibby eine Kasserolle mit Meeresfrüchten in die Hand und rannte hinter mir her.
»Die Einladung steht!«, rief Jibby ihr nach. »Du bist jederzeit willkommen!«
Im unteren Stockwerk der Peaveys wimmelte es von Siedlern, die die letzten Reste der Verwüstung beseitigten. Im Wohnzimmer waren der Doc und ein paar Leute in eine hitzige Diskussion verstrickt. Ich brachte es nicht fertig, ihn vor allen anderen zu fragen. Ich war zu wütend darüber, dass er mich angelogen hatte. Deshalb war ich erleichtert, als mir Sharon unvermittelt einen Teller hinhielt.
»Ty, fang doch schon mal an zu essen. Es wird sonst kalt. Und Gemma, Liebes, nimm dir die doppelte Portion von allem. Du hast so wenig auf den Rippen, du könntest glatt in einem
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