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Das Leuchten

Das Leuchten

Titel: Das Leuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Falls
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Gezeitentümpel untergehen.«
    Ich tat, was sie sagte, denn je mehr ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir, dass es vielleicht keine gute Idee war, in Gemmas Gegenwart von Seablite zu sprechen. Schließlich war ihr Bruder einer der »entflohenen Sträflinge«, von denen der Doc erzählt hatte.
    Nachdem wir uns von all den Leckereien bedient hatten, die auf dem Wohnzimmertisch ausgebreitet waren, gingen Gemma und ich zu Zoe und Hewitt. Die beiden saßen auf der Treppe, die zu den Schlafzimmern hinaufführte. Draußen vor den Fenstern wurden gerade die Lampen weiter heruntergedimmt, bis sie an fahles Mondlicht erinnerten.
    »Warum bist du so niedergeschlagen?«, fragte Gemma und setzte sich neben Hewitt. »Ich kann gar nicht glauben, wie schnell euer Haus wieder in Ordnung gebracht wurde.«
    »Ja, ich bin ein echter Glückspilz.« Lustlos stocherte er in der Krebsschere herum, die auf seinem Teller lag.
    »Du hast doch nicht wirklich daran geglaubt, dass deine Eltern nach oben ziehen würden, oder?« Ich setzte mich zwei Stufen über ihn. »Davon lassen die sich nicht unterkriegen.«
    »Aber ich möchte dort wohnen, wo ich nicht den ganzen Tag lang sauber machen muss, und dann noch die Schularbeiten. Topsider«, er zeigte auf Gemma, »haben gar nichts zu tun. Sie müssen nur auf einen Knopf drücken und schon steht das Essen da. Sie drücken einen Schalter und der Müll ist weg. Sie drücken eine Taste und die Freunde kommen vorbei.«
    »Tatsächlich?« Zoe stieß Hewitt an, damit er sich neben sie setzte. Ohne nachzudenken, rutschte er eine Stufe weiter nach oben.
    »Mich darfst du nicht fragen«, sagte Gemma achselzuckend. »Ich bin kein gewöhnlicher Topsider.«
    »Warum bist du anders als die anderen, die oben leben?«, wollte Zoe wissen.
    »Ich stehe unter der Vormundschaft der Regierung.«
    »Und weiter?« Hewitt wandte mir den Rücken zu.
    »Tja, normalerweise bezahlen die Eltern dafür, dass ihre Kinder in Internaten wohnen«, erklärte Gemma. »Ich hingegen musste in jeder Unterkunft schlafen, in der gerade ein Zimmer frei war, jeden Monat in einem anderen.« Schnell fügte sie hinzu: »Das ist nicht weiter schlimm. Meistens schlief ich bei den kleinen Mädche n – und die sind lustig.« Sie grinste. »Ich habe den Sechsjährigen alle Schimpfwörter beigebracht, die ich kenne.«
    Ich konnte gerade noch sagen: »Bitte nicht!«, als Zoe schon rief: »Bring sie mir bei!«
    Sie umarmte Gemma. »Mum und Dad werden dich adoptieren! Sie wollten schon immer mehr Kinder haben, nicht wahr, Ty?« Sie brabbelte einfach weiter, als hätte ich ihre Frage beantwortet. »Aber sie haben keine Kinder mehr bekommen, weil Mum zu viel Angst hatte, nachdem Ty ins Krankenhaus musste.«
    Hewitt war voll und ganz damit beschäftigt, Erbsen auf seinem Teller hin und her zu schieben.
    »Danke«, sagte Gemma mit einem Lächeln, »aber ich werde bei meinem Bruder wohnen.«
    »Den musst du aber erst noch finden. Was ist, wenn er gar nicht hier unten wohnt?«, fragte Zoe.
    Gemma warf mir einen schmerzerfüllten Blick zu. »Ich weiß genau, dass er hier war. Ich weiß nur nicht, was er jetzt vorhat.«
    »Lass gut sein, kleine Krabbe«, raunte ich Zoe zu. Ich wollte, dass sie aufhörte, von Gemmas Bruder zu sprechen, und außerdem wollte ich auch hören, um was es bei der erregten Diskussion im Zimmer nebenan ging.
    Raj Diranis wütendes Knurren war laut und deutlich zu hören. »Der Abgeordnete Tupper hat gesagt: tot oder lebendig. Ich bin dafür, dass wir einen Torpedo auf die Specter abfeuern, wenn wir sie das nächste Mal sehen.«
    »Bin gleich wieder da.« Ich stellte meinen Teller ab. Leise schlich ich mich durch die Diele und drückte mich in eine Ecke der Küche, für den Fall, dass meine Eltern glaubten, ich sei noch zu jung für solche Gespräche. Die Erwachsenen hatten aufgehört, die Schränke einzuräumen, und standen nun in einem Kreis beieinander.
    »Ihr wollt sie ohne Gerichtsverhandlung töten?«, fragte meine Mutter erregt. »Selbst wenn der Abgeordnete Tupper das billigt, ist es immer noch Selbstjusti z – und die hat nichts mit Gerechtigkeit zu tun.«
    Mit mürrischem Blick strich Lars über den Verband an seinem Kopf. »Wir haben das Recht, uns selbst zu schützen.«
    »Wenn wir damit anfangen, die Gesetze zu missachten, ist diese Gesellschaft nicht mehr schützenswert. Ich werde mich einem Suchtrupp anschließe n – vorausgesetzt, es ist deren Ziel, die Verbrecher zu ergreifen und sie den zuständigen

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