Das Leuchten
steckte in seinem linken Arm, gleich unterhalb der Schulter. Er atmete stoßweise, während seine Bewegungen erlahmten. Das Echobild zeigte mir aber nicht, weshalb sich Shade nicht mehr bewegte. War er tot? Oder tat er nur so, um mich in seine Nähe zu locken? Ich wirbelte herum, rannte auf die andere Seite und schlitterte durch die Wasserpfütze. Ich musste wissen, welche Gefahr von Shade noch ausging. Blitzschnell schnappte ich mir eine Sturmlampe vom Haken und zog den Elektroschocker.
Die Lampe stellte ich an den Rand des Moonpools, von wo aus sie den ganzen Raum ausleuchten würde, und schaltete sie ein. Was ich sah, ließ mich erstarren. Shade war über und über rot. Auch seine Augen. War das Blut? Ich versuchte, aus dem schrecklichen Anblick schlau zu werden, und war viel zu entsetzt, um zu bemerken, dass Shade die Hände um die Harpune gelegt hatte. Mit einem lauten Schmerzensschrei zog er die gezackte Spitze erst aus der Wand und dann aus seinem Arm.
Das Geräusch der Harpune, die auf den Boden fiel, weckte mich aus der Erstarrung. Shade hatte sich befrei t – und jetzt kam er auf mich zu. Dabei wechselte seine Hautfarbe von Rot zu Schwarz, bis er fast wieder unsichtbar war. Ich hätte das Licht ausmachen sollen, damit er nichts sehen konnte, aber dazu war es bereits zu spät.
Ich hielt den Elektroschocker fest umklammert und zielte auf Shade, der immer näher kam. Mir war nur allzu bewusst, dass ich mit dem Rücken zum Moonpool stand und nicht ausweichen konnte. Mit einer einzigen geschickten Bewegung entwand er mir die Waffe und schleuderte sie quer durch den Raum. Sie landete scheppernd neben den Ausrüstungsschränken. Ich griff nach meinem Messer, aber wieder war Shade schneller. Er riss es mir vom Gürtel und warf es in den Moonpool. Bevor auch ich im Moonpool abtauchen konnte, stieß er mich so heftig zu Boden, dass mir ein glühender Schmerz durch den Kopf schoss.
Ich zwang mich, bei Bewusstsein zu bleiben. Der Schein der Lampe fiel auf Shades Haut. Sie war schwarz und glatt. Während ich rückwärts durch die Pfütze kroch, fixierte er mich, die Pupillen wie feurige Schlitze. Er stellte einen Fuß auf meine Brust und nagelte mich am Boden fest.
»Wo ist das Mädchen?«, knurrte er.
Ich schüttelte den Kopf. Ich würde mich eher umbringen lassen, als Gemma an ihn zu verraten. Ein Tropfen seines Bluts fiel auf meine Wange. Als ich den Kopf wegdrehte, nahm ich eine Bewegung wahr. Zwischen Shades Beinen hindurch sah ich Zoe, die durch die Stäbe des Treppengeländers spähte.
Gemma hatte Zoe am Arm gepackt und wollte sie die Treppe hochziehen, doch Zoe sträubte sich. So zerrte Gemma sie Stufe für Stufe nach oben, bis ich sie fast nicht mehr sehen konnt e …
Aber dann biss Zoe Gemma in die Hand. Richtig fest. Als Gemma losließ und zurücktaumelte, sauste Zoe los. Shade hörte sie rennen, denn er drehte sich um. Ich krallte die Finger in sein Bein und versuchte mich zu befreien, aber er drückte mich nur noch fester zu Boden.
Zoe blieb auf der untersten Stufe stehen. Sie hatte ihr Nachthemd an, die Locken hingen ihr ins Gesicht und unter den Arm hatte sie ihren Spielzeughai geklemmt. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Gemma auf der obersten Stufe verschwand.
»Nimm den Fuß weg!«, rief Zoe mit zitternder Stimme.
Shade musterte sie von Kopf bis Fuß. »Süß«, sagte er gedehnt, »aber nicht die, die ich will. Wo ist die andere?« Als ich ihm keine Antwort gab, trat er mir so fest auf die Brust, dass mir vor Schmerz schlecht wurde. »Die in der Handelsstation war.«
»Hör auf damit!«, schrie Zoe.
»Sag’s mir!« Seine Pupillen weiteten sich und ließen seine Augen blutrot leuchten. »Oder ich frage den kleinen Engel dort drüben.«
»Na komm schon und frag mich, du Arschgesicht!«
»Zoe!«, krächzte ich und gab ihr ein Zeichen abzuhauen. Unter Shades Absatz knackte eine meiner Rippen.
»W o …«, Shade betonte jedes Wort, »is t … sie?«
»Hier bin ich!« Gemma taumelte die Treppe herunter und stellte sich zwischen Zoe und Shade. »Bitte tu ihnen nicht weh.« Sie ließ ihr Jademesser zu Boden fallen.
Shade winkte sie mit dem Finger zu sich. Als ich mich unter Aufbietung all meiner Kräfte gegen ihn zu wehren versuchte, blickte er auf mich herab, als überlegte er, ob er ein Insekt zertreten wollte oder nicht. Shade würde Gemma mitnehmen und ich konnte es nicht verhinder n – aber jemand anderes konnte es sehr wohl.
»Zoe!«, keuchte ich. »Tu’s endlich!« Ich beobachtete,
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