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Das Leuchten

Das Leuchten

Titel: Das Leuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Falls
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weil sie so sind, wie sie sind.«
    Ich sah Zoe an, die jetzt, mit dem Hai im Arm an Mum gekuschelt, noch jünger aussah, als sie war. Ich wandte den Blick ab und verdrängte das aufsteigende Schuldgefühl.
    »Ich habe es satt, dass die Menschen mich ständig beobachten«, sagte ich leise. »Die Siedler beobachten mich, weil sie wissen wollen, ob es mir gut geht. Denn wenn es mir gut geht, brauchen sie sich keine Sorgen um ihre eigenen Kinder zu machen. Die von oben beobachten mich, weil sie wissen wollen, ob mir der Wasserdruck etwas ausmacht. Ich will nicht ständig ein Anschauungsobjekt für etwas sei n – ich will einfach nur normal sein.«
    »Aber das bist du nicht«, widersprach sie mir. »Du bist anders als die anderen. Das brauchst du nicht abzustreiten. Und nur damit du es weißt: Es ist nicht normal, normal sein zu wollen. Normale Leute wollen immer etwas Besonderes sein.«
    »Tatsächlich? Hier unten bist du etwas Besonderes. So besonders, dass sogar ein Verbrecher Jagd auf dich macht. Übrigens: Das Gegenteil von normal ist nicht besonders, sondern abnormal. Ich werde es nicht zugeben. Niemals. Das wäre mein Ticket nach oben ohne Rückfahrschein plus noch mehr medizinische Untersuchungen. Nein, vielen Dank.«
    »Ich brauche dich, Junge«, sagte jemand hinter uns. Ich drehte mich um und sah Ranger Grimes. Er grinste Gemma an. »Hast du gestern allen Ernstes gedacht, du könntest mich hinters Licht führen? So lange bin ich nun auch noch nicht hier draußen, dass ich eine Frau nicht mehr von einem Mann unterscheiden könnte. Egal, ob sie jung ist oder nicht.«
    Ich stellte mich zwischen die beiden. »Ich dachte, Sie bringen Shade zur Küste.«
    »Das stimmt. Aber zuerst musst du ihn identifizieren, damit wir sicher sein können, dass er wirklich der Typ ist, der dich um ein Haar umgebracht hätte.«
    »Ich war auch dabei.« Gemma rutschte vom Tisch herunter. »Und ich war die ganze Zeit bei vollem Bewusstsein. Warum kann ich ihn nicht identifizieren?«
    »Von mir aus.« Der Ranger zuckte die Achseln. »Komm und sie ihn dir gut an.«

24

    »Wohin gehen wir?«, fragte Gemma, als der Fahrstuhl auf dem Zugangsdeck anhielt.
    Wenn man aus dem Aufzug trat, stand man vor dem riesigen Fenster des äußeren Korridors. Die Haut des Rangers sah fettig aus, als er in den Durchgang trat.
    »Ich habe ihn im Lagerraum verstaut.«
    »Ist Shade tot?«, platzte ich heraus.
    »Nein.« Der Ranger lachte spöttisch. »Wenn der Elektroschock ein Stückchen Dörrfleisch wie dich nicht umbringt, glaubst du, dass er so einem Fleischkoloss schadet?«
    »Warum haben Sie ihn dann in den Lagerraum gesteckt?«, fragte ich, während Gemma und ich ihm folgten.
    »Irgendwo musste ich ihn ja einsperren«, maulte der Ranger und blickte unruhig auf das Meer draußen vor dem Fenster. »Der Staat spendiert dem Doc all die schicken medizinischen Apparate, die er haben will. Aber ich, bekomme ich vielleicht ein Gefängnis?« Er nahm ein Arzneifläschchen aus seiner Jackentasche und schluckte zwei Pillen ohne Wasser hinunter.
    »Fehlt Ihnen etwas?«, fragte Gemma.
    Mit zittrigen Fingern holte Grimes noch ein Döschen hervor. Diesmal waren Kapseln darin. Er brach eine auseinander und schüttete das Pulver auf seine Zunge. Der Geschmack ließ ihn erschaudern.
    Ich blieb unvermittelt stehen. »Sie sind seekrank!«
    »Na und?« Grimes wischte sich die Schweißtropfen von den Augenbrauen. »So geht es jedem normalen Menschen, wenn er in einer Todesfalle unter Wasser bleiben muss.« Hastig bog er um die Ecke.
    Ich folgte ihm. »Deshalb wollten Sie gestern auch nicht im Saloon nachschauen. Weil Sie Angst haben, in den unteren Abschnitt der Station zu gehen.«
    »Wenn einem schlecht ist, heißt das nicht, dass man Angst hat«, schnauzte er mich an.
    Vielleicht nicht immer, aber seiner Miene nach zu urteilen, war ihm aus genau diesem Grund übel.
    Er steckte den Schlüssel in ein großes Vorhängeschloss, das an einer Doppeltür hing. Dann drückte er die Türflügel auf und gab uns ein Zeichen, ebenfalls einzutreten.
    Ich versperrte Gemma mit dem Arm den Weg. »Läuft Shade dort drinnen frei herum?«
    Der Ranger bekam rote Ohren. »Hältst du mich für einen Idioten, Junge?«
    Ich sah Gemma an, und wir beide pressten die Lippen zusammen, um nicht laut loszuprusten.
    »Nein, Sir«, sagte ich.
    Wir betraten den riesigen Raum. Vielleicht war der Ranger wirklich kein Idiot, aber er kannte Shades Dunkle Gabe nicht, hatte nicht gesehen, wie er sich an seine

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