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Das Leuchten

Das Leuchten

Titel: Das Leuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Falls
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Umgebung anpassen und so gut wie unsichtbar werden konnte.
    »Geht weiter«, wies uns der Ranger an, als sich die Türen hinter uns schlossen. »Er ist ganz hinten.«
    Nackte Glühbirnen baumelten in großen Abständen von der Decke. Sie spendeten gerade mal genug Licht, um die Vorderseite einiger Boxen zu beleuchten, die in einer Reihe an der Wand standen.
    »Die Siedler mieten diese Boxen, um die Sachen, die sie nicht brauchen, hier zu verstauen«, erklärte ich Gemma, während wir den Mittelgang entlanggingen.
    »Nicht nur die Siedler.« Der Ranger führte uns bis zum Ende des Korridors. In der entlegensten Ecke, halb im Schatten, stand ein einzelner Käfig. »Ich bin sicher, der Meeresbiologe, der ihn gemietet hat, hat nichts dagegen, wenn wir den Käfig mal für etwas Sinnvolles nutzen«, sagte er lachend. »Die Gitterstäbe bestehen aus reinem Titan.«
    Es war ein Haifischkäfig.
    Gemma blieb etwas abseits im Dunkeln stehen. »Ich will nicht, dass er mich sieht.«
    Ich nickte. Shade würde sie sicherlich bis in ihre Träume verfolgen.
    »Komm nach vorne, damit dich dieser Junge identifizieren kann!«, rief der Ranger in den Käfig.
    Keine Antwort.
    Der Ranger schlug mit einer weißen Stange gegen die Gitterstäbe. »Komm vor, oder du kriegst doppelt so viel ab wie gestern.«
    Man hörte, wie jemand aufstand. Eine Kiste flog durch den Käfig und krachte gegen die Stäbe. Mit einem Aufschrei sprang der Ranger zurück.
    »Ich hab nur meinen Stuhl verrückt«, hörte man eine tiefe Stimme sagen. Dann trat Shade in den schwachen Lichtschein. Seine Haut war jetzt wieder kaffeebraun und mit schlimmen Pockennarben bedeckt. Schwarze Tattoos zogen sich von seinem Nacken bis zum Schädel. Er trug nur eine Hose, seine Weste lag vermutlich noch auf dem Boden des Feuchtraums. Wahrscheinlich lief er meistens mit freiem Oberkörper herum, um sich leichter tarnen zu können. Nur bitte nicht jetzt vor den Augen von Ranger Grimes!
    Durch seinen Verband am linken Arm sickerte Blut. Falls er Schmerzen hatte, ließ er sich jedenfalls nichts anmerken. Er trat mit einem Fuß auf die Kiste, dann stützte er den rechten Arm aufs Knie, sodass das verästelte Mal an seinem Unterarm zu sehen war.
    »Wie geht es deinen Rippen?«, fragte er übertrieben mitfühlend.
    »Ja«, sagte ich zu Ranger Grimes, »das ist der Mann, der in unser Haus eingebrochen ist.«
    »Bist du sicher, dass du mich gesehen hast, Junge?«, fragte Shade.
    »Ja, er ist sich ganz sicher«, schnauzte ihn der Ranger an. Doch dann taumelte Grimes mit verzerrtem Gesicht zurück. »Was zu m …?«
    Ich wirbelte herum und sah, wie Shades Augen immer glasiger wurden, bis sie schließlich ganz weiß waren. Er warf sich gegen die Gitterstäbe.
    »Bist du sicher, dass du mich gesehen hast?«, fragte er noch einmal, während auf seiner Haut Millionen winziger Lichtpünktchen aufglühten.
    Der Ranger schrie auf. Oder war es Gemma, die im Dunkeln kauerte?
    Ich zwang mich, den Blick von den seltsamen Punkten abzuwenden, und sah gerade noch, wie Ranger Grimes davonrannte. Als er um die Ecke bog, blieb seine Uniform an einer der Boxen hängen. Panisch riss er seinen Ärmel von dem Draht los und verschwand. Seine Schritte hallten durch den Lagerraum, bis man in der Ferne hörte, wie sich eine Tür öffnete. In der Sekunde, in der sie wieder zufiel, wusste ich, dass mein mühsam aufrechterhaltenes Lügenkonstrukt in sich zusammenbrechen würde. Jetzt würden alle erfahren, dass Dunkle Gaben keine Märchen waren.
    Mit geballter Faust drehte ich mich zu Shade um. »Musste das sein?«
    Seine Haut leuchtete immer noch. Lässig lehnte er sich gegen die Gitterstäbe des Käfigs. »Warum versteckst du sie?«
    Ich starrte ihn an, ohne eine Antwort zu geben.
    »Was kümmert es dich, was andere Leute denken?«, fragte er.
    »Das wirst du gleich erfahren, wenn der Ranger zurückkommt und noch ein paar seiner Leute mitbringt.«
    »Es beunruhigt dich«, stellte Shade interessiert fest. »Willst du wissen, weshalb?«
    Ich machte mich auf einen weiteren seiner Tricks gefasst. Und tatsächlich, sein Gesicht glättete sich, die Pockennarben verschwanden. Dann begann seine Haut wie Quecksilber zu schimmern. Sogar seine Augen glitzerten. Er hatte sich in einen menschlichen Spiegel verwandelt. Und jetzt blickte mich mein eigenes Spiegelbild ängstlich an.
    Das ist Quatsch!, wollte ich schreien, aber meine Kehle war wie zugeschnürt. Ich war nicht wie er. Ganz und gar nicht. Dieser Mann war ein

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