Das Leuchten
nickte.
Der Ranger ließ mich so abrupt los, dass ich rückwärtstaumelte. »Du hast auch eine, stimmt’s?«, fauchte er. »Eine Dunkle Gabe.«
»Nein. Ic h …«
»Halt den Mund!« Sein Blick war voller Hass und Angst. »Ich gehe da nicht rein.« Er zog den Elektroschocker aus dem Halfter. »Zieh ihm hiermit eins über, dann lässt er sie ganz schnell wieder los.«
»Shade benutzt sie als Schutzschild. Es ist unmöglich, ihn zu fassen, ohne Gemma wehzutun.«
»Du bist der Wunderknabe. Lass dir was einfallen.« Grimes sprang auf den Bootspuffer und öffnete die Luke.
Wütend umklammerte ich die Sicherungsleine, an dem das Boot hing. »Geben Sie mir den Schlüssel.«
»Damit du ihn laufen lassen kannst? Nicht für allen Grund und Boden dieser Welt. Ich werde ein Schiff mit Rangern herschicken, damit sie ihn abholen.«
»Ihr Job gefällt Ihnen wohl nicht?« Ich rüttelte so heftig an der Sicherungsleine, dass Grimes fast das Gleichgewicht verlor. »Tja, so ein Pech aber auch. Wenn Shade das Mädchen umbringt, obwohl Sie ihn festgenommen haben, erwartet Sie sicher noch eine viel schlimmere Aufgabe.«
Mit dem Schlüssel in der Faust rannte ich zum Lagerraum. Als ich am Ende des Gangs um die Ecke bog, sah ich, dass Shade Gemma neben die Käfigtür gezerrt hatte. Der Verbrecher grinste mich an, Gemma hielt den Kopf gesenkt.
»Wo ist der Ranger?«, fragte er.
»Grimes will nichts mit dir zu schaffen haben.« Ich hielt den Schlüssel in die Höhe.
Shade lachte, als wäre ich ein kleines Kind, das er beim Lügen erwischt hatte. »Er ist draußen und wartet mit der Waffe in der Hand, dass ich rauskomme. Die Frage ist bloß: Hatte er genug Zeit, um noch mehr bewaffnete Leute zusammenzutrommeln?«
»Ich habe den Schlüssel mitgebracht, jetzt lass sie los.« Ich wollte ihm den Schlüssel zuwerfen.
Shade stieß mit der Schulter gegen die Gitterstäbe. »Nein. Komm her.«
Langsam trat ich näher. »Keine Angst«, flüsterte ich Gemma zu, obwohl Shade dicht hinter ihr stand.
Kaum hatte ich die Tür des Verschlags aufgeschlossen, stieß Shade sie auch schon auf. Und bevor ich ausweichen konnte, hatte er mich am Arm gepackt und in die hinterste Ecke des Käfigs geschleudert. Er trat in den Gang, zog Gemma mit sich und kickte die Tür mit dem Fuß zu. Das schwere Schloss schnappte ein.
»Nein! Du darfst ihn nicht da drin zurücklassen!«, schrie Gemma.
Shade ignorierte ihr Flehen und verschwand mit ihr um die Ecke. Ich hörte noch, wie er zu Gemma sagte: »Ruf den Ranger und sag ihm, dass du alleine bist. Dann mach die Tür auf.« Er sagte noch mehr, aber ich konnte es nicht verstehen.
Die Tür des Lagerraums ging quietschend auf. Ich presste mich gegen die Gitterstäbe und rief: »Grimes, er ist draußen! Sie können ihn bloß nicht sehen!« Statt einer Antwort hörte ich das Knarren, mit dem sich die Tür wieder schloss. Im Geiste sah ich Shade, der sich getarnt hatte, damit er vor den Metallschaumwänden nicht zu erkennen war, wie er den Korridor entlangschlich, ein Boot stahl und floh.
Die Stille schien endlos. Würde er Gemma als Geisel mitnehmen? Ich schauderte bei dem Gedanken.
Plötzlich flog die Tür des Lagerraums krachend auf und ich hörte schnelle Schritte.
»Ty!« Gemma stürmte um die Ecke, in der Hand den Schlüssel. »Ich komme!«
26
»Shade hat ihn mit seiner eigenen Waffe k.o. geschlagen«, erklärte mir Gemma, während sie den Ranger unter seiner Jacke abtastete.
»Du brauchst nicht nach seinem Herzschlag zu suchen. Er atmet noch«, sagte ich und stand auf. »Gib nur acht, dass seine Kopfwunde nicht zu stark blutet. Ich bin gleich wieder da.« Dann rannte ich zum Videofon im Feuchtraum, rief den Doc an und berichtete ihm in wenigen Worten, was geschehen war.
»Ich schlage Alarm und informiere die anderen, dass Shade wieder in Freiheit ist«, sagte er. »Bleib bei Grimes. Ich bin, so schnell es geht, bei euch.«
Ich rannte zurück zu Gemma. Grimes war aus seiner Ohnmacht erwacht und versuchte gerade, wieder auf die Beine zu kommen.
»Lass mich los!«, fuhr er Gemma an, die ihn sanft auf den Boden zurückdrücken wollte.
»Sie sind verletzt«, protestierte sie.
»Der Doc ist auf dem Weg zu uns«, sagte ich. »Er sollte besser einen Blick auf Ihre Kopfverletzung werfen. Das war ein ziemlich übler Schlag.«
Grimes schob Gemmas Hand weg und stand schwerfällig auf. »Mein Kopf ist in Ordnung. Und mein Gedächtnis auch.« Er warf mir einen vielsagenden Blick zu. »Erzähl mir also bloß
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