Das Licht der Hajeps - Entscheidungen (German Edition)
heutzutage auf solcherlei Förmlichkeiten achten”, wehrte sie ab.
„Isch schonn! Weiß was gehöret zisch ... xerr, Tradition ebene Tradition is!”
„Aber du bist jung und modern, also würdest du bitte so nett sein?“ Sie öffnete die Tür, drinnen war nur wenig Licht, und machte eine ermunternde Bewegung in diesen düsteren Flur hinein, damit er vorgehen sollte.
„Binne nett!“ hörte sie ihn.
Kaum zu fassen! Konnte er allen Ernstes nett zu ihr sein? Ging er tatsächlich zuerst? „In echt jetzt?” keuchte sie zwar erleichtert aber doch etwas ungläubig.
„Und darüm isch auch sein deiner Klavier.” Er stieß Margrit nur mit einer Hand durch den Eingang. Sie sauste nach vorne durch den nur dürftig beleuchteten Flur. „Isch binne escht hoffelisch zu dir, nischt wahr?“ hörte sie ihn hinter sich.
„Ja, sehr!“ keuchte sie. Das war wohl die Strafe dafür, dass sie ihn vorhin mit der Thermoskanne bedroht hatte. Ganz so gutmütig war er also nicht. Sie hatte sich gerade mal an einem der Kabel festhalten können, die hier lose von der Decke herab hingen und schon herrschte totale Dunkelheit. „Tja, äh ... nun ist das Licht aus!“
„Rischtick!“ stellte er fest.
Nachdem sie sich durch den muffigen, tunnelartigen Flur getastet hatten, wobei sich der Hajep mächtig geduckt hatte, um nicht ständig an die Decke zu stoßen und mit seiner Mütze Spinnweben abzusammeln, standen sie vor einer reichlich ramponierten Glastür, aus welcher ihnen schummeriges Licht entgegen leuchtete.
Der Hajep drückte den Summer. Er schien noch immer irgendwie schlecht gelaunt zu sein, denn da sich nichts tat, fluchte er nicht nur lauter, er traktierte den Summer wieder mit der Faust. Es klingelte zwar trotzdem nicht, dafür hielt er sich die Hand und sprang wieder auf einem Bein schmerzerfüllt im Kreise herum.
Na ja, Margrit hatte sich daran gewöhnt und darum schaute sie ihm nicht lange dabei zu. Sie bückte sich, um die Thermoskanne einem der beiden Beutel zu holen, die er dabei fallen gelassen hatte und ... oha ... da schnappte ja etwas zu, klemmte sich ziemlich schmerzhaft an ihre Finger.
‚Auoooh’, konnte sie denn ahnen, dass der Feind seine dämliche, anscheinend halb lebendige Haarzange darin zur Sicherheit verstaut hatte? Margrit hüpfte nun ebenfalls auf einem Bein herum und musste sehr aufpassen, dass sie dabei nicht mit dem Hajep zusammen stieß. Wie bekam man nur dieses Ding wieder ab?
Verdattert durch das laute Geschrei schloss Pomadenmaxe endlich die Tür auf. Die Haare standen ihm wild vom Kopf ab, denn er hatte gerade ein kleines Nickerchen gehalten.
„Was ist denn hier los?“ entfuhr es ihm, als er durch den Türspalt blinzelte und die beiden Schattengestalten so munter im Kreise herumspringen sah.
Kapitel 6
„Gesine“, schimpfte indes George, „warum willst du mir nicht glauben, dass lediglich der Reifen kaum Luft hat. Da ist nichts defekt, zum Donnerwetter!“
Gesine war trotzdem mit gefalteter Stirn ausgestiegen und lief nun einmal um den Jambuto herum. Sie musterte den Lieferwagen dabei gründlich, schüttelte immer wieder den Kopf, denn an dem war eigentlich überall irgendetwas reparaturbedürftig. Sie hatten in einer der Straßen mitten in Würzburg gehalten. Es war ein wenig windig geworden und Gesine wurden einige Locken, die sich aus den Zöpfen befreit hatten, in die Stirn geweht.
Der Trowe, welcher sich etwa zwanzig Meter von Gesine und George entfernt hinter einer Häuserecke versteckt hielt, keuchte leise durch sein kräftiges Maul, als er den Jambuto sah, dann winkte er aufgeregt Nobajapal herbei und wisperte diesem auf hajeptisch zu: „Xerr, das ist aber gut. Da überlegen wir die ganze Zeit, wie wir den Agol, der das unverdiente Glück hatte, dass sein Molkat trotz unserer Schüsse flugfähig war, einholen können, doch hier kommt unser Gefährt angefahren.“
„Bei Ubeka und Anthsorr, das könnte wirklich unsere Chance sein“, stimmte ihm Nobajapal nicht minder erregt zu, „aber dieses Ding gehört der gelbhaarigen Lumanti und ihrem Kameraden, der da drinnen hockt.“
„Kontriglus, aber“, Gulmur blinzelte überrascht ins Sonnenlicht, „ich glaube, ich kenne diesen Menschenmann.“ Sein Gesicht verzog sich hasserfüllt. „Sein Name ist Georgo. Er gehört zu einer Untergrundorganisation und hat meinen Vater überredet, einen wertvollen Gegenstand der Hajeps gegen einen lächerlichen Plan einzutauschen. Er ist ein Dieb, ein Verbrecher! Wegen dem
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