Das Licht der Hajeps (German Edition)
ständig zu streiten.
„Du ... du kennst hier alles?” fragte jetzt Julchen, blieb stehen und zog dabei einen Faden aus ihrem Ärmel. „Ich kenne auch was hier. Die Mama und den Tobias und …“
„Hören Sie, werter George oder wer Sie auch immer sind“, fiel Paul der Kleinen jetzt doch ins Wort, „wir kommen sehr gut ohne Sie klar!“ Er hauchte kurz über seine kalten Hände, ergriff sich die Koffer und stapfte weiter.
„Stümmt“, bestätigte Tobias und half wieder seiner Mama, das Rad nach oben zu schieben. Julchen half ebenfalls mit.
„Und wenn Sie sich nun doch verlaufen?” zwitscherte ihnen der Riese hinterher. „Vielleicht wollen wir ja alle zu demselben Ort.“ Er lenkte das Rad zur Seite, da ein Stein im Weg lag. „Denn viele gibt es hier eigentlich nicht, die für Menschen interessant wären.“
Das Rad quietschte dabei ganz besonders laut, aber man konnte ihn dennoch verstehen.
„Menschen sollten zusammenhalten, besonders in diesen grässlichen Zeiten!“
Paul schüttelte sich und Tobias warf ihm einen verständnisvollen Blick zu.
„Der is´ ein ganz bepisstes Arschgesicht, stümms?“ flüsterte er hinter vorgehaltener Hand zu Paul hinüber.
„Stimmt, Tobias!“ Paul lachte leise in sich hinein.
„Ist ihnen kalt?“ erkundigte sich die dunkle Gestalt, die sah, wie Pauls Oberkörper bebte.
„Ja, ein bisschen!“ murrte Paul. Himmel, wie wurde man den nur wieder los?
„Antworte dem doch nicht!” wisperte Tobias Paul zu und schob das Rad so schnell, dass Julchen kaum noch mithalten konnte.
„Tobias!” fauchte Margrit. „Misch’ dich nicht immer ein!”
„Aber der mischt doch auch immer mit, stümms?” verteidigte Julchen ihren Bruder und hielt an, sodass auch Margrit bremsen musste.
„Stümmt“, bestätigte Tobias mit gefurchter Stirn. „Los Jule, wir lassen die Mama alleine weiter schieben und rennen einfach den Hügel hinauf! “
#
Munk war inzwischen sehr ernst geworden, die Schnurrhaare hingen ihm zu beiden Seiten hinunter. Was eben alles passiert war! Er musste sich setzen und das erst einmal verarbeiten.
In der Zeit, als es besonders laut im Städtchen gewesen war, hatte die Mutter des kleinen Fellwesens ein etwa handgroßes Loch in der morschen Holzwand des Heuschobers hinter sich entdecken können. Der stärkste der Stinketypen hatte daraufhin immer dann, wenn es draußen ratterte und rumorte, mit seiner Pranke das Loch vergrößert, bis sie alle durch dieses hindurch ins Freie schlüpfen konnten.
Der Heuschober stand in der Nähe eines kleinen Wäldchens, wohin die kraushaarigen Felltypen mit Munk, von dem komischen Farbnebel umhüllt, weitergeschlichen waren.
Dabei war das Fellkind dann vor lauter Müdigkeit gestolpert und dabei so heftig gegen den Käfig gekracht, dass sich der Riegel der Gittertür gelöst hatte.
Munk hatte diese Situation geistesgegenwärtig genutzt und war davon gezischt, noch ehe ihn die stinkigen Arme hatten packen können, und das Kind hatte darüber so schrecklich geweint, dass ihm einer der Felltypen den Mund zuhalten musste. Und nun?
Nun saß Munk inmitten einer kleinen Wiese hinter einem Hügel, starrte skeptisch auf dieses Loch und spreizte nun schon zum dritten Mal die Schnurrhaare.
War das nun ein Loch, welches leckere, langschwänzige Quietschebällchen mühsam gebaut hatten oder?
Es durfte nämlich keines der größeren Quietschlinge, die zum Beispiel auch in Kanalrohren ihr Dasein fristeten, sein, denn die waren gefährlich, weil sie so angriffslustig waren und auch Krankheiten verbreiteten. Das wusste er noch von seiner Mutter.
In der Ferne hörte er jetzt ein Grollen. Wahrscheinlich zog ein Gewitter auf.
Hach, wer wusste denn schon, ob diese großen Quietscher wirklich so ungenießbar waren? Seine Schnurrhaare waren jetzt steil erhoben. Er hatte mächtigen Hunger und weit und breit war kein Winzloch zu sehen!
Das Rumpeln nahm in der Ferne zu. Aber das störte ihn nicht. Stattdessen duckte er sich und legte sich im hohen Grase auf die Lauer.
Aus der Ferne rumpelte es jetzt noch lauter. Aber er nahm das kaum noch wahr.
Keines seiner Schurrhaare zuckte, er war fest entschlossen sofort auf die nächstbeste Ratte zu springen, sobald sich die nur zeigte!
Kapitel 10
„Da Sie nach Reichenberg wollen oder zumindest in die Nähe von Würzburg“, fuhr der Hüne eifrig fort, „haben wir den selben Weg! Wir können also tagelang zusammenbleiben, was recht günstig ist!“
Auch noch tagelang. Paul
Weitere Kostenlose Bücher