Das Licht der Hajeps (German Edition)
ins Gesicht. Was war nur plötzlich mit ihr los? Da beugte er sich zu ihr hinab und sein Mund berührte zärtlich den ihren. „Nein“, keuchte sie entsetzt. „Was machen Sie denn da?“
„Wissen Sie das nicht? Ich kann es gern wiederholen!“ Und er küsste sie abermals und grinste verschmitzt. „Na, noch einmal?“
„Natürlich nicht! Ich ... ich bin verheiratet!“ keuchte sie verwirrt.
„Ach ja?“
„... und habe Kinder!“ Sie wischte sich mit einer heftigen Geste über die Lippen, als könnte sie damit die Küsse ungeschehen machen.
„Das alles ist nicht wahr!“
„Doch, doch!“ Zornig auf ihn aber auch auf sich selbst riss sie ihm ihre Jacke von den Armen und rannte los - einfach irgendwohin. „Unverschämtheit!“ schimpfte Margrit von weitem. „Sie frecher Kerl glauben sich wohl alles erlauben zu können.“
„Kommen Sie doch her, Margrit, wenn Sie mir etwas zu sagen haben. Oder trauen Sie sich nicht?“
„Klar traue ich mich, Sie eingebildeter Schnösel! Wenn Sie nicht haben wollen, dass ich Ihnen böse bin, dann vergessen wir das Ganze.“
„Okay, einverstanden!“ sagte er zornig und schüttelte den Kopf.
Margrit blieb plötzlich stehen und schaute sich unsicher um. Donnerwetter, das wurde ja immer verrückter! Sie war so in Sorge, dass sie gar nicht darauf achtete, wie ihr die Jacke von den Schultern rutschte und zu Boden glitt. Wohin konnte sich ihre Familie nur so schnell begeben haben? Kein Lebenszeichen war von ihnen zu entdecken! Nicht einmal irgendetwas zu hören! Keine Stimmen, nichts! Ob die … die Loteken sie ...? Margrit wagte nicht weiterzudenken.
George schien ihre Angst zu spüren. Aufmerksam nahm er mit seinem Fernrohr die gesamte Umgebung in Augenschein und wagte sich schnell wieder an Margrits Seite. „Ich sehe sie auch nicht!“ sagte er leise zu ihr. „Aber das ist noch lange kein Grund zur Sorge. Ihre Lieben haben sich wirklich gut versteckte Schlafplätzchen gesucht, meine Anerkennung!”
„Nett, dass Sie das toll finden, aber davon habe ich jetzt nichts!“ keuchte Margrit beklommen. „Ich glaube ich laufe weiter und …“
„Würde ich nicht machen. Dann müssten sie ja sehr weit gegangen oder gar geklettert sein. Hm … vielleicht doch, aus Angst vor mir?“
„Unsinn! Vor Ihnen hat doch keiner Angst, ha!”
„Keiner außer Margrit!” Er hob grinsend ihre Jacke auf und reichte sie ihr.
„Haha, was haben wir gelacht!“ schimpfte sie. „Ob ich wohl meine Familie laut rufen kann?“ fügte sie ziemlich kleinlaut hinzu.
„Mich stört’s nicht!”
„Hähä! Witzbold! Ich meine natürlich, ob vielleicht …? Na, Sie wissen schon!“
„I wo!“ winkte er ab. „Weder Pajonite noch Loteken interessieren sich für Menschen.”
„Nee. Sie verbrennen und töten die nur, das kann man wirklich nicht Interesse nennen!“
George lachte, doch sie würdigte ihn keines Blickes und lief einfach voran.
„Jahuuuu!“ hörte man plötzlich wie zur Bestätigung von Georges Worten von oben. Es war ganz deutlich Pauls Stimme. Margrit blickte suchend umher. Ja, dort auf der linken Seite des Gebirgsweges, winkte ihr von oben, hinter einer Felszacke hervorlugend, Paul hinunter. Mühsam kraxelte er hinab.
„Ahaa, Frau Klugschnacker kommt uns endlich suchen, ja?“ Ein paar kleine Felsbrocken und Steinchen lösten sich dabei aus dem Hang, rollten und hüpften die Felsen hinab bis vor Margrits Füße.
„Sie haben sich aber phantastisch versteckt, Herr Ladeburg!“ bemerkte der Bursche anerkennend und brachte Paul fast ins Straucheln, da dieser nicht mit ihm gerechnet hatte. Doch er fing sich noch und stand schließlich keuchend vor ihnen, vernichtende Blicke auf die ‚Klette‘ werfend.
„Danke, danke!“ entgegnete er bissig, abwechselnd einen entnervten Blick auf George und einen vorwurfsvollen auf Margrit werfend. „Es ist mir unheimlich wichtig, dass gerade Sie mich loben, mein persönlicher Freund!“
George nickte zustimmend und grinste breit.
„Ist Muttsch etwa auch bis ganz nach oben geklettert?“ entfuhr es Margrit entgeistert.
Paul beantwortete ihren erschrockenen, vorwurfsvollen Blick mit einem quietschenden Lachen. „Nein, natürlich nicht! Die Kinder und Muttchen haben sich hier weiter unten eine kleine Höhle gesucht. Ich war daran nicht ganz unbeteiligt!“ Er sah sich stolz um. „Gut versteckt, nicht wahr?“
„Sehr!“ Margrit strahlte ihn an. „Wirklich Paul, du bist immer pfiffig!“
„Wie interessant! Wo sind Sie denn
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