Das Licht der Hajeps - Guerillas (German Edition)
vorhanden. In all diesen Tunneln und Gängen waren nur Auserwählte, die dort in Ruhe schlafen und sich verstecken konnten.
Margrit gefielen die Praktiken nicht, mit denen die Maden Nahrung beschafften. Sie tauschten zwar mit den Bauern, aber weit unter dem üblichen Preis, denn sie schüchterten die Menschen oft durch protziges Gehabe mit ihren Waffen ein und Margrit glaubte, wenn die Maden von ihren Beutezügen zurückkamen und stolz mit ihren geradezu märchenhaft preiswert erhandelten Gütern prahlten, dass dies nicht mit rechten Dingen zugehen konnte.
Anfangs hatte sie sich deshalb geweigert, etwas von diesen Nahrungsmitteln anzunehmen, später jedoch war der Hunger zu groß gewesen und sie hatte nachgegeben. Waffen und Munition waren das Allerwichtigtste! Dafür wurde gearbeitet, gehandelt, gestritten! In einer Welt, in der es keine Polizei mehr gab, war jeder, der eine Waffe hatte, ein kleiner König. Waffen sicherten nicht nur die Position innerhalb der Rangordnung der Menschen, sondern auch die Nahrung, das Dach über dem Kopf und noch vieles mehr.
Dass Menschen in den wenigen erhaltenen Häusern Eibelstadts lebten und manchmal jemand sie besuchte, schien die Hajeps, wenn sie mit ihren Trestinen darüber flogen, nicht sonderlich zu stören. Sie hatten ihr Augenmerk vor allen Dingen in die Ferne gerichtet, die Nähe interessierte sie schon lange nicht mehr. Die paar Menschen, welche ihre altertümlichen Waffen trugen, wurden wohl eher als selbstverständlich angesehen.
Die Maden waren aber mit den besten Hajep-Geräten, die sie sich gestohlen hatten, und besonderen Apparaten ausgerüstet. Es gab Räume mit Strom erzeugenden Aggregaten, komplizierte Sendegeräte, manche von ihnen hajeptischer Herkunft, Computern und überall Sichtgeräte mit Periskopen, mit denen man, ähnlich wie bei U-Booten, sehen konnte, was oberhalb der Erde geschah. Richtige Zimmer gab es unterhalb Eibelstadts, mit Betten, Tischen, Schreibtischen und Stühlen für die Mächtigen. Die unteren Mitglieder und neu Hinzugekommenen mussten sich mit Strohsäcken, Matten und Decken auf dem Boden begnügen. Meist hatten sich fünf bis sechs Leute einen Raum zu teilen. Die Arbeit war hart, jeder hatte seine Aufgabe innerhalb seiner Gruppe und die lief nach ganz bestimmten Richtlinien ab.
Margrit arbeitete wegen ihrer guten Deutschkenntnisse zum einen als Wladislaws Sekretärin, zum anderen, wegen ihrer guten Ohren, als Analysator von Geräuschen bei George mit, vor allem, um die Hajeps in Zarakuma zu belauschen. Margrits psychologisches Gespür wurde dabei gerne genutzt.
#
Die erste Woche bei den Maden verging schnell und war sehr anstrengend, da Margrit sich außer mit den Arbeiten, die sie zu tun hatte, noch damit abmühte, möglichst schnell die hajeptische Sprache zu lernen und zudem immer wieder eine Stunde oder mehr für die Suche nach ihren Familienmitgliedern oberhalb der Erde verwendete, vor allem in der Nähe von Würzburg. George sah das nicht gerne. Er fand Margrits Unternehmungen gefährlich, weil die Hajeps oft noch nach der Eroberung einer Stadt auf Beutezügen unterwegs waren und er folgte ihr deshalb nicht selten heimlich, was sie sehr ärgerte.
„Meinst du denn, ich bin ein Baby?“ fauchte sie ihn eines Tages an. „Und könnte nicht auf mich selbst aufpassen? Guck, hier ist der Patronengürtel, da die zwei Pistolen. Ich habe sogar eine Handgranate und ein Messer dabei! Bist du nun mit mir zufrieden?“
Er lachte verlegen. „Immerhin bekommst du heraus, wer dir folgt!“
„Tja, und das trotz dieses schlechten Brillenglases, das man mir verpasst hat, nur weil das alte diesen winzig kleinen Sprung gehabt hatte.“
„Ach Margrit, der war gar nicht winzig klein und du sahst außerdem damit richtig bescheuert aus. Entschuldige!“
„Ist mir doch Wurst, wie ich ausschaue! Hauptsache, ich kann gucken! Das hier sind nicht die richtigen Dioptrien, die ich brauche!“
„Meckere nicht, ungefähr haut’s doch hin. Ich habe gestaunt, wie gut du trotzdem schießen kannst. Erstaunlich, meine kleine Pazifistin, du bist ein Talent! Ich will dir auch gar nicht ausreden, nach deiner Familie zu suchen.“
„Na endlich, wenigstens das!“ seufzte sie erleichtert.
„Es geht dir dabei wohl so wie mir“, sagte er nachdenklich. „Ich kann und will mich nicht damit abfinden, dass mein Cousin, mein Onkel, meine Tante, meine beste Freundin, von den Hajeps ...“, er brach ab, senkte den Kopf, konnte plötzlich nicht mehr
Weitere Kostenlose Bücher