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Das Licht der Phantasie

Das Licht der Phantasie

Titel: Das Licht der Phantasie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Lippen und zog sein Messer. Die Truhe gab ein warnendes Knarren von sich.
Hastig zerschnitt er die Fesseln und trat zur Seite.
    »Vielen Dank«, sagte Zweiblum.
»Ich glaube, mit meinem Rücken ftimmt fon wieder waf nicht«, klagte Cohen, als ihm Bethan auf die Beine half.
»Was machen wir mit diesem Mann?« fragte die junge Frau. »Wir nehmen fein Meffer und fagen ihm, er foll abhauen«, erwiderte Cohen. »Einverftanden?«
    »Oh, natürlich, Herr, äh, besten Dank!« platzte es aus Weems heraus.
    Er lief sofort los und stürmte nach draußen. Für eine Sekunde zeichnete sich seine Gestalt vor dem grauen Himmel des nur zögernd beginnenden Tages ab, und dann stürzte der Söldner mit einem gellenden und rasch verklingenden »Aaaah!« in die Tiefe.
     
     
    D as Sonnenlicht gischtete wie eine stumme Brandungswelle übers Land. An einigen Stellen war das magische Feld der Scheibenwelt nicht ganz so stark ausgeprägt, und dort eilten Wellen des Morgens dem Tag voraus, ließen isolierte Inseln der Nacht zurück, die innerhalb kurzer Zeit schrumpften und sich ganz auflösten, als der strahlende Ozean über sie hinwegspülte.
    Das Hochland der Wirbel-Ebene stellte sich der heranrückenden Flut wie ein gewaltiger, grauer Damm entgegen.
     
     
    E s ist durchaus möglich, einen Troll zu erstechen, aber diese Technik erfordert viel Praxis, und niemand bekommt Gelegenheit, mehr als einmal zuzustoßen. Herrenas Männer sahen, wie die Trolle ziemlich massigen Geistern gleich durch die Dunkelheit heranwankten. Stählerne Klingen zerbrachen, wenn sie auf harten Stein trafen, und unmittelbar darauf ertönten einige kurze Schreie, die sofort verklangen, als menschliche Knochen bewiesen, nur einem begrenzten Gewicht standhalten zu können. Die Überlebenden ergriffen die Flucht, liefen durch den Wald und versuchten, eine möglichst große Entfernung zwischen sich und die wütenden Felsen zu bringen.
    Rincewind kroch hinter einem Baum hervor und sah sich um. Er war allein, lauschte kurz dem Knacken und Krachen von splitterndem Holz und schloß daraus, daß die Trolle der Söldnerbande folgten.
    Als er den Kopf hob…
    Über ihm hielten zwei große kristallene Augen haßerfüllt nach weichen warmen Protoplasmadingen Ausschau, auf die die Bezeichnung ›Menschen‹ zutraf. Rincewind duckte sich erschrocken, als sich eine hausgroße Hand zur Faust ballte und ihm entgegenstieß.
    Der Tag begann mit einer lautlosen Explosion aus Licht. Einige Sekunden lang bildete die gewaltige Masse des Alten Großvaters eine Art Wellenbrecher, an dem sich die Nacht festklammerte. Der Zauberer hörte ein dumpfes Knirschen.
    Stille schloß sich an.
Einige Sekunden verstrichen. Nichts geschah.
Vögel zwitscherten. Eine Hummel summte über den Monolithen hinweg, der eben noch die Faust des Alten Großvaters gewesen war. Sie ließ sich auf dem Zweig eines Thymianstrauchs nieder, der unter einem steinernen Fingernagel hervorwuchs.
    Zunächst wagte es Rincewind nicht, sich von der Stelle zu rühren. Als weiterhin alles still blieb, gab er sich schließlich einen Ruck und schob sich ungelenk durch den schmalen Spalt zwischen der granitenen Hand und dem Boden – wie eine Schlange, die aus ihrem Bau kroch.
    Er blieb auf dem Rücken liegen, starrte nach oben und beobachtete die erstarrte Gestalt des riesigen Trolls. Er schien sich kaum verändert zu haben – sah man einmal von der Tatsache ab, daß er sich nicht mehr bewegte –, doch als Rincewind genauer hinsah, verwischten sich die Konturen. Am vergangenen Abend hatte er erlebt, wie aus kleinen Rissen im Gestein Mund und Augen wurden. Als er nun den steilen Hang über sich betrachtete, stellte er fest, daß die Gesichtszüge des Alten Großvaters immer mehr Ähnlichkeiten mit verwitterten Felsformationen aufwiesen. Die reinste Magie…
    »Donnerwetter!« entfuhr es ihm.
    Niemand gab Antwort. Rincewind stand auf, klopfte den Staub von der Hose und sah sich um. Abgesehen von der Hummel hielt sich niemand in der Nähe auf.
    Er bahnte sich einen Weg durchs Dickicht, und kurze Zeit später fand er einen Stein, der gewisse Ähnlichkeiten mit Beryll hatte.
Der Zauberer fühlte sich einsam und allein, erinnerte sich daran, daß er weit von zu Hause entfernt war. Er…
    Hoch über ihm knackte etwas, und einige Felssplitter rieselten herab. Im breiten Antlitz des Alten Großvaters bildete sich ein Loch. Rincewind erblickte kurz die Rückseite des Koffers, der sich bemühte, das Gleichgewicht zu wahren. Dann streckte

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