Das Licht der Phantasie
einige Kekse liegen«, sagte Zweiblum kleinlaut.
»Aber ef hat Gold geglänft! Und ich habe gefehen, wie die Kifte jemanden verflang!« Er warf Rincewind einen flehentlichen Blick zu. Der Zauberer seufzte. »Was weiß ich«, brummte er. »Mir gehört das verdammte Ding nicht.«
»Der Koffer stammt aus einem Laden«, verteidigte sich Zweiblum. »Ich wollte eine Reisetasche kaufen.«
»Und statt dessen hat man dir eine hungrige Truhe aus intelligentem Birnbaumholz angedreht«, stellte Rincewind fest.
»Sie ist sehr anhänglich«, sagte der Tourist.
»O ja«, bestätigte der Magier. »Treu und loyal. Das sind die Eigenschaften, die man von einem Koffer erwartet.«
»Einen Augenblick«, warf Cohen ein und ließ sich auf einen Felsen sinken. »War ef einer von den Läden, die… Ich meine: Vermutlich haft du ihn vorher gar nicht bemerkt, und alf du fpäter furückgekehrt bift, war er nicht mehr da.«
Zweiblum strahlte. »Stimmt haargenau!«
»War der Verkäufer ein verhutfelter Fwerg? Und wimmelte ef in dem Laden von feitfamen Fachen?«
»Ja! Ich konnte das Geschäft nicht wiederfinden. Wo es sich befunden hatte, erhob sich eine hohe Mauer. Nun, ich nahm an, mich in der Straße geirrt zu haben. Die ganze Sache kam mir ziemlich seltsam vor, und…«
Cohen zuckte mit den Schultern. »Einer von jenen Läden 5 «, sagte er. »Daf erklärt allef.« Er betastete seinen Rücken und verzog das Gesicht. »Daf blöde Pferd ift mit meiner Falbe weggerannt!«
Bei diesen Worten fiel Rincewind etwas ein, und er suchte in den Taschen seiner zerrissenen und inzwischen ziemlich schmuddeligen Robe. Nach einigen Sekunden holte er eine grüne Flasche hervor. »Da ift daf Feug ja!« rief Cohen glücklich. »Ach, du bift ein wahrer Freund.« Er sah Zweiblum an.
»Ich hätte den Koffer befiegt«, sagte er leise. »Felbft ohne dein Eingreifen wäre ich in der Lage gewefen, ihn fu flagen.«
»In der Tat«, verkündete Bethan stolz.
»Ihr könnt euch nützflich machen«, meinte der greise Barbar. »Die Truhe hat einen Trollfahn durchbrochen, um unf die Möglichkeit fu geben, den Mund def granitenen Ungeheuerf fu verlaffen. Er beftand auf Diamant. Hier müffen jede Menge Fplitter herumliegen. Ich glaube, ich kann fie gut gebrauchen.«
Als Bethan die Ärmel hochkrempelte und nach der grünen Flasche griff, nahm Rincewind den Touristen beiseite und zog ihn hinter einen Busch. »Der Kerl hat sie doch nicht mehr alle.«
»Himmel, du sprichst von Cohen, dem Barbaren!« erwiderte Zweiblum schockiert. »Er ist der größte Held aller…«
»Er war es«, verbesserte Rincewind ernst. »All die Sachen mit den Kriegspriestern und menschenfressenden Zombies ist fernste Vergangenheit. Cohen lebt nur noch von Erinnerungen und Suppe. «
»Nun, er ist ein wenig älter, als ich ihn mir vorgestellt habe«, gab Zweiblum zu, und hob einen Diamantsplitter auf.
»Ich schlage vor, wir verlassen ihn und seine Masseuse«, sagte Rincewind. »Komm, wir suchen nach den Pferden und machen uns auf den Weg.«
»Sollen wir sie einfach im Stich lassen?«
»Mach dir keine Sorgen um sie«, erwiderte der Zauberer und lächelte hintergründig. »Ich möchte dir nicht zu nahe treten, aber… Fühlst du dich in der Gesellschaft eines Mannes wohl, der den Koffer mit bloßen Händen angreift?«
»Ein interessanter Hinweis«, sagte der Tourist.
»Bestimmt kommen sie auch ohne uns zurecht.«
»Bist du sicher?«
»Und ob«, brummte Rincewind.
S chon nach kurzer Suche fanden sie die Pferde, die im Wald grasten, nahmen ein Frühstück ein, das aus besonders trockenem und hartem Dörrfleisch bestand und ritten anschließend in die Richtung, in der Rincewind Ankh-Morpork vermutete. Einige Minuten später marschierte der Koffer aus dem Dickicht und folgte ihnen.
Die Sonne kletterte am Firmament empor, doch es gelang ihr nicht, das Glühen des unheilvollen roten Sterns zu überstrahlen.
»In der vergangenen Nacht ist er noch größer geworden«, stellte Zweiblum fest. »Warum unternimmt niemand etwas?«
»Was denn, zum Beispiel?«
Der Tourist überlegte. »Jemand sollte Groß-A'Tuin auf ihn aufmerksam machen und bitten, ihm auszuweichen«, schlug er vor.
»Etwas in der Art ist schon einmal versucht worden«, entgegnete Rincewind. »Ich habe von einigen Zauberern gehört, die sich alle Mühe gaben, mit Groß-A'Tuins Bewußtsein Kontakt aufzunehmen.«
»Hat es nicht geklappt?«
»O, doch«, erwiderte der Magier. »Allerdings…«
Allerdings machten die
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