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Das Licht der Phantasie

Das Licht der Phantasie

Titel: Das Licht der Phantasie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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fauchte sie. »Wir fanden vier Pferde. Ist uns der Magier entwischt?«
    »Oh, äh, ich fürchte ja«, erwiderte Zweiblum. »Er suchte nach Zwiebeln.«
    »Dann seid ihr also seine Freunde«, stellte die Heldin fest. »Bestimmt wird er kommen, um euch zu retten.« Sie musterte Cohen und Bethan, starrte dann auf den Koffer.
    Trymon hatte ausdrücklich darauf hingewiesen, die Kiste sei auf keinen Fall anzurühren. Es heißt, aus Neugier könne man sich die Finger verbrennen, aber Herrena trug metaphorische Asbest-Handschuhe.
    Sie strich das Netz beiseite und griff nach der Klappe.
Zweiblum zuckte zusammen.
    »Abgeschlossen«, stellte die Heldin fest. »He, Dicker, wo ist der Schlüssel?«
    »Es… es gibt gar keinen«, erwiderte der Tourist.
    »Wenn ich mich nicht sehr irre, ist das hier ein Schlüsselloch«, sagte Herrena und deutete darauf.
»Nun, ja«, antwortete Zweiblum voller Unbehagen. »Aber wenn sich der Koffer nicht öffnen will, bleibt er zu.«
Herrena bemerkte das verächtliche Lächeln Gancias und knurrte. »Ich will, daß die Truhe geöffnet wird«, sagte sie scharf. »Kümmer du dich darum, Gancia.« Sie kehrte ans Feuer zurück.
Gancia holte ein langes, scharfes Messer hervor und beugte sich zu Zweiblum herab.
»Sie will, daß die Truhe geöffnet wird«, wiederholte er, sah den anderen Mann an und lächelte.
»Hast du gehört, Weems?«
    »Ja. Und ihr Wunsch ist mir Befehl.«
    Gancia hielt die Klinge so, daß sie genau auf Zweiblums Nasenspitze zielte.
    »Hör mal«, sagte der Tourist geduldig, »ich glaube, ihr versteht nicht. Niemand kann den Koffer öffnen, wenn er schlechte Laune hat und den Deckel zuhält.«
    »O ja, natürlich, hatte ich ganz vergessen«, entgegnete Gancia nachdenklich. »Es ist eine magische Kiste, oder? Mit vielen kleinen Füßen, nicht wahr? He, Weems, siehst du irgendwelche kleinen Füße? Nein?«
    Er setzte das Messer an Zweiblums Kehle.
    »Weißt du, solche Dinge verärgern mich«, sagte er. »Und auch Weems. Er ist ziemlich mundfaul, aber wenn er was sagt, geht’s den Leuten an den Kragen. Deshalb rate ich dir: Öffne – die – Kiste!«
    Er drehte sich um, trat nach der Truhe und hinterließ eine Delle im Holz.
Irgend etwas klickte leise.
    Gancia grinste, als die Klappe langsam und mit einem dumpfen Knarren aufschwang. Der flackernde Schein des Feuers im Höhlenzugang fiel auf schimmerndes Gold – Gold in Form von Tellern, Pokalen, Ketten und Münzen. Den habgierigen Blicken der Söldner bot sich ein kostbarer Schatz dar.
    »Na bitte«, sagte Gancia leise.
    Er sah kurz in Richtung der anderen Männer, die nach draußen getreten waren und irgend jemandem etwas zuzurufen schienen, richtete seine nachdenkliche Aufmerksamkeit dann auf Weems. Gancias Lippen bewegten sich lautlos, als er sich der ungewohnten Mühe mentaler Arithmetik unterzog.
    Er betrachtete sein Messer, doch zur selben Sekunde bewegte sich der Boden.
     
     
    » I ch habe jemanden gehört«, sagte einer der Söldner. »Er scheint dort unten zu sein. Irgendwo zwischen den, äh, Felsen.«
    Rincewinds Stimme hallte durch die Nacht.
    »Hört ihr mich?« rief er.
    »Ja«, antwortete Herrena. »Was willst du?«
    »Ihr seid in großer Gefahr!« rief der Zauberer. »Löscht sofort das Feuer!«
    »Nein, nein«, erwiderte die Heldin. »Du bringst alles durcheinander. Du bist in Gefahr. Und das Feuer bleibt.«
    »Aber der große alte Troll…«
    »Es ist allgemein bekannt, daß sich Trolle von Flammen fernhalten«, sagte Herrena und nickte. Zwei Männer zogen ihre Schwerter und verschwanden in der Finsternis.
    »Das stimmt schon!« Rincewind klang verzweifelt. »Aber dieser ganz bestimmte Troll kann es nicht!«
    »Was kann er nicht?« Herrena runzelte die Stirn. Das Entsetzen in der Stimme des Magiers blieb nicht ohne Wirkung auf sie.
    »Sich von den Flammen fernhalten. Sie verbrennen ihm nämlich die Zunge.«
    Dann bewegte sich der Boden.
    Der Alte Großvater erwachte ganz langsam aus seinem jahrhundertelangen Schlummer. Es fiel ihm sogar ziemlich schwer, sich aus seinen Träumen zu lösen, und einige Dutzende Jahre später wäre ihm das vermutlich nicht mehr gelungen. Wenn ein Troll alt wird und ernsthaft übers Universum nachzudenken beginnt, zieht er sich normalerweise an einen entlegenen Ort zurück, um in aller Ruhe zu philosophieren. Nach einer Weile vergißt er seine Gliedmaßen, und als Folge davon setzt ein umfassender Kristallisationsprozeß ein – bis nur noch ein winziger Lebensschimmer übrigbleibt, tief

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