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Das Licht der Phantasie

Das Licht der Phantasie

Titel: Das Licht der Phantasie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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etwas in die Hand.
»Ein Geschenk«, sagte er. »Du kannst es bestimmt gebrauchen.«
    Hastig kehrte er in sein Geschäft zurück. Die Türklingel bimmelte, und das Schild wechselte die Aufschrift, verkündete nun: ›Blutegel für Vampirsuppen und Leichenmaden für Ghule derzeit nicht auf Lager‹. Dann krochen einige Saugnäpfe übers Portal, fuhren Augenstiele aus, zwinkerten Rincewind und seinen Begleitern zu, schmatzten und schlossen die Pforte. Wenige Sekunden später löste sich der Laden in Luft auf und wich einer festen Mauer.
    Zweiblum schüttelte fassungslos den Kopf, streckte die Hand aus und berührte die Steine.
»Was ist in der Tasche?« fragte Rincewind.
    Sein Blick galt einem dicken braunen Papierbeutel mit Haltekordeln. »Ich hoffe nur, das Ding hat keine Füße«, sagte Bethan.
Zweiblum sah hinein und holte einen kleinen Gegenstand hervor. »Ist das alles?« brummte Rincewind. »Ein kleines Häuschen mit Muscheldach?«
    »Ein recht nützliches Objekt«, erwiderte der Tourist schmollend. »Man kann Zigaretten darin aufbewahren.«
    »Und das ist unter den gegebenen Umständen sehr wichtig, wie?« spottete der Zauberer.
»Ein Fläschchen mit extrastarkem Sonnenöl wäre mir weitaus lieber«, warf Bethan ein.
»Kommt!« meinte Rincewind und setzte sich wieder in Bewegung. Seine Begleiter folgten ihm.
    Zweiblum musterte Bethan und kam zu dem Schluß, daß die Situation nach einigen netten Bemerkungen verlangte, nach Worten des Trostes, um Bethan von ihrer Niedergeschlagenheit zu befreien und sie ein wenig aufzumuntern.
    »Kopf hoch!« murmelte er. »Es besteht eine geringe Wahrscheinlichkeit, daß Cohen noch lebt.«
    »Oh, in dieser Hinsicht mache ich mir keine Sorgen«, entgegnete die junge Frau und stapfte so übers Pflaster, als hege sie gegen jeden Stein einen ganz persönlichen Groll. »In seinem Beruf wird man nicht siebenundachtzig Jahre alt, wenn man dauernd stirbt. Ich bedaure nur, daß er nicht bei uns ist.«
    »Ebensowenig wie mein Koffer«, meinte Zweiblum. »Ich meine, es bestehen natürlich gewisse Unterschiede zwischen Cohen und der Truhe, und ich habe keineswegs die Absicht, intelligentes Birnbaumholz zu heiraten, aber…«
    Bethan seufzte. »Glaubst du, der Stern fällt auf die Scheibenwelt herab?«
    »Nein«, sagte Zweiblum zuversichtlich.
»Warum nicht?«
    »Weil Rincewind so etwas offenbar nicht für möglich hält.« Cohens Verlobte musterte ihn erstaunt.
»Äh«, fuhr der Tourist fort, »weißt du, es ist wie mit Seetang. Was fängt man damit an?«
    Bethan war in der Wirbel-Ebene aufgewachsen, kannte das Meer nur vom Hörensagen und hatte schon als Kind entschieden, daß es ihr nicht gefiel. Sie runzelte die Stirn.
    »Man verspeist ihn als Gemüse?«
    »Nein. Man hängt ihn getrocknet vor die Tür, um festzustellen, ob ein Gewitter im Anzug ist.«
    Bethan wußte längst, daß es praktisch unmöglich war, Zweiblums sonderbare Hinweise und Vergleiche zu verstehen. Man konnte nur hoffen, nicht vollständig den Faden zu verlieren und irgendwann eine Wortfolge zu hören, die zumindest einen gewissen Sinn ergab. Die junge Frau faßte sich in Geduld.
    »Ich verstehe«, log sie.
»Mit Rincewind ist es ähnlich.«
    »Ach?«
    »Ja. Wenn es irgend etwas gäbe, vor dem man sich fürchten müßte, ge riete er sofort in Panik. Doch das ist nicht der Fall. Er hat praktisch vor allem Angst – der Stern bildet die einzige Ausnahme. Nun, wenn Rincewind gelassen bleibt, so gibt es nicht den geringsten Grund zu Besorgnis.«
    »Du meinst, wir brauchen nicht mit zuckenden Blitzen und prasselndem Regen zu rechnen?« fragte Bethan.
    »Nein. Metaphorisch ausgedrückt.«
    »Oh!« Bethan verzichtete auf die Frage, was Zweiblum mit ›metaphorisch‹ meinte. Vermutlich hatte es irgend etwas mit Seetang zu tun.
Rincewind drehte sich um.
    »Beeilt euch!« rief er. »Jetzt ist es nicht mehr weit.«
    »Wohin willst du?« erkundigte sich Zweiblum.
»Zur Unsichtbaren Universität. Das liegt doch auf der Hand.«
    »Hältst du das für klug?«
    »Nun, ich würde es mir lieber in einem gemütlichen Heuschober bequem machen und mich gründlich ausschlafen, aber es gibt da einige Dinge…« Rincewind brach ab, schnitt eine schmerzerfüllte Grimasse und preßte beide Hände an die Schläfen.
    »Setzt dir schon wieder der Zauberspruch zu?«
    »Jargh.«
    »Summ irgendeine Melodie! Das lenkt ab.«
Rincewind ächzte und rollte mit den Augen. »Ich werde dafür sorgen,
    daß mich die verdammte Formel endlich in Ruhe läßt«,

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