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Das Licht der Phantasie

Das Licht der Phantasie

Titel: Das Licht der Phantasie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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aus!«
    Er rechnete mit einem zornigen Fluch und Antworten wie ›Für wen hältst du dich?‹ oder ›Was fällt dir eigentlich ein?‹ oder ›Ich rauche, wann und wo es mir gefällt!‹. Aber erstaunlicherweise blieb alles still. Der zurechtgewiesene und beleidigte Zauberer nahm einfach nur den Stummel aus dem Mund und zertrat ihn.
    Trymon jubelte innerlich. Sie gehorchen mir also, dachte er. Wenigstens hier und jetzt. Nun, einige Minuten ge nügen mir… Er starrte auf die krakelige Schrift eines längst verstorbenen Thaumaturgen.
    »Aha, hier haben wir’s«, sagte er. »Also gut: ›Um Den Hüther Des Buches Zsu Beschwörigen…‹«
     
     
    D ie Menge stürmte über eine der Brücken, die Morpork mit Ankh verbanden. Der Strom darunter, der selbst dann stank, wenn das Schmelzwasser im Frühling den größten Teil des Schmutzes fortspülte, war eine dampfende Kloake, auf ein Rinnsal zusammengeschrumpft.
    Die Brücke erbebte heftiger, als es normalerweise der Fall sein sollte. Sonderbare Wellenmuster bildeten sich auf den Resten des Flusses. Einige Schindeln rutschten vom Dach eines nahen Hauses.
    »Was hat das zu bedeuten?« fragte Zweiblum.
Bethan sah zurück und schrie.
    Der neue Stern ging auf. Als die Sonne der Scheibenwelt hastig hinter den Horizont floh, kletterte der aufgeblähte Unheilsball langsam höher und starrte mit rotem Verderbensblick herab.
    Zweiblum und Bethan zogen Rincewind in eine Nische. Die aufgebrachte Meute schenkte ihnen überhaupt keine Beachtung und eilte weiter, erschrocken und entsetzt wie Lemminge.
    »Der Stern hat Flecken«, sagte der Tourist.
    »Nein«, widersprach Rincewind. »Es sind… Dinge. Irgendwelche Objekte, die ihn umkreisen. So wie unsere Sonne die Scheibenwelt. Aber die Entfernung zu ihnen verringert sich, weil, weil…« Er zögerte. »Ich hätte es fast gewußt.«
    »Was?«
    Der Zauberer winkte ab. »Ich muß endlich den verdammten Zauberspruch loswerden!«
    »Wo geht’s zur Universität?« fragte Bethan.
    »Hier entlang!« Rincewind deutete auf die Straße und marschierte los. »Offenbar ist sie ziemlich beliebt. Alle sind dorthin unterwegs.«
    »Warum wohl?« murmelte Zweiblum.
»Nun«, sagte Rincewind langsam, »ich glaube kaum, daß die Leute beabsichtigen, sich für ein Studium einzuschreiben.«
    Er irrte sich nicht: Die Unsichtbare Universität wurde belagert, zumindest jene Teile, die bis in die gewöhnlichen Realitätsdimensionen reichten. Die Menge vor den Toren stellte einige Forderungen, und insbesondere zwei davon wurden mit besonderem Nachdruck vorgetragen. Die ebenso zornigen wie verängstigten Bürger der Stadt verlangten, daß die Zauberer a) mit ihrer Herumpfuscherei aufhörten und endlich etwas gegen den Stern unternahmen oder sich b) – und dafür optierten die Sternenleute – von der Thaumaturgie abwandten, gemeinsamen Selbstmord begingen und die Scheibenwelt auf diese Weise vom Fluch der Zauberei befreiten, worin sie die Ursache der gräßlichen Gefahr am Himmel sahen.
    Die Zauberer auf der anderen Seite der hohen Mauern wußten nicht, wie sie a) bewerkstelligen sollten, fanden keinen sonderlichen Gefallen an b) und entschieden sich für c). Die meisten von ihnen schlichen durch kleine Seitentüren und eilten auf Zehenspitzen davon, so schnell und weit wie möglich.
    Die Reste zuverlässiger Magie, die in der Universität verblieben, wurden dazu eingesetzt, die großen Tore geschlossen zu halten. Die Thaumaturgen waren zwar stolz auf ihre mit Zauberei verriegelten Portale, bedauerten es nun aber, daß die Architekten kein Reservesystem für Notfälle geplant hatten, zum Beispiel stabile Halterungen und zwei dicke Balken aus massivem Stahl.
    Auf dem Platz vor den Toren loderten mehrere große Feuer. Ihre Aufgabe bestand nur darin, für Dramatik zu sorgen, denn der rote Stern brannte mit im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubender Hitze vom Himmel.
    »Man kann noch immer die Sterne sehen«, sagte Zweiblum. »Die anderen, meine ich. Die kleineren. Vor einem schwarzen Hintergrund.«
    Rincewind überhörte ihn und beobachtete statt dessen die Portale. Einige Sternenleute und normal verrückte Bürger versuchten, sich gewaltsam Zutritt zu verschaffen.
    »Es ist hoffnungslos«, meinte Bethan. »Der Weg in die Universität ist versperrt. He, was hast du vor?«
    »Ich mache nur einen kleinen Spaziergang«, erwiderte Rincewind. Mit langen und entschlossenen Schritten marschierte er durch eine Gasse.
    Mehrere freischaffende Plünderer waren gerade

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