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Das Licht der Phantasie

Das Licht der Phantasie

Titel: Das Licht der Phantasie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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damit beschäftigt, einen Laden leerzuräumen, aber Rincewind beachtete sie nicht. Er wanderte an der Wand entlang, bis er eine Stelle erreichte, wo sie parallel zu einer schmalen Nebenstraße verlief und sich der für Ankh-Morpork typische Geruch – manche würden sagen: Verwesungsgestank – noch weiter verstärkte.
    Eine Zeitlang beobachtete er die Mauer aufmerksam. Sie reichte sechs Meter in die Höhe und wies oben Dutzende von spitzen Metalldornen auf.
    »Ich brauche ein Messer«, sagte er.
»Um dich durch den Stein zu schneiden?« fragte Bethan abfällig.
    »Besorgt mir nur ein Messer!« Rincewind begann damit, die Wand abzuklopfen.
    Zweiblum und Bethan wechselten einen kurzen Blick und hoben die Schultern. Einige Minuten später kehrten sie mit mehreren Dolchen zurück, und der Tourist hatte sogar ein Schwert aufgetrieben.
    »Wir haben uns in einem Geschäft bedient«, erklärte Bethan. »Und Geld zurückgelassen«, fügte Zweiblum hinzu. »Ich meine: Das hätten wir getan, aber leider bin ich derzeit ziemlich knapp bei Kasse…«
    »Er bestand darauf, eine kurze Nachricht zu schreiben«, seufzte Bethan.
    Zweiblum richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Es war kaum der Mühe wert.
»Ich sehe keinen Grund…«, begann er eingeschnappt.
    »Ja, ja, schon gut!« Bethan winkte ab und nahm im Schneidersitz Platz. »In deiner Heimat scheinen seltsame Sitten zu herrschen. Wenn dort alle Leute so sind wie du…« Sie schüttelte den Kopf und sah Rincewind an. »Die Plünderer haben kein Geschäft verschont. Wir sind sogar einigen Burschen begegnet, die Musikinstrumente auf einen Karren luden. Verrückt, was?«
    »Inzwischen wundert mich überhaupt nichts mehr«, entgegnete der Magier. »Vielleicht wollen sie den bevorstehenden Weltuntergang musikalisch untermalen.«
    Er griff nach einem Messer, prüfte die Klinge, stieß sie in einen schmalen Spalt zwischen zwei Steinen und drehte sie mehrmals. Als er zurücktrat, löste sich ein breiter Ziegel und fiel zu Boden. Rincewind hob den Kopf, zählte lautlos und bohrte den Dolch in eine weitere Mörtelschicht.
    »Wie hast du das fertiggebracht?« fragte Zweiblum.
    »Hilfst du mir bitte hoch?« entgegnete der Zauberer. Er nutzte die Löcher in der Mauer als Trittstellen und setzte das Messer ein, um weitere Steine aus der Wand zu hebeln. Auf diese Weise arbeitete er sich Meter um Meter in die Höhe.
    »Die Studenten der Unsichtbaren Universität hüten dieses Geheimnis schon seit Jahrhunderten«, sagte er. »Einige Ziegel sitzen ganz locker. Ein geheimer Zugang. He, ihr da unten, paßt auf!«
    Ein Granitbrocken fiel aufs Pflaster.
    »Für die Schüler und Novizen eine gute Möglichkeit, nach dem Zapfenstreich zu verschwinden und spät in der Nacht zurückzukehren«, fügte Rincewind hinzu.
    »Oh«, machte Zweiblum, »jetzt verstehe ich. Über die Mauer und ein Streifzug durch Schenken und Tavernen. Jubel, Trubel, Heiterkeit. Trinken, singen und Gedichte vortragen. Auf den Putz hauen. Die Sau rauslassen. Richtig einen draufmachen.«
    »Stimmt genau – bis auf das Singen und die Gedichte«, antwortete Rincewind. »Nun, einige der Eisendorne müßten sich leicht lösen lassen…« Ein metallenes Klappern folgte auf seine Worte.
    »Auf dieser Seite ist es nicht sehr tief«, ertönte kurz darauf die etwas leisere Stimme des Zauberers. »Kommt jetzt! Wenn ihr unbedingt wollt.« Und so betraten Rincewind, Zweiblum und Bethan die Unsichtbare Universität.
    Während im Kellergeschoß tief unten…
Die acht Zauberer schoben ihre Schlüssel in acht Schlösser, drehten sie und wechselten besorgte Blicke. Ein seltsames Geräusch erklang, wie von einer stumpfen Klinge, die langsam durch dicke Wurst schnitt.
    Die Kette rasselte und löste sich vom Buch. Blasses oktarines Funkeln tanzte über den Deckel.
    Trymon streckte die Hand aus und griff nach dem Oktav. Niemand erhob Einwände.
Irgend etwas prickelte ihm auf der Haut, als er sich der Tür zuwandte.
    »Und jetzt in den Großen Saal, Kollegen«, sagte er. »Wenn ich vorausgehen darf…«
Wieder blieb alles still.
Trymon klemmte sich das Buch unter den Arm. Es schien immer wärmer zu werden, sich hin und her zu winden.
    Bei jedem Schritt rechnete er mit einem Schrei, mit lautem Protest. Aber nichts dergleichen geschah. Trymon brauchte seine ganze Selbstbeherrschung, um nicht schallend zu lachen. Es war alles wesentlich einfacher, als er angenommen hatte.
    Die anderen Magier wandten sich gerade erst von dem greulichen Pult ab, als er

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