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Das Licht der Toten: Roman (German Edition)

Das Licht der Toten: Roman (German Edition)

Titel: Das Licht der Toten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cyrus Darbandi
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weil mir das keine Ruhe lässt, sorge ich dafür, dass einige andere Leute in dieser Stadt auch keine finden, und ja, richtig, damit meine ich eine ganz bestimmte Person.«
    Markowitz nickte und fasste sich langsam wieder.
    »Das ist ja auch Ihr Job. Dafür bezahlt der Staat Sie auch.«
    Abraham sagte: »Glauben Sie mir, ich würde sogar umsonst arbeiten, damit solche mörderischen Scheißkerle von der Straße kommen. Aber ich bin nicht allwissend. Ich benötige Spuren, Hinweise, noch nicht mal ein fett blinkendes Warnsignal oder die Schrift an der Wand, nur einen Hauch, ein Flüstern, manchmal reicht das aus.«
    Markowitz nickte erneut. Blickte zu der offenen Schlafzimmertüre, aufs Bett, wo seine neue Frau saß. Er sagte: »Es tut mir so leid, Schatz.« Die junge Frau zeigte keine Reaktion. Sie sah zu Boden, die Hände gefaltet, ihre ganze Gestalt, ihr Leben zusammengefaltet und in ängstlicher Hab-Acht-Stellung.
    »Wie ist ihr Name?«
    »Was?«
    »Ihre Frau, wie heißt sie?«
    »Co Bao. Sie stammt aus Vietnam. Fragen Sie mich nicht, wo das ist, ich bin noch nie weiter als bis Potsdam gekommen.«
    »Tja, dann stellen Sie sich mal vor, wie das für Co Bao ist. Weit weg von zu Hause, in einem kalten, fremden Land, mit Menschen, die anders aussehen und sich anders benehmen, wer hätte da nicht Angst?«
    Markowitz sagte: »Es ist keine Scheinehe …«
    »Ich sagte doch, das ist nicht meine Baustelle.«
    Markowitz sagte: »Co Bao tut mir gut. Ich würde völlig verwahrlosen ohne sie.«
    »Wieso schlagen Sie sie dann?«
    »Weil ich saufe … weil ich schwach bin.«
    Leute wie Markowitz, dachte Abraham, fanden immer dieselbe einfache Antwort für ihr Problem, Mitgefühl zu empfinden. Am liebsten hätte Abraham Co Bao mitgenommen und weggebracht. Das hier war eine verlorene Sache. Aber er hatte einen Killer zu finden, und das schnell.
    »Edda«, sagte er. »Sie sind ihr doch noch begegnet.«
    »Ab und zu. Wenn wir uns, jetzt jeder für sich, eindeckten. Beim Aldi, an der Tanke …«
    »Und?«
    »Wir wechselten kein Wort miteinander. Wie Fremde. Alles, was zwischen uns lag, war erloschen. Als würde man über die Asche des jeweils anderen gehen.«
    »War sie jemals in Begleitung eines anderen Mannes?«
    »Sie war alleine … wie ich, bis ich Co Bao begegnete.«-Verdammt. Abraham versuchte, ruhig zu bleiben, um Markowitz, der in einer sehr fragilen Stimmung war, nicht zu verunsichern. Aus unzähligen Verhören unter Lohmann hatte er gelernt, dass die meisten Leute keine Antworten auf Fragen geben, sondern sie verraten, wenn man sie nur lange genug unter Druck setzt und dabei nicht lockerlässt. Er konnte regelrecht fühlen, wie es in dem Mann arbeitete, als dieser die Räume seiner Erinnerung eine nach dem anderen aufschloss. In diesen düsteren Räumen fand er jedes Mal erneut seine Exfrau vor, jede ihrer Kämpfe, ihrer Exzesse, ihrer täglichen Untergänge. Es war wie ein elektrischer Sturm, als zöge jemand an sämtlichen Nervensträngen.
    Es war Schmerz, Qual, Schuld, es war ein großer Mist, ein Scheißhaufen von Leben am Wegesrand.
    »Einmal«, sagte Markowitz. »Einmal war sie nicht alleine. Das war im Tiergarten. Ich war zufällig dort … vertrödelte den Tag. Ich hatte mir angewöhnt, durch die halbe Stadt zu laufen, ziellos, einfach nur einen Fuß vor den anderen zu setzen … ich dachte, es würde mich irgendwohin führen, ich weiß nicht wo.«
    »Es hat Sie an diesem Tag zu Ihrer Ex geführt. Wer war in ihrer Begleitung?«
    »Ein junger Kerl. Relativ jung, zumindest für sie. Ich hab die beiden nicht von nahem gesehen. Ich könnte ihn nicht mal richtig beschreiben. Irgendwie passte es nicht zusammen.«
    »Wie meinen Sie das? Denken Sie nach.«
    »Es war nicht so, dass er sie bedrohte, im Gegenteil. Sie saßenauf einer Bank und schienen sich angeregt zu unterhalten. Aber ich wusste, dass sie um diese Tageszeit meist schon abgefüllt war und zu nichts zu gebrauchen. Es war auch mehr der Typ, der auf sie einredete. Sie schienen sich zu kennen … er strich ihr über das Haar, und einmal berührte er ihre Wange. Und … sie lachte dabei.«
    »Wie sah er aus? Beschreiben Sie ihn.«
    »Ich bin mir nicht mehr sicher … ich weiß es nicht.«
    Abraham rief: »Scheißdreck! Natürlich wissen Sie’s. Alleine dass der Kerl Ihre Ex zum Lachen bringt, muss Sie doch fertiggemacht haben. Immerhin hat er etwas zustande gebracht, was Ihnen nicht mehr gelungen ist. Ich an Ihrer Stelle hätte mir diesen Kerl genauer

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